Konnte mit seinem Team auch gegen Mainz nicht gewinnen: Bielefelds Trainer Frank Kramer. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Friso Gentsch/dpa)

Aller Bekenntnisse zum Trotz: Die Luft auf der Bielefelder Alm wird für Trainer Frank Kramer dünner.

Nach dem 1:2 (1:1) am Samstag gegen den FSV Mainz 05, gegen den Bielefeld schon vier Tage vorher mit 2:3 aus dem DFB-Pokal geflogen war, forderten die Fans lautstark die Trennung. «Kramer raus!», riefen zahlreiche der insgesamt 19.447 Zuschauer im Stadion. Dem Trainer sprang nach dem Spiel überraschend keiner vom Verein öffentlich zur Seite.

Sportgeschäftsführer Samir Arabi bezog erst am Sonntagmorgen nach dem Training wieder öffentlich Stellung. Und er stellte klar: «Was wir täglich sehen, das bewerten und dazu entscheiden wir. Da lassen wir uns nicht beeinflussen.» Die Trainerfrage werde von außen herangetragen, sie stelle sich «rein inhaltlich momentan nicht.» Und ohne ein Zeitfenster zu benennen, sagte Arabi: «Wenn wir von etwas nicht mehr überzeugt sind, dann agieren wir.»

Nächste Prüfung: Stuttgart

Die Punkteausbeute sei nach zehn Spielen nicht gut, aber «sicherlich wäre in dem ein oder anderen Spiel mehr drin gewesen», meinte Arabi. Und der 42 Jahre alte Manager betonte: «Wir mussten schon davon ausgehen, dass wir logischerweise die ganze Saison gegen den Klassenerhalt spielen.» Die nächste Partie steht für Bielefeld beim VfB Stuttgart an, anschließend ist eine zweiwöchige Länderspielpause.

Am Spieltag noch waren Arabi und die anderen Clubverantwortliche der Arminia nach den Gegentoren von Jae-Sung Lee (25. Minute) und Jonathan Burkardt (69.) sowie dem zwischenzeitlichen 1:1 durch Jacob Laursen (42.) kommentarlos aus dem Stadion verschwunden. Und die Spieler hatten vom Verein sogar einen Maulkorb bekommen. Die zugesagten Interviews nach dem Abpfiff wurden ohne Begründung abgesagt. So stand Kramer erst einmal ganz alleine da.

Kramer will «den Turnaround hinzubekommen»

Angesprochen auf die Rufe sagte der 49 Jahre alte Trainer: «So etwas muss man mit Haltung nehmen. Das mache ich auch.» Nun gelte es, dagegen anzuarbeiten, bessere Ergebnisse zu erzielen. «Und da kann sich jeder sicher sein, dass ich alles dafür tun werde, zusammen mit der Mannschaft den Turnaround hinzubekommen», versprach der Trainer, dessen Vertrag bis 2023 läuft.

Kramer hatte Bielefeld Anfang März übernommen, als Nachfolger von Aufstiegstrainer Uwe Neuhaus. Damals hatte Bielefeld fünf Spiele in der Liga nicht gewonnen und stand auf Tabellenplatz 16. Unter Kramer sind es in der Saison danach und rund acht Monate später doppelt so viele Liga-Spiele ohne Sieg und Tabellenplatz 17.

Überhaupt haben die Ostwestfalen in allen zwölf Pflichtspielen in der bisherigen Saison nur ein einziges Mal gewonnen – in der ersten Pokalrunde gegen den Viertligisten SpVgg Bayreuth. Keinen Sieg in den ersten zehn Bundesligaspielen, das gab es in Bielefeld auch noch nie. Eine Serie von zehn Partien ohne Sieg musste die Arminia zuletzt in der Saison 2008/09 hinnehmen – und stieg am Ende ab.

Von Kaspar Kamp, dpa

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