Das deutsche U21-Team um Luca Netz (r) verlor klar gegen Polen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marijan Murat/dpa)

Trainer Antonio Di Salvo und Kapitän Jonathan Burkardt mühten sich nach dem 0:4-Debakel der U21 mit versteinerten Mienen um den Blick nach vorne, während aus der polnischen Kabine laute Musik und Gegröle erklang.

«Wenn man so ein Spiel hinlegt, möchte man sofort wieder auf den Platz und es gutmachen. Wir haben am Dienstag die Möglichkeit, es gutzumachen», sagte Di Salvo vor dem nahenden Jahresabschluss des Fußball-Europameisters am Dienstag (18.15 Uhr/ProSieben Maxx) in Ingolstadt gegen San Marino.

Nach zwei Siegen zum Einstand im Oktober musste der Nachfolger von Erfolgscoach Stefan Kuntz seine erste Niederlage hinnehmen. Und was für eine. Nur am 27. Juni 2015 beim 0:5 im EM-Halbfinale gegen Portugal verlor eine deutsche U21 höher. «Es ist entscheidend, wie reagiert die Mannschaft darauf», sagte der Mainzer Burkardt, «wie nimmt sie das auf, wie entwickelt sie sich. Lernen wir was daraus oder eben nicht. Ich glaube, dass wir in der Niederlage auch eine Chance haben, daraus etwas zu lernen.»

Spielbeginn verpatzt

Wie von Di Salvo angekündigt, entpuppte sich Polen als stärkster Gruppengegner. Nach einer Viertelstunde stand es 3:0 für die Gäste, die frühe Rote Karte für den Bremer Jean Manuel Mbom (19.) sorgte für noch mehr Frust. «Sie haben uns am Anfang direkt geschockt», sagte Di Salvo über die Phase, in der die DFB-Junioren Wucht und Körperlichkeit des Gegners nichts entgegenzusetzen hatten.

«Das darf uns nicht passieren, das haben wir in aller Deutlichkeit mitbekommen», sagte Burkardt. In Unterzahl bewies die deutsche Auswahl im dichten Nebel von Großaspach wenigstens eine bemerkenswerte Moral, die Di Salvo Hoffnung auf dem Weg zur EM-Endrunde 2023 in Rumänien und Georgien geben kann.

Wichtig werden nun die weiteren Entwicklungsschritte sein. Glückt es wie damals? Im September 2020 gab es ein ebenfalls ernüchterndes 1:4 gegen Belgien – ein Dreivierteljahr später wurde das deutsche Team Europameister.

Di Salvo hofft auf Lerneffekt

«Wir haben vor dem Spiel darüber gesprochen, dass wir uns zum Maximum entwickeln müssen und dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich wünscht, und man gegen Widerstände angehen muss», sagte Di Salvo und sprach von «extrem vielen Widerständen». «Aus solchen Situationen muss man einfach Dinge mitnehmen, muss dazulernen.»

Immerhin bleibt Deutschland Erster vor Israel (beide zwölf Punkte) und Polen (10). Die neun Gruppensieger und der beste Gruppenzweite qualifizieren sich direkt für die Endrunde. Gruppenschlusslicht San Marino – fünf Niederlagen bei 0:19 Toren – dürfte nun der ideale Gegner für einen erfreulichen Jahresabschluss sein.

«Es ist gut, dass wir nicht alle nach Hause zu unseren Vereinen fahren, sondern dass wir zusammenbleiben und analysieren, was da schiefgelaufen ist», sagte der 21-jährige Burkardt. «Wir wollen am Dienstag ein gutes Ergebnis gegen San Marino einfahren, um dann doch wieder mit einem ganz guten Gefühl nach Hause fahren zu können.»

Von Christian Kunz, dpa

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