Jonas Hofmann (l) feiert das 1:0 gegen Armenien mit Torschütze Kai Havertz (r). (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

Im Nationaltrikot ist Jonas Hofmann Spätzünder. Sein erstes Länderspiel absolvierte der Gladbacher vor gut einem Jahr, im reifen Fußballer-Alter von 28 Jahren. Zu den jungen Wilden in der aufstrebenden Mannschaft von Hansi Flick zählt Hofmann längst nicht mehr – muss er auch nicht.

Der Bundestrainer baut auf den flexibel einsetzbaren Rechtsfuß, und Hofmann darf sich gemeinsam mit Paris-Profi Thilo Kehrer als großer Gewinner der ersten Monate unter Flick als DFB-Chefcoach fühlen. Die WM-Perspektive ist für beide bestens.

Hofmann: «Man fuchst sich rein in so was»

«Er ist ein sehr intelligenter Spieler, sehr ballsicherer Spieler mit einer hohen Geschwindigkeit», sagte Flick nach dem 4:1-Sieg am Sonntag in Eriwan gegen Armenien, den Hofmann mit einer Vorlage und einem Treffer geprägt hatte. «Wenn man sieht, wie er das eine Tor vorbereitet hat, das andere selber gemacht hat, das war sehr gut, sehr clever.» Hofmann selbst schrieb bei Instagram: «Guter Jahresabschluss.»

In allen sieben WM-Qualifikationsspielen unter Flick kam der 29-Jährige zum Einsatz, zumeist auf der für ihn ungewohnten Position des Rechtsverteidigers. «Man fuchst sich rein in so was», hatte Hofmann im Oktober gesagt. Die «größte Herausforderung» bestehe darin, seinen Offensivdrang zu zügeln. Bei der Borussia, wo ihm auch recht spät der Durchbruch zum Leistungsträger gelang, spielt der Rechtsfuß weiter vorne im Mittelfeld – so wie am Sonntag in Eriwan, als Hofmann offensiv wirbeln durfte und hinten von Kehrer abgesichert wurde.

Sonderlob für Allrounder Kehrer

Als einer von wenigen Spieler war Kehrer von Flick in dessen bislang noch kurzer Amtszeit mit einem Sonderlob bedacht worden. Der 25-Jährige entwickelt sich zunehmend zum Allrounder der Nationalmannschaft. Der frühere Schalker, der bei Paris Saint-Germain tagtäglich mit den Stars des Weltfußballs um Lionel Messi trainiert, spielt zentral in der Innenverteidigung, mal links, mal rechts. Zur Not könnte er es auch auf der Sechs, hatte Flick zuletzt angemerkt. Die Gerüchte um einen Wechsel zum FC Bayern kommen nicht überraschend, auch wenn Kehrer zuletzt bekräftigt hatte, in Paris bleiben zu wollen.

Flick mag Spieler wie Kehrer und Hofmann, der Bundestrainer weiß, wie wichtig diese Flexibilität gerade auch während eines kräfteraubenden Turniers sein kann. In der vergangenen Woche schrumpfte der XXL-Kader wegen Corona und Verletzungen zur Rumpfmannschaft mit nur noch 16 Feldspielern. Gut, wenn dann Spieler zur Verfügung stehen, die auf mehreren Positionen mindestens über Durchschnitt spielen können.

«Traue mir das auch gegen Spanien oder England zu»

Kehrer, von Flick-Vorgänger Joachim Löw für die EM nicht berücksichtigt, stand in allen sieben Spielen unter Flick in der Startelf, Hofmann spielte nach dem Personalwechsel im Bundestrainer-Amt auch jedesmal. «Wenn wir gegen die Großen spielen, habe ich dann hoffentlich noch mehr Spiele in der Position gemacht und bin da auch defensiv drin», sagte Hofmann zuletzt.

Die Gegner seit der verpatzten EM im Sommer, bei der der Gladbacher im Kader stand, aber nicht zum Einsatz kam, forderten ihn in der Abwehrarbeit kaum. Das wird sich gegen die Hochkaräter ändern. «Ich traue mir das auch gegen Spanien oder England zu», sagte Hofmann, der neben seiner Fußballerkarriere als Unternehmer tätig ist und unter anderem mehrere Filialen einer Fast-Food-Kette betreibt. Damit hat er früh angefangen.

Von Jan Mies und Arne Richter, dpa

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