Leipzigs Spieler feiern mit Torschütze Willi Orban (M) das 1:0 in San Sebastián. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Stringer/dpa)

Trainer Domenico Tedesco klatschte kräftig in die Hände, seine grinsenden Spieler beglückwünschten sich gegenseitig. Trotz ein paar Zitterminuten ist Vizemeister RB Leipzig letztlich souverän ins Achtelfinale der Europa League eingezogen.

Das Tedesco-Team gewann das Zwischenrunden-Rückspiel beim lange Zeit erschreckend harmlosen Gastgeber Real Sociedad San Sebastián mit 3:1 (1:0). «Es war von ersten Minute ordentlich, wir hätten aber in der ersten Hälfte mehr Tore machen müssen. Es war sehr reif, hier zu bestehen», sagte Abwehrchef Willi Orban, der den Tabellenvierten der Fußball-Bundesliga nach einem Elfmeter-Fehlschuss von André Silva (39. Minute) in Führung gebracht hatte.

Nach einer knappen Stunde traf Silva (59.) selbst vor rund 35.000 Zuschauern im Estadio Anoeta. Für Spannung sorgte kurzzeitig Martin Zubimendi (67.). «Die Fans haben Sociedad schön nach vorne gepeitscht», sagte Tedesco zu dieser Phase. Doch dem eingewechselten Emil Forsberg (89.), der auch schon eine Woche zuvor beim 2:2 im Hinspiel vom Elfmeterpunkt nach seiner Einwechslung getroffen hatte, gelang mit einem verwandelten Handelfmeter die Entscheidung. Nach Angaben von RB war es das 1000. Tor des im Mai 2009 gegründeten Clubs. «Wir haben eine fantastische Entwicklung hinter uns», sagte Forsberg als Schütze des Jubiläumstreffers.

Leipzig bestimmte fast nach Belieben

Die Zitter-Minuten hatte sich RB selbst zuzuschreiben. Bei Tedescos Team, das auf fünf Positionen im Vergleich zum 6:1 am vergangenen Sonntag verändert war, haperte es diesmal beim Tore schießen.

RB bestimmte fast nach Belieben, was auf dem Platz in San Sebastián passierte. Die heimischen Fans, an die Kapitän Mikel Oyarzabal nach der Ligapleite im Baskenderby am Wochenende (0:4 bei Athletic Bilbao) noch einmal appelliert hatte, waren mitunter still. Stimmungsaufheller ließ RB lange nicht zu.

Stattdessen wurden die Gäste schnell gefährlich: In der vierten Minute scheiterte aber Lukas Klostermann an Mathew Ryan. Gute fünf Minuten später klärte der Australier im Tor der Spanier gegen Kevin Kampl. Beide zählten zu den frischen Kräften im RB-Team. Die dritte Großchance vergab der spätere Torschütze Orban (19.) gegen Ryan.

Nach einem Klasse-Pass von Dani Olmo kam der 29 Jahre alte Schlussmann – eigentlich die Nummer zwei – zu spät aus seinem Kasten und holte Christopher Nkunku im Fünfmeterraum von den Beinen. Unter den Pfiffen der Real-Fans trat André Silva an. Und er verschoss, Ryan tauchte in die rechte Torwartecke ab – ungünstigerweise ließ er den Ball so abprallen, dass der diagonal vor dem Tor entlang rollte. Orban sprintete allen auf und davon und traf zum 1:0.

Unnötiger Stress in der Schlussphase

Hochverdient war die Führung, nur eigentlich zu wenig bei 11:1 Abschlüssen in der gesamten ersten Halbzeit aus Leipziger Sicht. «Wir kontrollieren das Spiel und sind in allen Phasen gut. Gute Standards, spielen hinten gut raus, gute Umschaltmomente, aber die Tore fehlen», befand RB Leipzigs Technischer Direktor, Christopher Vivell, beim Sender RTL+ in der Pause.

Es änderte sich am Spielgeschehen auch nach der Pause erstmal nicht viel. Die Spanier wirkten trotz des Rückstandes noch recht verhalten. Den Leipzigern jedenfalls konnte es recht sein. Sie sorgten weiter für Gefahr, in der 55. Minute mit einem satten Distanzschuss von Olmo, den Ryan zur Ecke klärte. Beim sehenswerten Tor von Silva aus 15 Metern in den Winkel war der Heim-Keeper machtlos.

Doch dann kamen die Spanier auf einmal zum Anschlusstreffer, nach langem Bangen vom Videoreferee anerkannt. Und RB sah sich plötzlich unnötigem Stress in der Schlussphase drei Tage vor dem Ligaspiel beim VfL Bochum ausgesetzt, konnte sich aber dank des verwandelten Forsberg-Elfmeters auf die Auslosung an diesem Freitag freuen.

Von Jens Marx, dpa

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