Geht optimistisch in das letzte Gruppenspiel von Union Berlin in der Conference League, was man ihm nicht ansieht: Max Kruse. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Annette Riedl/dpa-Zentralbild/dpa)

Max Kruse saß in seinem knallroten Kapuzenpulli auf dem Pressepodium und machte ein Gesicht wie Max Kruse. Teilnahmslos, fast gelangweilt sah er gar nicht aus wie ein Profi-Fußballer vor einem ziemlich wichtigen Spiel.

Wirklich Desinteresse? Oder einfach nur ein Pokerface? Bei Kruse ist immer beides möglich. Erst als Trainer Urs Fischer neben ihm jedes aussagefähige Statement über die zu erwartende Angriffsformation des 1. FC Union Berlin im entscheidenden Gruppenfinale der Conference League geschickt vermied, zeigte Kruse Emotionen. Er musste herzhaft lachen.

«Mut ist Bestandteil unseres Spiels»

Natürlich wird der 33-Jährige am Donnerstag (21.00 Uhr/Nitro) gegen Slavia Prag dabei sein. Union braucht einen Sieg gegen den tschechischen Meister zum Einzug in die K.o.-Playoffs im Februar. Bei einem Remis oder einer Niederlage ist Prag weiter und der Europacup für Union beendet. Doch von ihrer taktischen Linie abweichen werden die Eisernen nicht. Da ist sich Kruse sicher. «Das ist das, was wir wollten, dieses Endspiel», sagte der Offensivstar. «Mut brauchen wir immer, das ist Bestandteil unseres Spiels. Wir werden nicht Hauruck-Fußball spielen», sagte Kruse.

Trainer Fischer wollte am liebsten gar nicht über seine personellen Überlegungen sprechen. Rotation wie zuletzt im Europacup, der auch schonmal Kruse zum Opfer fiel? «Das werden wir morgen sehen», sagte der Schweizer. Es ist eben doch ein besonderes Spiel für die Köpenicker. So scheinbar leicht und selbstverständlich Union in der Fußball-Bundesliga auch in dieser Saison trotz Dreifachbelastung mit den Größen der Branche Schritt hält, so kompliziert war die erste internationale Kampagne der Köpenicker seit 20 Jahren.

«Wir wollen mit aller Macht gewinnen»

Sportliches Lehrgeld gab es im Hinspiel in Prag (1:3). «Wir haben auf Augenhöhe agiert und unglücklich verloren», erinnert sich Abwehrchef Robin Knoche. Gleich zweimal zeigte Feyenoord Rotterdam (1:3/1:2) in der Gruppe E, dass es mehr Cleverness bedarf. «Natürlich sind wir im Europapokal unerfahren. Grundsätzlich geht es darum, 90 Minuten alles auf den Platz zu bringen», sagte Kruse. Er werde als erfahrener Spieler versuchen, auf die Kollegen einzuwirken. «Aber wir werden jetzt nicht alle zusammenholen und was besprechen», sagte der ehemalige Nationalspieler.

Auch Fischer setzt auf eine gewisse Eigenmotivation. «Wenn da nicht jeder heiß ist oder willig, dann wären wir am falschen Ort», sagte der 55-Jährige. Immerhin 800.000 Euro stehen als UEFA-Prämie für den Sieg und den Einzug in die K.o.-Playoffs auch noch auf dem Spiel.

«Wir müssen dafür sorgen, dass wir eine Party mit 5000 Zuschauern hinkriegen. Wir sind nicht chancenlos. Wir haben in jedem Spiel unsere Chancen», sagte Knoche. «Wir wollen mit aller Macht gewinnen», beschrieb er das eiserne Selbstverständnis.

Nur 5000 Fans dürfen ins Stadion

Trainer Fischer ist ein Typ, der Widrigkeiten gerne ignoriert. Sie lenken nur ab. «Das Stadion darf keinen Einfluss auf die Taktik haben», sagte er zur Arenafrage. Nur 5000 statt der noch vor einigen Wochen möglichen 40.000 Fans, das sei schade, aber nicht zu ändern.

Mit Endspielsituationen kennen sie sich aus in Köpenick. Und es wurde zuletzt geliefert: 2019 reichten in der Aufstiegsrelegation gegen den VfB Stuttgart (2:2/0:0) zwei Remis. Als gegen Leipzig für die Europacup-Quali ein Sieg her musste, traf Kruse gegen Leipzig in letzter Sekunde zum 2:1. «Dass wir in der Conference League spielen, liegt ja auch an mir», sagte dieser – und musste über seinen flotten Spruch herzhaft lachen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

1. FC Union Berlin: Luthe – Friedrich, Knoche, Baumgartl – Trimmel, Khedira, Prömel, Gießelmann – Becker, Awoniyi, Kruse

Slavia Prag: Mandous – Masopust, Ousou, Kacaraba, Oscar – Holes – Lingr, Stanciu, Hromada, Olayinka – Krmencik

Schiedsrichter: Rade Obrenovič (Slowenien)

Von Arne Richter, dpa

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