Für RB Leipzig fühlte sich der Punkt in Frankfurt wie eine Niederlage an. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Cheftrainer Jesse Marsch hat RB Leipzig als Titelmitfavorit und Bayern-Jäger vorerst abgeschrieben.

«Wir sind aktuell keines der Teams, das um die Meisterschaft mitkämpft», sagte er nach dem 1:1 (1:0) im Fußball-Bundesligaspiel am Samstagabend bei Eintracht Frankfurt verärgert. Einmal mehr verspielte der Vizemeister viele Torchancen und kassierte nach dem 1:0 durch Youssuf Poulsen (35. Minute) Sekunden vor dem Abpfiff den Ausgleich durch Tuta.

«Nicht abgezockt genug»

«Wir waren nicht abgezockt genug vor dem Tor. Wenn wir es gewesen wären, hätten wir vier oder mehr Tore erzielen können», sagte der US-Amerikaner und fand einen treffenden Begriff aus seiner Heimat für diese Ladehemmung der Leipziger: «Broken rocket» – defekte Rakete. Es sei «kein Spaß gewesen», so viele ungenutzte Chancen mit anzusehen: «Ich bin sicher nicht glücklich.»

Wenn es im Angriff besser gezündet hätte, hätte das nicht nur ordentlich Schubkraft für das Champions-League-Rückspiel am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) gegen Paris Saint-Germain gegeben. Mit einem Sieg wären die Sachsen auf Tabellenplatz vier aufgestiegen, statt mit 15 Punkten und zehn Zählern Rückstand auf München Achter zu sein.

«Jetzt müssen wir aber stark und positiv bleiben», sagte Marsch und betonte: «Wir haben einen Superkader und glauben an unsere Spielweise.» Immerhin habe man sechs Liga-Spiele in Serie nicht verloren. Dafür sind die Leipziger saisonübergreifend seit acht Spielen auswärts ohne Sieg. «Es ist wirklich schade, der Auswärtssieg war zum Greifen nahe. Wir waren nicht abgezockt genug», sagte Marsch.

Mintzlaff: Fühlt sich wie heftige Niederlage an

Die Statistiken interessierten RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff nach dem Last-Minute-Remis herzlich wenig. «Dass wir in letzter Minute der Nachspielzeit das 1:1 bekommen haben, ist extrem bitter», sagte der 46-Jährige sichtlich bedient. «Es fühlt sich nicht wie ein Unentschieden, sondern wie eine heftige Niederlage an.»

Ein langes Lamentieren können sich die Leipziger angesichts des Heimspiels gegen das französische Starensemble nicht leisten. Nach drei Niederlagen in der Königsklasse wird nur ein Sieg gegen PSG das Tor zum Achtelfinale noch einen Spalt öffnen. «Wir müssen gewinnen und werden sicher begeistert in das Spiel gehen», sagte Marsch, dessen Zuversicht durch zwei Pariser Personalien gestärkt wurde. Kylian Mbappé fehlte erkrankt gegen OSC Lille (2:1) und Lionel Messi musste wegen muskulärer Probleme in der Halbzeit ausgewechselt werden.

Silva ein Startelf-Kandidat

Für den RB-Coach ist zur Stärkung seiner Offensive André Silva ein Kandidat für die Startelf. «Es läuft noch nicht perfekt mit André, aber das ist normal», sagte Marsch. «Ich glaube, dass er gegen Paris von Anfang an spielen kann.» Der Portugiese war gegen Frankfurt nur eingewechselt worden. Während er für seinen Ex-Club in der letzten Saison 28 Tore erzielte, sind es in Leipzig bisher nur zwei gewesen. «Sicher wird er ein wichtiger Spieler für uns werden», sagte Marsch.

Im Hinspiel an der Seine hatten die Sachsen eine 2:1-Führung noch verspielt und mit 2:3 verloren. «In der Champions League wollen wir jetzt punkten», kündigte Torwart Peter Gulacsi an. «Wir haben uns schon in einigen Dingen gut entwickelt, es ist aber noch Luft nach oben.» Torschütze Poulsen stimmte der Auftritt am Main trotz des bitteren Endes auch positiv. «Wir haben eigentlich nur in den letzten 30 Sekunden der Parte etwas falsch gemacht», sagte der Däne.

Von Andreas Schirmer, dpa

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