Frank Baumann, Geschäftsführer Sport bei Werder Bremen, freut sich auf das Nordderby gegen den HSV. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Carmen Jaspersen/dpa/Archivbild)

Endlich wieder Nordderby! Dreieinhalb Jahre nach dem letzten Duell zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV treffen die beiden Erzrivalen am Samstag (20.30 Uhr/Sport1 und Sky) wieder aufeinander.

Dass die Umgebung mit Zweit- statt Erstklassigkeit eine ungewohnte und eher triste ist, mindert die Vorfreude auf die Partie in beiden Lagern nicht. «Nordderby ist immer etwas Besonders, egal in welcher Situation», sagte Bremens Geschäftsführer Sport Frank Baumann der Deutschen Presse-Agentur. «Auch in der Zweiten Liga hat das Nordderby von der Brisanz nichts verloren. An dieses Derby reicht in Deutschland sonst nur noch Dortmund gegen Schalke heran.»

Nordderby mit großer Historie

In der Tat kann das Nordduell auf eine große Historie mit vielen brisanten Duellen zurückblicken. Unvergessen ist der Viererpack aus dem Jahr 2009, als beide Clubs innerhalb von rund drei Wochen vier Mal gegeneinander spielten. Der große Gewinner hieß vor zwölf Jahren Werder Bremen. Die Grün-Weißen setzten sich sowohl im Halbfinale des DFB-Pokals als auch im Halbfinale des UEFA-Cups durch. Gegen tief gefrustete Hamburger entschieden sie dann auch noch das Liga-Duell für sich.

Nicht wenige Beobachter sehen in diesen vier Duellen den Beginn des HSV-Niedergangs, der 2018 im erstmaligen Abstieg des Bundesliga-Dinos mündete. Man habe in der damaligen Enttäuschung viele Fehler gemacht, gestand der damalige HSV-Präsident Bernd Hoffmann. Im Frust über die verpassten Titelchancen kam es zur Trennung von Trainer Martin Jol, der Auf- wandelte sich in einen Abschwung.

Inzwischen sind die Hamburger in ihrem vierten Zweitligajahr zu einem ganz normalen Mitglied des Fußball-Unterhauses geworden. Nach dem dritten verpassten Aufstieg im Sommer ist die Erwartungshaltung an der Elbe zwar immer noch hoch, aber nicht mehr so riesig wie in den vergangenen Jahren.

Bremen nach Abstieg mit Aufwind

Das ist in Bremen ganz anders. Der Frust über den ersten Abstieg aus der Ersten Liga seit 41 Jahren sitzt immer noch tief, so langsam scheint an der Weser aber ein Stimmungswandel einzusetzen. Neben den beiden jüngsten 3:0-Siegen gegen Rostock und Ingolstadt ist dafür auch der aktuelle Kader verantwortlich, der nach dem Ende der Transferperiode besser aussieht als von vielen Fans befürchtet. Vor allem die Verpflichtungen von Torjäger Marvin Ducksch und des aus Leverkusen gekommenen Mitchell Weiser haben die Kritiker ein wenig verstummen lassen.

«Wir sind auf dem Weg, dass wir wieder alle gemeinsam durch die Saison gehen», sagte der neue Werder-Coach Markus Anfang zum zarten Pflänzchen der Wiederannäherung zwischen Fans und Club. Ein Sieg gegen den großen Nordrivalen am Samstag würde diese Verbindung zusätzlich verstärken. «In solchen Derbys kannst du dir sehr viel Kredit zurückholen», sagte Anfang.

Das gilt aber genauso für den HSV. Mit einem Sieg könnten die Hamburger am Rivalen vorbeiziehen und in die Spitzengruppe der Zweiten Liga vorstoßen. Und auch die Anhänger wären nach dem schwachen Saisonstart wieder versöhnt. «Wir wissen genau, welche Bedeutung dieses Spiel bei den Zuschauern hat», sagte HSV-Coach Tim Walter. Ob Erste oder Zweite Liga ist das völlig egal.

Von Lars Reinefeld, dpa

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