Traf für den VfB Stuttgart: Konstantinos Mavropanos (M). (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Befreit vom Druck zog Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat für das außergewöhnliche Solo und die sinnbildliche Szene einen interessanten Vergleich.

«A la Lucio», meinte der 48-Jährige nach dem 3:1 gegen die TSG 1899 Hoffenheim anerkennend über den Griechen Konstantinos Mavropanos. Mit welcher Energie der Abwehrspieler am Samstag im Nachbarschaftsduell das zweite Tor für den VfB Stuttgart erzielte, erinnerte ihn an den Brasilianer. Der frühere Leverkusener Verteidiger und Bayern-Star war bekannt für seinen Vorwärtsdrang und seinen unbedingten Siegeswillen.

Und das tat eben auch Mavropanos. Der 23-Jährige holte sich auf Höhe der Mittellinie den Ball, sprintete zum Strafraum und schlenzte mit links ins linke untere Eck (60. Minute). «Das war Wahnsinn. Einmal Maschine angeschmissen», sagte Mislintat: «Mit vollem Willen geradeaus.» Der eingewechselte Roberto Massimo kommentierte verschmitzt: «Was auch immer er dachte. Aber es hat halt geklappt.»

Sinnbildlich steht Mavropanos‘ Tor für die Kämpfernatur der Stuttgarter an diesem siebten Spieltag der Fußball-Bundesliga. Und es steht mit dafür, dass zwei Verteidiger zu den Schlüsselspielern für einen wichtigen Sieg gegen die Hoffenheimer wurden, die es allerdings auch laut Trainer Sebastian Hoeneß dem Gegner zu einfach machten. Die Schwaben brauchten den Erfolg, um sich von einer Negativserie mit fünf Spielen ohne Sieg zu erlösen. Im Fall eines weiteren Misserfolgs hätte der VfB mit nur fünf Punkten in der Länderspielpause in der Abstiegsregion festgehangen.

Defensive schießt Tore

Vor diesem Hintergrund übernahmen Defensivspieler das Toreschießen und kompensierten diesmal die Langzeit-Ausfälle der Offensivkräfte Sasa Kalajdzic und Silas Katompa Mvumpa. Mit einem Kopfball hatte Innenverteidiger Marc Oliver Kempf für das 1:0 gesorgt (18.). «Ich denke, wir haben viel besser gespielt als in den anderen Spielen», analysierte Arsenal-Leihgabe Mavropanos den Sieg, bei dem noch Massimo (81.) für den VfB und Jacob Bruun Larsen (84.) für 1899 trafen.

Im VfB-Angriff hatte es zuletzt geruckelt, nun agierte die Elf von Trainer Pellegrino Matarazzo gegen emotionslose Hoffenheimer zielstrebiger und effizienter. «Ich glaube, das war der Fußball, den wir letzte Saison gezeigt haben, der uns stark gemacht hat», sagte Kempf: «Jeder war für den anderen da, jeder war gallig in den Zweikämpfen, und wir haben uns getraut, Fußball zu spielen.»

Verletzte Leistungsträger

Der durchwachsene Saisonstart des VfB ist auch damit zu erklären, dass Leistungsträger verletzt ausfallen. Neuzugang Chris Führich ist inzwischen wieder fit, zählt zu den Lichtblicken und durfte gegen Hoffenheim seine Freiräume erstmals von Beginn an nutzen. Kalajdzic wird nach einer Schulter-Operation erst im kommenden Jahr zurückerwartet, Silas nach einem Kreuzbandriss im Laufe des Novembers. Kalajdzic (16 Tore) und Silas (11) hatten in der vergangenen Saison die Offensive des Aufsteigers geprägt. 

Momentan führt Verteidiger Kempf mit drei Treffern die vereinsinterne Torjägerliste an. In Bochum hatte Matarazzo in der Startelf noch auf ihn verzichtet. Am Samstag erreichte Kempf zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison eine persönliche Bestleistung und kommt erstmals auf drei Tore in einer Saison. Zusammen mit Verteidiger-Kollege Mavropanos, den der VfB nach der Saison kaufen dürfte, erzielte er fünf der insgesamt zwölf VfB-Tore (bei 13 Gegentoren). Acht Torschützen haben die Schwaben in ihren Reihen. Springt am 16. Oktober, wenn nach der Länderspielpause in Mönchengladbach die nächste Aufgabe wartet, wieder ein Verteidiger ein?

Von Kristina Puck, dpa

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