Bundestrainer Flick nominiert am Freitag das deutsche Aufgebot für die Partien gegen Liechtenstein und Armenien. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa/Archivbild)

Hansi Flick fühlt sich am wohlsten, wenn er über sein Kerngeschäft spricht. An diesem Freitag gibt der Bundestrainer sein Aufgebot für den Jahresabschluss des deutschen Fußball-Nationalteams gegen Liechtenstein und in Armenien bekannt.

Und damit die Berufung möglicher Neulinge wie Wolfsburgs Youngster Lukas Nmecha nicht vollständig von der hochemotionalen Impfdebatte um den bislang nicht vor Corona geschützten Anführer Joshua Kimmich überlagert wird, sprang Flick vorsorglich sein Vorgesetzter zur Seite.

Bierhoff stärkt Kimmich

Es stehe «außer Frage, dass wir in Deutschland keine Impfpflicht haben und daher auch die Einstellung von Jo akzeptieren und weiter voll hinter ihm als Nationalspieler stehen», sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff der «Bild»-Zeitung (Donnerstag). Die sogar von Bundeskanzlerin Angela Merkel kommentierte Entscheidung des 26 Jahre alten Bayern-Stars, vorerst auf die Corona-Impfung zu verzichten, habe er «persönlich» mit ihm besprochen, sagte Bierhoff.

Und Flick? Der Bundestrainer wird sich auch zu diesem Thema noch äußern müssen. Mit nur noch gut einem Jahr zur Vorbereitung ordnet Flick aber alles seinem großen WM-Ziel in Katar unter. Die nach der im Oktober vorzeitig geschafften WM-Qualifikation sportlich nicht mehr ganz so bedeutenden Länderspiele am kommenden Donnerstag in Wolfsburg und drei Tage später in Eriwan sollen deshalb nicht für große Experimente genutzt werden. Der offiziellen Verabschiedung von Weltmeister-Trainer Joachim Löw vor dem Anpfiff gegen Liechtenstein sollen in den 90 Spielminuten danach möglichst viele Tore folgen.

«Im Moment muss ich sagen, bin ich mit der Mannschaft schon sehr zufrieden», hatte Flick nach fünf Siegen in fünf Spielen mit dem WM-Ticket in der Tasche gesagt. Dass er seine Leistungsträger insbesondere aus dem starken Bayern-Block um Kapitän Manuel Neuer und eben Kimmich nur deshalb nicht nominiert, um den Clubs in dieser Phase der Saison einen Gefallen zu tun, ist unwahrscheinlich. Flick baut mit Fernblick WM 2022 an einer Achse. Jedes Spiel hilft dabei.

Fehlen wird wohl der zuletzt angeschlagene Chelsea-Stürmer Timo Werner, den Flick seit seinem Amtsantritt stärkt. Emre Can und Lukas Klostermann sind verletzt. Zu den möglichen Debütanten gehört neben Nmecha (22), den Flick unter der Woche in der Champions League bei dessen Torerfolg gegen Salzburg beobachtete, auch Jonathan Burkardt (21). Laut «Kicker» soll der Mainzer aber helfen, der U21-Auswahl das EM-Ticket zu sichern. Der Sprung in die A-Mannschaft könnte später folgen.

Flick baut an einer Achse für die WM 2022

Spannend wird, ob Mats Hummels in den Kreis der Nationalmannschaft zurückkehrt. Für die Oktoberspiele war eine Nominierung des 32 Jahre alten BVB-Profis fitnessbedingt nicht infrage gekommen. Jetzt wäre der Weltmeister von 2014 im Grunde bereit. «Ich bin da, wenn ich gebraucht werde», hatte Hummels zu Wochenbeginn gesagt, ehe die Champions-League-Partie gegen Ajax Amsterdam am Mittwochabend nach einer Roten Karte für Hummels frühzeitig beendet war.

In der Innenverteidigung setzt Flick auf den wiedererstarkten Bayern-Profi Niklas Süle (26) und Champions-League-Sieger Antonio Rüdiger (28). Die Abwehr ist eminent wichtig für Flicks Offensivsystem, das im kommenden Jahr auch den Angriffen großer Gegner standhalten soll.

«Das ist ein schmaler Grat, was man macht», hatte Flick mit Blick auf die Personalauswahl und Länderspielbesetzung gesagt. «Jetzt analysieren wir alles mal und gucken dann, wie die Spiele in den Vereinen verlaufen und wen wir eventuell auch dazunehmen können.»

Dafür waren und sind der Bundestrainer und seine Assistenten viel in der Bundesliga und den europäischen Wettbewerben unterwegs. Nach der Nominierung schauen sich Flick, seine Assistenten Danny Röhl und Marcus Sorg sowie Spezialtrainer Mads Buttgereit am Sonntag in Berlin die Partie von Hertha BSC gegen Bayer Leverkusen an.

Von Jan Mies und Arne Richter, dpa

Von