Steht gegen Armenien wieder im DFB-Tor: Manuel Neuer. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Eine Sache wollte Hansi Flick vor seinem Heimdebüt als Bundestrainer mit dem Spitzenspiel gegen Armenien noch loswerden.

«Also wichtig ist, wir Trainer sind nicht blind», setzte Flick bei der Pressekonferenz der Fußball-Nationalmannschaft in Stuttgart zu einem Klartext-Statement an. Der nörgelnde Unterton in der öffentlichen Bewertung der mageren Torausbeute beim 2:0-Debüt gegen Liechtenstein hatte ihm nicht gefallen. Das musste vor dem Duell um Platz eins in der Gruppe J der WM-Qualifikation am Sonntag (20.45 Uhr/RTL) gegen den Überraschungsspitzenreiter um den früheren Dortmunder Henrich Mchitarjan unbedingt gesagt werden.

«Wir sind auch nicht dazu da, Dinge schön zu reden. Wir können, was die Torausbeute betrifft, nicht zufrieden sein», fügte Flick erklärend an. Auch die Enttäuschung der Fans, von denen in Stuttgart immerhin 18.000 wieder in der Mercedes-Benz-Arena sein werden, konnte der 56-Jährige verstehen. Aber: «Auf dem Anfang eines Weges, den man gemeinsam geht, sind für Trainer auch andere Dinge wichtig», stellte Flick klar. Der «Wille» der Spieler, der ständige «Impuls», nach vorne zu spielen. Diese taktischen Elemente sind für Flick von großer Bedeutung. Die will er auch gegen Armenien wieder sehen.

Flicks Premieren-Torschütze Timo Werner wollte die Debatte um die maue Trefferausbeute gegen ein No-Name-Team auch nicht überbewerten. «Mal gewinnt man ein Spiel 8:0, 9:0. Und dann gewinnt man nur 2:0», sagte der Chelsea-Angreifer, der sich in seiner Karriere schon oft genug mit persönlichen Stürmerkrisen konfrontiert sah.

«Wir spielen Fußball, damit es Spaß macht. Dafür haben wir ein Ziel, lasst es uns angehen», forderte Werner vor dem Länderspiel in seiner Stuttgarter Heimat. Wichtiger sei ohnehin, so Werner sinngemäß mit Blick Richtung WM in Katar, dass man die wenigen Chancen gegen Topgegner nutze und nicht die vielen gegen einen Außenseiter.

Bei Cola und Popcorn hatten Werner und seine Teamkollegen die Vorbereitung auf das Armenien-Spiel am Freitagabend mit einem rasanten Kino-Abend begonnen. Einen Action-Film hatten sich die Nationalspieler ausgesucht. Flick fand das gut, auch wenn er selbst eine andere Abendunterhaltung wählte. Jetzt solle das Tempo aus dem Streifen auch auf den Platz gebracht werden, bemerkte der Bundestrainer. Mit einem Sieg steht die DFB-Elf da, wo sie für Flick logischerweise hingehört: Auf Platz eins der Quali-Gruppe, der im November das direkte WM-Ticket nach Katar bringen würde.

Beim zweiten Schritt des zu Flicks Premieren-Dreierpack ausgerufenen Neun-Punkte-Ziels kehrt Manuel Neuer ins Tor zurück. Der Kapitän ist nach einer Knöchelblessur wieder einsatzbereit. Wie der wegen muskulärer Probleme nicht spielfähige Thomas Müller wird Neuer vor dem Anpfiff für den jeweils 100. Länderspiel-Einsatz vom DFB geehrt. Gerade für Müller ist es eine Auszeichnung mit Verspätung: Sein Jubiläum liegt schon fast drei Jahre zurück. Es folgte die Ausbootung durch Joachim Löw und der Corona-Break mit Länderspielen ohne Fans.

Außenverteidiger Robin Gosens, der sich gegen Liechtenstein kurz vor Schluss am Fuß verletzt hatte, wird gegen Armenien ausfallen. Die Kapselverletzung am linken Fuß lässt aber womöglich einen Einsatz im dritten Länderspiel in Reykjavik gegen Island zu. «Er ist auf dem Weg der Besserung», berichtete Flick. Für Gosens könnte der 23 Jahre alte Hoffenheimer David Raum zum Debüt im A-Team kommen. Festlegen wollte sich der Bundestrainer auf diese Lösung aber vorab nicht.

«So weit sind wir noch nicht, dass wir die Aufstellung preisgeben, aber wir haben auch andere Optionen. Deswegen warten wir mal ab», sagte Flick. Möglicherweise braucht er auch eine Alternative für Kai Havertz, der am Samstag leichte Symptome eines grippalen Infekts zeigte. Viel rotieren will Flick eigentlich nicht. Der Großteil der ersten Elf von Liechtenstein werde wieder auflaufen, kündigte er an. Sie soll bestmöglich häufiger treffen als noch gegen Liechtenstein.

Von Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa

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