Spiel gedreht: Hoffenheims Andrej Kramaric sorgt mit seinem Tor für den 2:1-Sieg beim VfL Wolfsburg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

So laut hat man den sonst eher ruhigen und zurückhaltenden Sebastian Hoeneß in der Fußball-Bundesliga bislang nur selten jubeln gehört. Schlusspfiff in Wolfsburg – und der Sohn des früheren VfL-Managers Dieter Hoeneß sprang am Samstag voller Freude von seiner Trainerbank auf.

Durch zwei Tore in nur vier Minuten gewann sein Team 1899 Hoffenheim nach einem 0:1-Rückstand noch mit 2:1 (0:1) beim VfL Wolfsburg und wächst nun immer mehr in die Rolle hinein, die die Niedersachsen in der vergangenen Saison noch innehatten: die eines nicht unbedingt erwarteten, leistungsmäßig aber durchaus gerechtfertigten Champions-League-Kandidaten.

«Das tut gut», sagte Hoeneß hinterher. «Das war ein Sieg für die Moral und für die Mannschaft, weil uns wirklich einige Spieler nicht zur Verfügung standen. So gesehen bin ich heute richtig stolz.»

Unter dem Strich kein verdienter Sieg

Dieses zähe und ausgeglichene Spiel vor 7145 Zuschauern nahm etwa 20 Minuten vor Schluss noch eine spektakuläre Wendung. Beim Stand von 1:0 für Wolfsburg hatte der Franzose Jerome Roussillon in der 72. und 73. Minute gleich zwei Chancen, um auf 2:0 zu erhöhen. Beinahe im Gegenzug traf der kurz zuvor eingewechselte Däne Jacob Bruun Larsen aber in der 74. Minute mit einem sehenswerten Seitfallzieher zum 1:1. Dem Kroaten Andrej Kramaric gelang bei seinem ersten Einsatz nach einem positiven Corona-Test sogar noch der Siegtreffer (78.). Wieder nur vier Minuten später verhinderte TSG-Torwart Oliver Baumann nach einem Kopfball von Jonas Wind das 2:2 (82.).

«Unter dem Strich ist das sicher kein verdienter Sieg. Aber ich nehme den trotzdem gern mit, weil das in den vergangenen Wochen häufig genau umgekehrt war», sagte Hoeneß.

Seine wichtigen Defensivspieler Dennis Geiger und Florian Grillitsch fielen am Samstag schon vor der Partie gelbgesperrt aus. Kurz vor der Pause musste mit Kevin Vogt dann noch eine weitere zentrale Figur vom Platz (43.). Der Abwehrchef hatte sich in einem Laufduell mit Wolfsburgs Max Kruse am Oberschenkel verletzt. Trotzdem erwies sich die TSG auch derart geschwächt als sehr gut organisiertes und diszipliniert verteidigendes Team.

Kohfeldt: «Der Weg stimmt»

Ein anderer dänischer Stürmer hatte den VfL in der 36. Minute in Führung gebracht: Jonas Wind gelang ähnlich sehenswert wie Bruun Larsen mit einem schönen Schlenzer sein erstes Bundesliga-Tor. Ein zweiter Treffer des Zwölf-Millionen-Euro-Einkaufs vom FC Kopenhagen zählte wegen einer Abseitsstellung nicht (88.).

Dazwischen aber machte sich sein Team den jüngsten Aufschwung nach den beiden Siegen gegen Greuther Fürth (4:1) und Eintracht Frankfurt (2:0) in nur kurzer Zeit kaputt. «Der Weg stimmt, in allen Belangen. Aber wir müssen uns vollkommen klar sein, dass Fußballspiele auch in kleinen Momenten entschieden werden», sagte Trainer Florian Kohfeldt.

Im Falle eines Sieges wäre sein Team den Europa-League-Plätzen sogar wieder deutlich näher gewesen als einem Abstiegsrang. So aber schauen die Wolfsburger in der Tabelle weiter nach unten und verbitten sich jede «Träumerei», wie Kohfeldt das nennt. «Wenn ich mir die Ergebnisse anschaue, hätten wir heute einen Riesenschritt machen können», meinte der VfL-Coach mit Blick auf das späte Unentschieden des Tabellen-17. VfB Stuttgart und die Niederlage des Tabellen-16. FC Augsburg. «Aber wenn ich unsere Leistung sehe, macht mir das Spiel für den Rest der Saison viel Hoffnung.»

Von Sebastian Stiekel, dpa

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