Die Unioner feiern nach dem Spiel mit ihren Fans. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sören Stache/dpa)

Als Max Kruse die Musik bei der Derby-Party in der Union-Kabine am liebsten auf Volume 10 drehen wollte, schlich Dedryck Boyata mit seinem kleinen Kind im Schlepptau traurig in Richtung Ostkurve des Olympiastadions.

Der einsame Hertha-Kapitän wurde auf dem Weg zur Aussprache mit ein paar Dutzend Fans zum Sinnbild des nächsten Tiefschlags für seinen chronisch leidenden Club. Gefeiert wird im Berliner Fußball nur weit im Osten, in Köpenick. Die so leidenschaftlich diskutierte Frage nach der Nummer eins in der Hauptstadt ist pro Union geklärt. «Stand jetzt, ja», sagte Kruse.

Nach dem 3:2 im Achtelfinale des DFB-Pokals sprach sogar der sonst maximal zurückhaltende Trainer Urs Fischer von seinen Träumen für den 21. Mai. «Wir schauen uns die Auslosung an und werden uns dementsprechend auf den nächsten Gegner vorbereiten. Aber es ist auch klar, wenn du im Pokal mitspielst, willst du bis ins Finale, sonst musst du an diesem Wettbewerb nicht teilnehmen. Von daher haben das alle im Kopf», sagte Fischer. Von den acht im Pokal verbliebenen Teams ist keiner besser platziert als der Bundesliga-Fünfte.

Auch Kruse hat Lust auf einen eisernen Titelangriff und sprach die Endspiel-Sehnsucht auch aus. «Wir haben noch zwei Spiele bis zum Finale. Es sind zwei Siege, bis wir wieder hier spielen dürften», sagte der 33-Jährige. Der erste Derby-Sieg beim Lokalrivalen seit elf Jahren hat Union noch einmal größer werden lassen.

Korkut: «Werden uns unsere Gedanken machen»

Bei der Hertha schrumpft das Selbstvertrauen immer mehr. Trainer Tayfun Korkut war konsterniert und kündigte eine Aussprache mit Knallhart-Elementen an. «Es gibt einiges zu besprechen. Das werden wir auch machen. Wir werden uns unsere Gedanken machen und es werden Dinge angesprochen werden. Wir gehen nicht in den nächsten Tag rein und sagen, das ist jetzt passiert», sagte Korkut. Sein Problem: Am Sonntag geht es in der Bundesliga gegen den FC Bayern München und mit einer Defensivleistung wie gegen Union droht gleich die nächste demoralisierende Packung.

Die Herthaner mögen sich vom Fußball-Leid verfolgt fühlen. Alle drei Gegentreffer – durch Andreas Voglsammer, das Eigentor von Niklas Stark und Robin Knoche – waren leicht zu verteidigen. Suat Serdars Doppelpack war wertlos. Von ARD-Experte Bastian Schweinsteiger über Hertha-Sportdirektor Arne Friedrich bis zu Korkut, alle sprachen von einer verdienten Derby-Niederlage, weil zu sehen war: Union ist im Gegensatz zum fragilen Hertha-Gebilde eine funktionierende Mannschaft. Mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse und eine bessere Zweikampfquote zählten die Statistiker überraschend pro Hertha. Doch für die Musik sorgte Union, während des Spiels und auch danach.

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