Torschütze Robert Glatzel, Bakery Jatta und David Kinsombi (l-r) jubeln über die Hamburger 1:0-Führung im Nord-Derby. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Carmen Jaspersen/dpa)

Mit dem ersten Derby-Sieg seit mehr als fünf Jahren hat sich der Hamburger SV in der 2. Fußball-Bundesliga endgültig zurückgemeldet und den Höhenflug des Nord-Rivalen Werder Bremen erst einmal gestoppt.

Der HSV gewann ein turbulentes Duell im Bremer Weserstadion mit 2:0 (2:0) und zog in der Tabelle an Werder vorbei auf Platz vier.

Beide Teams mit Platzverweisen

Vor 21.050 Zuschauern im unter Corona-Regeln ausverkauften Stadion erzielten Robert Glatzel (2. Minute) und Moritz Heyer (45.+1) im ersten Zweitliga-Derby beider Clubs die Treffer für die Gäste. Beide Teams beendeten die Partie mit zehn Spielern, weil Bremens Christian Groß (31.) und Hamburgs Sebastian Schonlau (52.) jeweils Gelb-Rot sahen.

«Das wird uns auf jeden Fall Rückenwind geben», sagte Torschütze Glatzel. Trainer Tim Walter befand, dass seine Mannschaft bis zur gelb-roten Karte alles im Griff gehabt habe. «Die Jungs haben sich gefreut, dass wir zwei Spiele hintereinander gewonnne haben», sagte der Coach im TV-Sender Sky. «Es war heute nicht unser Tag», befand Bremens Neuzugang Mitchell Weiser, «viele Momente waren in dem Spiel, wo es hätte anders laufen können.»

Das erste Nordduell seit dreieinhalb Jahren entwickelte sich von Anfang an zu einer turbulenten Partie. Bereits mit der ersten Chance gingen die Gäste in Führung. Nach feinem Zuspiel von Heyer war Glatzel gegen die noch unorganisierten Bremer per Kopf zur Stelle. Werder reagierte danach mit wütenden Angriffen, die Hausherren wurden dabei aber früh zu hektisch und spielten zu unkontrolliert. Der HSV machte insgesamt den reiferen Eindruck und war nach etwas mehr als einer halben Stunde auch noch in Überzahl, weil Groß völlig übermotiviert HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes umgrätschte und dafür zurecht die gelb-rote Karte sah.

«Nackenschläge» in einem turbulenten Derby

Lag Schiedsrichter Sascha Stegemann mit dieser Entscheidung richtig, entschied er wenig später aus Sicht der Bremer falsch. HSV-Abwehrchef Schonlau hatte im Strafraum Werder-Stürmer Marvin Ducksch zu Fall gebracht, doch der Elfmeterpfiff blieb aus. Das Weserstadion tobte nun endgültig, Werder-Coach Markus Anfang hüpfte an der Seitenlinie völlig außer sich auf und ab.

Als Stegemann dann in der 42. Minute auch noch einen Freistoßtreffer von Ducksch nicht gab, weil Werder-Neuzugang Weiser regelwidrig in der Mauer der Gäste gestanden hatte, verstanden die Grün-Weißen die Welt erst einmal nicht mehr. «Ich kannte das einfach nicht. Es ist traurig. Es tut weh für die Mannschaft», bekannte Weiser. Doch die Bremer mussten vor der Pause noch einen weiteren Nackenschlag verkraften. In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs erhöhte Heyer für den HSV per Kopf auf 2:0.

Nach dem Seitenwechsel bemühte sich Werder dennoch weiter darum, ins Spiel zurückzufinden. Als HSV-Kapitän Schonlau ebenfalls Gelb-Rot sah, witterten die Bremer noch einmal Morgenluft. Doch bei allem Einsatz fand Werder gegen die stabile HSV-Defensive lange Zeit keine Mittel. Stattdessen versäumte es Bakery Jatta, nach etwas mehr als einer Stunde für die Entscheidung zu sorgen, als er am Bremer Torwart Michael Zetterer scheiterte. Für Werder vergaben zweimal der eingewechselte Niclas Füllkrug (74., 77.) sowie in der Nachspielzeit Milos Veljkovic den Anschlusstreffer.

Von Lars Reinefeld, dpa

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