Florian Kohfeldt war sichtlich gut gelaunt und voller Tatendrang zum Start in seinen neuen beruflichen Lebensabschnitt.
Bei seiner offiziellen Vorstellung als Trainer des VfL Wolfsburg präsentierte sich der 39-Jährige auf dem Podium des Presseraums der Volkswagen-Arena hochmotiviert und hatte den ein oder anderen lockeren Spruch parat. «Ja, hervorragend. Da muss ich mich auch im Spiel nicht umstellen», sagte er angesprochen auf die Vereinsfarben Grün und Weiß, die er schon aus seiner Zeit als Bremer Coach bestens kennt.
Zuvor hatte Kohfeldt am Donnerstagmorgen erstmals eine Übungseinheit seiner neuen Mannschaft geleitet. Bei bestem Herbstwetter mit strahlendem Sonnenschein war der Nachfolger von Mark van Bommel von den Fans am Trainingsplatz mit freundlichem Applaus begrüßt worden. In der Kluft seines neuen Arbeitgebers mit den Initialen «FK» auf der Brust nahm er zunächst eine Beobachterrolle ein, gab dann erste Kommandos und sprach mit den Spielern.
«Habe viel geredet»
Kommunikation ist ihm sehr wichtig. Schon am Tag vor dem ersten gemeinsamen Auftritt auf dem Rasen hatte sich Kohfeldt intensiv mit seinen Spielern ausgetauscht. «Man hört es vielleicht auch ein bisschen an meiner Stimme: Ich habe viel geredet», sagte er und ergänzte mit einem Lächeln: «Wir haben das ein oder andere Zeitfenster überschritten.»
Möglichst schnell die Mannschaft kennenlernen und ein Gefühl für das Teamgefüge bekommen – so oder so ähnlich könnte man Kohfeldts Plan der ersten Arbeitstage wohl zusammenfassen. Der gebürtige Siegener war quasi direkt aus seinem Urlaub in Wolfsburg gestartet. Erste Erkenntnisse hat er bereits gewonnen. «Ich habe eine Mannschaft vorgefunden, die aus meiner Sicht in sich intakt ist und die eine gewisse Orientierung braucht, wie wir das Spiel aufziehen wollen», sagte Kohfeldt.
In spielerischer und taktischer Hinsicht weiß er um die großen Möglichkeiten, die ihm der Wolfsburger Kader bietet. Die Leistungsträger der vergangenen Saison, in der sich der VfL unter Oliver Glasner für die Champions League qualifizierte, sind noch da. Die Spieler kennen sich, sind eingespielt.
Gute Basis für offensive Spielphilosophie
Zudem wurde der Kader gerade in der Offensive durch Lukas Nmecha, Luca Waldschmidt und die feste Verpflichtung von Maximilian Philipp weiter verstärkt. Anders als in Bremen findet Kohfeldt in Wolfsburg gute Bedingungen vor, um seine offensive Spielphilosophie zu verwirklichen.
Der VfL wirkte zuletzt allerdings ungewohnt verunsichert. Unter anderem Fehler in der Abwehr aus dem Spiel heraus und Schwächen bei gegnerischen Standardsituationen führten in Kombination mit überschaubarer eigener Torgefahr dazu, dass die Niedersachsen keines ihrer vergangenen acht Pflichtspiele gewannen. Kohfeldt will «Dynamik» und «Intensität» in der Arbeit gegen den Ball wieder stärker wecken. Statt statischem Ballbesitzfußball gehe es ihm zudem darum, «offensive Lösungen anzubieten, die sehr dynamisch sein sollen».
Viel Zeit, neue Dinge einzuüben, hat er zunächst allerdings nicht. Die erste komplette Woche hat es mit drei Spielen in acht Tagen in sich. Am Samstag tritt Wolfsburg bei Bayer Leverkusen an, am Dienstag folgt das Königsklassen-Duell mit Red Bull Salzburg. Vier Tage später empfängt der Volkswagen-Club den FC Augsburg.
Nach dem Trainerwechsel nimmt Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke das Team in die Pflicht. «Ich erwarte die Hingabe und die Leidenschaft aus der Vergangenheit, ich erwarte Intensität, in allem, was wir tun», wurde der 57-Jährige vom «Sportbuzzer» zitiert. «Ich erwarte, dass wir uns gemeinschaftlich, aus dieser Problemzone herausarbeiten. Und ich erwarte, dass die Mannschaft vorbehaltlos bereit ist, alles zu geben!»
Kohfeldt ist jedenfalls zuversichtlich. «Ich glaube, dass es hier eine sehr erfolgsversprechen Zeit sein kann», sagte er.