Kölns Anthony Modeste (l) setzt sich gegen Maxence Lacroix vom VfL Wolfsburg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Dem VfL Wolfsburg bleibt in diesen Tagen auch nichts erspart. Es reichte nicht, dass Anthony Modeste in der vorletzten Minute eines aufregenden Spiels das Tor zum 3:2 (1:1)-Sieg für den 1. FC Köln köpfte.

Der Franzose widmete dieses für den VfL so bittere Ergebnis danach auch noch in eine persönliche Abrechnung mit dem Wolfsburger Sportchef Jörg Schmadtke um. «Ich bin heute glücklich, weil wir gegen Wolfsburg gespielt und gewonnen haben. Das ist die Mannschaft von Schmadtke», sagte Modeste der ARD-Sportschau und äußerte sich – damit es auch niemand verpasst – in einem Sky-Interview sowie den sozialen Medien noch einmal ganz ähnlich. «Man trifft sich immer zweimal im Leben. Es ist schön, hier zu gewinnen und Wolfsburg in die Krise zu schicken.»

Der Groll des Stürmers auf den Fußball-Manager geht auf den Sommer 2017 zurück, als beide noch gemeinsam beim FC waren. Modeste wechselte damals für viel Geld zum chinesischen Club Tianjin Quanjian. Der Stürmer behauptete damals, lieber in Köln geblieben zu sein, widersprach sich in seinen Aussagen zu dem Thema aber permanent selbst. Darauf reagierte Schmadtke schwer genervt. Zu den aktuellen Aussagen von Modeste wollte er sich nicht weiter äußern. «Er kann das sagen, mich interessiert und beschäftigt das nicht», sagte Schmadtke dem «kicker».

Kohfeldt zu FC-Toren: «dürfen wir so nicht kassieren»

Seit 2018 ist Modeste zurück in Köln und Schmadtke in Diensten des VfL Wolfsburg. Den gesamten Nachgang dieses Spiels hätten die VfL-Profis ihrem Geschäftsführer Sport leicht ersparen können, denn sowohl die beiden Tore von Modeste in der 34. und 89. Minute als auch das 2:2 von Mark Uth (73.) «dürfen wir so nicht kassieren», sagte Trainer Florian Kohfeldt. Einmal patzte Nationalspieler Ridle Baku, gleich zweimal ließ die Wolfsburger Abwehr den Kölner Vorlagengeber Kingsley Schindler allein. «Wir können es uns einfach machen und sagen: In so einer Phase kassiert man solche Tore», sagte Kohfeldt. «Aber wir dürfen nicht hoffen, dass gewisse Dinge vorbeigehen. Wir müssen dagegen ankämpfen.»

Und so fühlte sich die sechste Niederlage nacheinander für die Wolfsburger noch bitterer an als die meisten der vorangegangenen fünf. Denn die folgten häufig dem Muster, dass sich eine Mannschaft ziemlich leidenschaftslos darin fügte, alle Qualitäten ihrer erfolgreichen Vorsaison verloren zu haben. Gegen Köln war tatsächlich eine andere Energie zu sehen – nur das Ergebnis blieb das gleiche. Zu allem Ärger verletzte sich auch noch Nationalstürmer Lukas Nmecha schwer am Knöchel und wird dem dem VfL mehrere Wochen fehlen.

Nicht auf Punkt spielen, sondern Punkte mitnehmen

In Wolfsburg hat diese sportliche Krise mittlerweile historische Dimensionen erreicht. Sechs Spiele am Stück verlor der VfL nicht einmal in seinen Beinahe-Abstiegsjahren 2018, 2017, 2011 oder 2006. Das gab es zuletzt 1977, als der Club die letzten zwölf Saisonspiele in der 2. Liga Nord abgab. Die siebte Niederlage preisen viele bereits ein, denn im letzten Spiel dieses Jahres müssen die «Wölfe» am Freitag beim FC Bayern München antreten (20.30 Uhr/Sat1 und DAZN).

«Ich werde alles tun, dass wir am Freitag probieren werden, einen Punkt oder einen Sieg mitzunehmen. Nicht auf Punkt spielen, sondern Punkte mitzunehmen», sagte Kohfeldt beinahe trotzig.

Dem erst Ende Oktober verpflichteten Trainer war aber schon nach dem Champions-League-Aus gegen OSC Lille klar, dass er in diesem Jahr keine großen Probleme mehr beheben kann. Seine Hoffnung sind die kurze Winterpause und die vielen Trainingswochen ab Januar ohne zusätzliche internationale Spiele. Das sei «der Hebel», sagte Kohfeldt, und jedem müsse klar sein, wo sich der VfL dann möglicherweise befindet: unweit des Relegationsplatzes – und damit im Abstiegskampf. «Natürlich müssen wir den Blick nach unten richten und aufpassen, dass es nicht noch brenzliger wird», sagte auch Schmadtke.

Von Sebastian Stiekel, dpa

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