Mit einem Traumtor zurück ins Rampenlicht – der Trübsinn von Gonzalo Castro über die halbjährige Zwangspause war urplötzlich verflogen.
Sein sehenswerter Treffer zum 2:2 (1:1)-Endstand im Kellerduell mit Schlusslicht Greuther Fürth machte den Bielefelder Neuzugang zum gefragtesten Interview-Partner. Die schmeichelnden Worte seines Trainers dürften die Laune des 34 Jahre alten ehemaligen deutschen Nationalspielers zusätzlich aufgebessert haben. «Gonzo weiß, wann er da sein muss und wann die Mannschaft ihn braucht», lobte Frank Kramer.
In großer Bielefelder Not fasste sich der in der Winterpause verpflichtete und zuvor vereinslose Routinier ein Herz und schoss den Ball in der 83. Minute aus rund 20 Metern mit vollem Risiko per Dropkick Richtung gegnerisches Tor. «Ich habe gesagt, entweder geht der Ball über das Stadion oder ins Tor. Gott sei Dank ist er ins Tor gegangen», kommentierte Castro.
Ausmusterung beim VfB
Noch wenige Wochen zuvor drohte dem gebürtigen Wuppertaler nach bewegter Profikarriere mit Stationen in Leverkusen, Dortmund und Stuttgart die Vergessenheit. Nach seiner Ausmusterung beim VfB im vergangenen Sommer schien kein anderer Club interessiert, ehe die Arminia sich an seine Qualitäten erinnerte. Schon beim zweiten Joker-Einsatz bedankte er sich für das Vertrauen. Dank seines Tores kann er auf einen baldigen Einsatz in der Startelf hoffen. «Die 15 Minuten waren schon anstrengend, weil es hin und her ging. So langsam merke ich es im Training, dass es von Tag zu Tag besser wird», sagte der Deutsch-Spanier.
Richtig zufrieden waren aber weder Castro noch seine Mitspieler und sein Trainer. Schließlich verpasste der neue Tabellen-16. aus Bielefeld den möglichen Sprung auf Rang 15 und damit aus der Abstiegszone. Die Frage, ob sein Team im Kampf um den Klassenverbleib nicht zwei Punkte verloren habe, hielt Fußball-Lehrer Kramer dennoch für unzulässig und sprach von einem «Teilerfolg»: «Man kann nichts verlieren, was man nicht schon hat. Den Punkt nehmen wir nach dem Spielverlauf gern mit. Zunächst einmal sind wir einen Platz geklettert.»
Leitl enttäuscht
Sein Gegenüber Stefan Leitl sah das ein bisschen anders. «Ich finde, wir haben heute zwei Punkte verloren», befand der Fürther Coach nach dem couragierten Auftritt seines Teams, das nach den Treffern von Jamie Leweling (35.) und Havard Nielsen (67.) dem zweiten Saisonsieg nahe war. Dennoch gab es bei ihm auch Grund zur Zufriedenheit: «Das war heute wieder ein Schritt nach vorn. Ich bin mit der Entwicklung der Mannschaft zufrieden.»
Zur Freude des Fußball-Lehrers bestätigte der abgeschlagene Tabellenletzte seinen Aufwärtstrend auch in Bielefeld. Seit der 1:7-Schlappe am 14. Spieltag in Leverkusen gelangen in fünf Partien bei nur einer Niederlage in Dortmund immerhin ein Erfolg über Union Berlin und drei Remis. Trotz des noch immer großen Abstands zum Relegationsplatz hat Torschütze Leweling die Hoffnung auf den Klassenverbleib noch nicht ganz aufgegeben und hofft auf weitere Fortschritte: «In den vergangenen Spielen haben wir gezeigt, dass wir ein ekliger Gegner sind und uns Respekt erarbeitet. Wir haben gezeigt, dass wir es auch können.»