Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hatte nach dem Sieg in Berlin gute Laune. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa)

Mit der besonderen Topographie der diversen Flughäfen in und um Berlin wollte sich Julian Nagelsmann nicht auch noch beschäftigen.

«Ich steige in den Bus ein und steige wieder aus, wo er anhält, und steige in den Flieger, und dann fliege ich heim. Ich schaue, dass ich meinen Koffer dabei habe und meinen Rucksack», sagte der Trainer des FC Bayern München nach dem souveränen 4:1 bei Hertha BSC. Der Busfahrer sage ihm schon, wenn man am richtigen Flughafen angekommen sei, versicherte der 34-Jährige.

Nagelsmann konnte nur erahnen, dass es in der Hauptstadt durchaus ein Thema war, wo der deutsche Fußball-Rekordmeister landete und wieder abhob. Schließlich wetteifern der von den Münchnern nach ihrem missratenen Katar-Flug vor einem Jahr diesmal gemiedene große BER und die verzweifelt nach Größe strebende Hertha seit geraumer Zeit ungewollt um Platz eins in der lokalen Pannenstatistik.

Abflug in Schönhagen statt am BER

Durch das ganz bewusste Ausweichen auf den vornehmlich von Hobby-Fliegern und Helikopter-Piloten genutzten Provinz-Airport in Schönhagen, knapp 50 Kilometer südlich des Olympiastadions, blieb der internationale Flughafen in Schönefeld von einem bayerischen Tauglichkeitstest diesmal verschont. «Es kann schon sein, dass das am letztjährigen Abflug nach Katar lag», sagte Nagelsmann. Damals hatten die Bayern die ganze Nacht auf dem Rollfeld im Flieger sitzen müssen.

Mit der Hertha kannten die Münchner keine Gnade. «Unsere Spieler waren extrem scharf im Gegenpressing, da haben wir sehr viel Druck gemacht», sagte Nagelsmann und konstatierte eine der besten ersten Halbzeiten seiner Münchner Amtszeit. Sechs Punkte Vorsprung auf den einzigen verbliebenen Verfolger Borussia Dortmund sind der Lohn.

Lewandowski ohne Tor in Berlin

Mehr als die je zwei Tore pro Abschnitt durch Corentin Tolisso und Thomas Müller sowie Leroy Sané und Serge Gnabry hätte es für noch mehr Berliner Ungemach in Halbzeit eins und zwei locker geben können. «Es hat 90 Minuten Spaß gemacht», meinte Joshua Kimmich. Angeblich nur nicht Robert Lewandowski. Der Rekordstürmer habe dem Vernehmen nach im ersten Spiel nach seiner erneuten Kür zum Weltfußballer des Jahres in der Kabine – da diesmal persönlich torlos – Scherze der Kollegen ertragen müssen. Dass der Pole mitgelacht habe, könne er sich «nicht so extrem vorstellen», meinte Nagelsmann.

Die fehlende Gabe zur Selbstironie beim überehrgeizigen Lewandowski ist das derzeit wohl größte Bayern-Problem. Nach der vorerst überstandenen Malaise mit zahlreichen Corona-Infektionen blickt Nagelsmann recht gut gelaunt Richtung Bundesliga-Pause. 13 Tage bis zum nächsten Duell mit seinem Ex-Club RB Leipzig am 5. Februar kommen dem 34-Jährigen sogar sehr gelegen.

«Wir sind froh, dass wir normal trainieren können. Wir hatten jetzt schon drei Wochen mit reduziertem Personal. Jetzt sind alle wieder da», sagte der Bayern-Coach. Auf eine Reise wird verzichtet. Geübt wird «dahoam» an der Säbener Straße. «Winterpause würde ich nicht sagen. Trainingswoche trifft es besser», meinte Nagelsmann zu dem ungewöhnlichen Liga-Auszeit, die für die Bayern nach der Landung in München beginnt.

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