Union-Fans und Polizisten stehen sich in Rotterdam gegenüber. (Urheber/Quelle/Verbreiter: ROBIN UTRECHT/ANP/dpa)

Die dramatischen Bilder von blutenden Fans und chaotischen Szenen rund um das Stadion machten die Niederlage des 1. FC Union Berlin ganz schnell zur Nebensache.

Nach dem 1:3 (1:2) des Fußball-Bundesligisten in der Europa Conference League bei Feyenoord Rotterdam rückten der Einsatz der niederländischen Polizei und das Verhalten der mitgereisten Anhänger in den Fokus. «Es gibt Bilder von zahlreichen Verletzten von einem offensichtlich sehr harten Polizeieinsatz. Das ist in der Gesamtheit einfach inakzeptabel», sagte Unions Kommunikationschef Christian Arbeit.

Insgesamt 75 Personen wurden rund um die Begegnung im Stadion De Kuip festgenommen. Die Darstellungen darüber, was genau passierte, gehen weit auseinander. Während Union-Fans in sozialen Medien von gezielten Angriffen und willkürlichen Festnahmen berichteten, stellte die Polizei die Vorfälle anders dar. Demnach habe zunächst eine Gruppe von 59 Union-Anhängern vor dem Anpfiff die Konfrontation mit Fans von Feyenoord gesucht. Sie standen laut Polizei im Verdacht, «offene Gewalt vorzubereiten». Weitere 16 Personen werden unter anderem des Vandalismus und des Besitzes von Feuerwerkskörpern verdächtigt.

Schleppender Einlass

Vor dem Einlass in den Gästeblock kam es später zu enorm langen Wartezeiten. Die insgesamt rund 2400 Berliner waren teilweise lange nach Spielbeginn nicht auf ihren Plätzen in der Arena. Ein genauer Grund für die Verzögerungen wurde zunächst nicht genannt. «Es ist eine aus unserer Sicht katastrophale Einsatzsituation, wenn mehrere hundert Menschen mit Eintrittskarten bis zur Halbzeitpause nicht im Stadion sind. Dann kann irgendetwas nicht stimmen», sagte Arbeit.

Die Polizei berichtete derweil auch vom einem Angriff einer «kleinen Gruppe deutscher Rowdys» auf die Beamten. In Folge der Attacke wurde ein Polizeihund eingesetzt, der sowohl drei Union-Fans als auch versehentlich einen Polizisten biss. Die Betroffenen mussten medizinisch versorgt werden. Verletzt wurden neben weiteren Union-Fans zudem ein Polizeipferd mit Reiter, weil sich das Tier durch Feuerwerkskörper erschreckte und anschließend fiel.

Die Fan-Gemeinschaft «Eiserne Hilfe» rief Betroffene dazu auf, Gedächtnisprotokolle zu erstellen, um die Vorfälle aufzuklären. Auf dem Twitter-Account der Solidargemeinschaft wurden auch Fotos der Verletzten gezeigt. Zu sehen waren demnach angeblich die Folgen eines Hundebisses und ein Fußballfan mit blutender Kopfwunde. Der Polizei wurde vorgeworfen, gezielt die Köpfe attackiert zu haben.

Aufarbeitung angekündigt

Union kündigte als Folge der gesamten Vorfälle bereits Gespräche mit Feyenoord und der Europäischen Fußball-Union an. «Wir werden darüber reden müssen, wie so etwas auf europäischem Niveau passieren kann. So ist das nicht hinnehmbar», sagte Arbeit. Die UEFA konnte sich am Freitag noch nicht zu den Vorkommnissen äußern. Man erwarte zunächst noch die offiziellen Berichte, hieß es auf dpa-Anfrage.

Insgesamt war der Trip nach Rotterdam für Union eine Reise zum Vergessen. Bereits nach der Ankunft war eine rund 25-köpfige Delegation um Präsident Dirk Zingler von einer Gruppe niederländischer Hooligans bei einem Besuch in einer Bar nahe des Teamhotels tätlich angegriffen worden. Die Berliner wurden mit Tischen und Stühlen beworfen, die Polizei muste eingreifen. Feyenoord entschuldigte sich für die Attacken und versprach Aufklärung.

Sportlich sind die Hauptstädter in der Gruppe E mit drei Punkten aus drei Spielen zur Halbzeit der Vorrunde nun Letzter, die Chance aufs Weiterkommen besteht aber noch. Lange Zeit zum Nachdenken bleibt für das Team von Trainer Urs Fischer nicht, bereits am Freitag ging es weiter nach Stuttgart. Bei den Schwaben steht am Sonntag (17.30 Uhr) das nächste Bundesligaspiel auf dem Programm.

Von Thomas Wolfer, dpa

Von