Einen Punkt konnte der VfB Stuttgart (weiße Trikot) gegen Union Berlin noch ergattern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Silas Stein/dpa)

Die Fans des VfB Stuttgart feierten ihre Mannschaft um Last-Minute-Joker Wahid Faghir noch lange nach dem Abpfiff mit Sprechchören, die Profis des 1. FC Union Berlin schlichen dagegen enttäuscht vom Rasen.

Dank eines Treffers in allerletzter Sekunde hat der dänische Neuzugang den Schwaben am Sonntag ein 1:1 (0:1) gesichert und damit den Sprung der Berliner auf einen Champions-League-Platz der Fußball-Bundesliga verhindert. «Ich freue mich riesig über mein erstes Bundesliga-Tor», meinte Fagir. «Ich fühle mich wie ein Sieger. Es war das erwartet schwere Spiel», fügte Marc Oliver Kempf bei DAZN hinzu.

Taiwo Awoniyi (31.) hatte die Gäste mit seinem siebten Saisontor in Führung gebracht. Als VfB-Mittelfeldspieler Atakan Karazor in der 57. Minute dann auch noch innerhalb weniger Sekunden zweimal die Gelbe Karte sah und somit vom Platz musste, schien alles auf einen Union-Sieg hinauszulaufen. Doch dann schlug Faghir noch für die Stuttgarter zu.

«Fühlt sich an wie eine Niederlage»

«Das fühlt sich an wie eine Niederlage», sagte der Ex-Stuttgarter Timo Baumgartl bei DAZN, der den Ball von Fagir noch unhaltbar abfälschte. «Wir kriegen in der letzten Sekunde so ein krummes Ding. Wir hätten zuvor das zweite Tor machen müssen», bedauerte er. Sein Teamgefährte Grischa Prömel stimmte ihm zu: «Wir haben uns dumm angestellt. Wir hätten hier drei Punkte mitnehmen müssen.»

Auch Trainer Urs Fischer sah das so. «Wir hatten die Möglichkeit, das 2:0 zu machen. Aber das Spiel war überragend. Wir hatten Ball und Gegner im Griff, aber wir haben uns nicht belohnt», sagte der Schweizer. «Wir haben den Sack nicht zugemacht.»

Die Stuttgarter stecken zwar weiter in der unteren Tabellenhälfte fest, doch der kaum noch erwartete Ausgleich sorgte für Erlösung. Dabei spielte das Team lange in Unterzahl. Mittelfeldspieler Atakan Karazor hatte innerhalb weniger Sekunden zweimal Gelb gesehen und wurde somit von Schiedsrichter Florian Badstübner in der 57. Minute vom Platz geschickt.

VfB in Unterzahl

In Gleichzahl hatte der VfB die kompakte Union-Formation kaum knacken können, in Unterzahl wurde es lange Zeit noch schwerer. Ohne Max Kruse, der nach dem 1:3 in der Europa Conference League bei Feyenoord Rotterdam eine Pause erhielt, lieferte aber auch Union eine wenig spektakuläre Vorstellung ab. Immer wieder versuchten die Stuttgarter, die kompakte Defensive um den ehemaligen VfB-Profi Timo Baumgartl zu knacken. Bis auf einen Kopfball von Kempf (34.) kamen die Schwaben aber zunächst kaum zu guten Chancen.

Stattdessen schlug – mal wieder – Awoniyi zu. Nach einem der seltenen Ballverluste von VfB-Kapitän Wataru Endo im Mittelfeld leiteten die Gäste einen schnellen Konter ein, Sheraldo Becker legte quer auf den Nigerianer, der den Ball schließlich ins Eck schlenzte. Das siebte Saisontor des 24-Jährigen war gleichzeitig sein insgesamt zwölftes Bundesliga-Tor für die Eisernen, womit er zu Unions Bundesliga-Rekord-Torschützen Sebastian Andersson und Kruse aufschloss. Mit Kruse dürfte er sich in den nächsten Monaten also ein heißes Duell um die alleinige Führung liefern.

Awoniyis Effizienz war auch genau das, was in einer eher mäßigen Partie lange Zeit den Unterschied machte. Erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 durfte der VfB sein Stadion am Sonntag wieder komplett füllen. Doch anstelle der bis zu rund 60 000 möglichen Zuschauer kam nur etwa die Hälfte. Die erhoffte Eigenwerbung für künftig mehr Fans in der Arena betrieb der VfB nicht. Wohl auch, weil ohne die langzeitverletzten Sasa Kalajdzic und Silas Katompa Mvumpa zwei hochkarätige Torjäger weiter fehlen, kurzfristig fiel auch noch der angeschlagene Omar Marmoush aus.

Und dann schwächte sich die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo auch noch selbst. Nachdem er in der 56. Minute Gelb bekommen hatte, grätschte Karazor einige Sekunden später Rani Khedira um und sah folgerichtig Gelb-Rot. Anschließend kontrollierten die Gäste den Ball und den Gegner, doch in einer hektischen Schlussphase waren die Stuttgarter doch noch erfolgreich. «Wir wollten ein bisschen mehr Punch haben, das ist uns nicht immer geglückt», gestand Daniel Didavi. «Wir haben aber nie aufgegeben, das Glück muss man sich auch erarbeiten.»

Von Nils Bastek, dpa

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