Cheftrainer Steffen Baumgart ist nach seiner einwöchigen Corona-Quarantäne auf den Trainingsplatz des 1. FC Köln zurückgekehrt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rolf Vennenbernd/dpa)

Auf die beruhigenden Pfoten von Familienhund Jory auf seinen Schultern wird Steffen Baumgart am Freitagabend verzichten müssen.

Dafür darf sich der Trainer des 1. FC Köln nach seiner einwöchigen Corona-Zwangspause endlich wieder am Spielfeldrand austoben statt das heimische Wohnzimmer unsicher zu machen. «Ich liebe das, da am Rand zu stehen», sagte der 50-Jährige am Donnerstag, sichtlich motiviert vor der Auftakt-Partie des 22. Spieltags beim Vizemeister am Freitag (20.30 Uhr/DAZN).

Die Journalisten begrüßte er am frühen Morgen mit den launigen Worten. «Für mich ist es wichtig, dass ich wieder da bin. Wie wichtig das für Sie ist, weiß ich nicht.» Daheim, erklärte Baumgart mit einem Augenzwinkern, seien «alle froh, dass ich raus bin». Das Wohnzimmer hatte er während des Spiels gegen Freiburg zur Coaching Zone umfunktioniert. Ein von Tochter Emilia gepostetes Video, auf dem Baumgart höchst emotional das Spiel gegen Freiburg im Wohnzimmer verfolgt, war in der vergangenen Woche viral gegangen.

Hund als heimlicher Star

Und Eurasier Jory, der immer wieder beschwichtigend die Pfoten auf Baumgarts Schultern legte, war zum heimlichen Star geworden. «Der Hund ist wie der vierte Offizielle, der versucht ihn zu beruhigen», hatte sogar England Fußball-Ikone Gary Lineker getwittert. Auf der Homepage des WDR hatte der Kölner Hundetrainer Sebastian Marx unter der Überschrift «So tickt Steffen Baumgarts Hund Jory» das Verhalten des Tieres analysiert. «Es lässt sich gut erkennen, dass der Hund unter Stress steht», hatte Marx gesagt: «Er hechelt und er gähnt. Die Reaktion ist auch völlig normal. Wenn ich so ausflippen würde, würde das meinen Hund auch stressen.»

Doch so wie sich Baumgart einerseits zu Hause nicht mäßigt, braucht der Vierte Offizielle am Freitag offenbar keine Angst zu haben, dass es zurück im Stadion überdimensional aus ihm herausbricht. «Die Aufregung wird nicht anders sein als zu Hause», erklärte er: «Wenn meine Jungs spielen, ist es egal, wo ich mich gerade aufhalte. Man verändert sich ja nicht als Mensch, nur weil man zu Hause sitzt.»

Seine Tochter habe das Aufnehmen und die Veröffentlichung des Videos nicht mit ihm abgesprochen. «Das muss sie aber auch nicht», versicherte der 50-Jährige: «Die Kinder wissen, wie ich zu Hause bin. Es gab ja schon ein, zwei Spiele, die sie so erlebt haben.» Überhaupt war er darum bemüht, nicht groß auf das Video einzugehen und es als Randnotiz abzutun. «Was heute große Ausmaße annimmt und was nicht, darüber kann man sich keine Gedanken machen», sagte er: «Aber wer mich kennt, weiß, dass das nichts Unnormales war.»

Ohne Modeste

Baumgart war am vergangenen Mittwoch positiv getestet worden und konnte sich an diesem Mittwoch freitesten. Gegen Freiburg (1:0) hatte ihn sein Assistent André Pawlak als Chef vertreten. Der Leipziger Kollege Domenico Tedesco zeigte sich «in erster Linie erfreut, dass er gesund ist, dass er keinen schweren Verlauf hatte». Und ergänzte schmunzelnd: «Ich glaube, das hat das Video auch noch mal gezeigt.»

Kurios ist, dass die im Vorjahr erst in der Relegation geretteten Kölner nach 21 Spielen als Sechster mit einem Punkt Vorsprung auf den Vizemeister ins Spiel gehen. Das sei nur «eine Momentaufnahme», sagte Baumgart: «Wir stehen weit über unseren Zielen, Leipzig hinkt ein bisschen hinterher. Ziel ist es aber, auch in Leipzig zu gewinnen.» Einen herben Rückschlag erhielten diese Hoffnungen aber kurz darauf, als sich Anthony Modeste, Kölns mit Abstand bester Torjäger, krankheitsbedingt vom Training abmeldete. Der Franzose, der 14 der 33 Kölner Saisontore erzielte, wird am Freitag fehlen.

Tedesco versicherte derweil: «Es ist kein Witz, dass ich seit Wochen nicht auf die Tabelle geschaut habe.» Diese werde erst zu einem späteren Zeitpunkt der Saison wichtig. Klares Ziel von RB bleibt Rang vier und damit die Qualifikation für die Champions League. In Köln spricht man derweil noch nicht offen von Europa.

Nach einem wochenlangen Streit, den RB auch juristisch führte, dürfen wieder deutlich mehr Zuschauer und Zuschauerinnen in die Red Bull Arena. 15 000 sind am Freitag zugelassen.

Von Holger Schmidt und David Langenbein, dpa

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