Muss mit Portugal nach verpasster direkter WM-Qualifikation in die Playoffs: Cristiano Ronaldo nach der Niederlage gegen Serbien. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Armando Franca/AP/dpa)

Diesen tückischen Umweg hätte sich Cristiano Ronaldo gerne erspart: Am 26. November – also kurz vor dem ersten Advent – werden die Europa-Playoffs ausgelost.

Was nebensächlich klingt, ist für Ronaldo und die stolze Fußball-Nation Portugal die letzte Chance, ein schmachvolles Quali-Scheitern abzuwenden. Andere Superstars wie Kylian Mbappé, Neymar oder Kevin De Bruyne haben mit ihren Teams die Tickets bereits gebucht und freuen sich entspannt auf die Winter-WM in Katar.

Ziel ist immer noch die WM 2022

Entsprechend traurig und bedient kauerte Ronaldo nach dem schmerzvollen 1:2-Rückschlag gegen Serbien auf dem Rasen des Estadio da Luz in Lissabon. Die fünfte WM-Teilnahme? Die einmalige Chance, als erster Spieler bei fünf WM-Endrunden Tore zu erzielen? Alles steht für CR7 und Co. jetzt auf dem Spiel. «Der Fußball hat uns immer wieder gezeigt, dass es manchmal die schwierigsten Wege sind, die zu den besten Resultaten führen. Das gestrige Ergebnis war hart, aber nicht genug, um uns unterzukriegen», schrieb Ronaldo auf Instagram.

Trotz des enttäuschenden Auftritts und der verdienten Pleite in letzter Minute herrscht im Lager des Europameisters von 2016 weiter Zuversicht. «Das Ziel, bei der WM 2022 dabei zu sein, ist immer noch da und wir wissen, was wir tun müssen, um dorthin zu gelangen. Keine Ausreden», forderte Ronaldo. Dieses Ziel hätte angesichts der machbaren Gruppe mit Serbien und Irland als stärkste Gegner aber eigentlich direkt erreicht werden müssen.

Die Playoffs sind eine knallharte K.o.-Mühle

Tatsächlich sind die Playoffs im März 2022 eine knallharte K.o.-Mühle: Zwölf Teams, drei Tickets, jeweils nur ein Duell, bei den jeweiligen Endspielen wird sogar das Heimrecht ausgelost. Bei möglichen Gegnern wie Österreich, Wales oder Schweden mit Altstar Zlatan Ibrahimovic kann für Portugal ein schlechter Tag reichen, um erstmals seit 1998 wieder ein großes Turnier zu verpassen.

Harsche Kritik muss sich deshalb auch Langzeitcoach Fernando Santos gefallen lassen. Der extrem breite Kader um Ronaldo und die weiteren Stars wie Bernardo Silva oder Bruno Fernandes hat wahnsinnig viel Potenzial, scheitert aber immer wieder an sich selbst. «Wir waren schon immer da. Warum sollten wir das nicht schaffen? Ich glaube, dass ich die Fähigkeit habe, Portugal nach Katar zu führen», sagte Santos am Sonntagabend. Es klang eher nach Zweckoptimismus.

Harsche Kritik der Medien

Santos räumte nach der passiven eigenen Leistung aber auch ein: «Es liegt in meiner Verantwortung.» Sein Europameister-Bonus scheint immer mehr aufgebraucht, zumal der Titel 2016 mit drei Remis in der Gruppenphase und drei weiteren K.o.-Erfolgen in Verlängerung oder Elfmeterschießen eher glücklich zustandekam. Die Turniere 2018 und 2021 (jeweils Aus im Achtelfinale) verliefen angesichts des starken Aufgebots enttäuschend, aber zumindest die Qualifikation wurde bislang stets gemeistert.

Auch deshalb übertrafen sich die portugiesischen Medien mit harscher Kritik und titulierten das verpasste vorzeitige Katar-Ticket wahlweise als «Weltschande» («Record»), «totale Finsternis» («O Jogo») oder «miserabel» («A Bola»). Es ist ein Vorgeschmack darauf, was Portugal und Ronaldo droht, wenn es im Frühjahr 2022 nicht so laufen sollte wie gewünscht. Warnendes Beispiel ist Europameister Italien, der vor der WM 2018 in den Playoffs scheiterte. Portugal hat vor 2010 (gegen Bosnien-Herzegowina) und 2014 (gegen Schweden) bereits diesen Umweg nehmen müssen.

Von Patrick Reichardt und Martin Moravec, dpa

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