Rainer Bonhof, Vizepräsident von Borussia Mönchengladbach, während einer Pressekonferenz im Borussia-Park. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Gesellig war Rainer Bonhof schon immer. Für den Vize-Präsidenten von Borussia Mönchengladbach waren in der Zeit vor Corona selbst die regelmäßigen Karnevalspartys des Erzrivalen 1. FC Köln aus alter Verbundenheit als FC-Profi kein Tabu.

Kein Wunder, dass sich der Fußball-Weltmeister von 1974 auf die Feier zu seinem 70. Geburtstag am 29. März freut. «Ich packe mir ein paar nette Leute ein und mache etwas Halligalli», sagte Bonhof der Deutschen Presse-Agentur. «Wir werden etwas Spaß haben, das gehört dazu.»

«Alle mal wieder zu sehen, ist schon schön»

Dann erwartet der einstige Weltklasse-Mittelfeldspieler alte Mitspieler und Freunde seiner Borussia, von anderen (Profi-)Stationen und frühere Nationalmannschaftskollegen: «Die Weggefährten meines Lebens gehören dazu. Alle mal wieder zu sehen, ist schon schön.»

Kommen dürften viele, denn Bonhof war stets beliebt. Sein Weltmeister-Coach Helmut Schön pries den Mittelfeld-Kämpfer einst ob seiner Dynamik, insbesondere aber als «tollen Kameraden». Ein Vorzug, den auch sein Ex-Mitspieler und langjähriger Freund Berti Vogts schon vor 45 Jahren hervorhob. Nach dem Ende der Spielkarrieren war Bonhof Vogts‘ Assistent als Bundestrainer und als Nationalcoach Schottlands.

Als es in dieser Saison turbulent bei Borussia wurde, behielt Vogts, der in der Vergangenheit seinen Ex-Club gerne mal kritisierte, die Ruhe. «Solange Rainer da ist, der auch schon international und auch beim DFB gearbeitet hat, mache ich mir um Borussia keine Sorgen», sagte Vogts. Auch Lothar Matthäus äußerte sich ähnlich.

Bonhof mit Mönchengladbach tief verbunden

Dass Bonhof zu Beginn des Jahres noch einmal im Mittelpunkt stehen sollte und nach dem Rücktritt von Sportchef Max Eberl ins operative Geschäft seines Herzensclubs eingreifen musste, kam auch für ihn überraschend. Zur Borussia kehrte der in Emmerich am Niederrhein geborene Bonhof immer wieder zurück und half, wenn man ihn brauchte. Nach seiner Co-Trainer-Zeit beim DFB misslang sein Engagement als Trainer Ende des vergangenen Jahrtausend jedoch kräftig. Den ersten Abstieg der Borussia 1999 konnte auch er nicht verhindern.

Nach Stationen in Kuwait, Schottland und als Scout des FC Chelsea wurde er dann von Ende 2008 an wieder als Funktionär bei der Borussia mit eingebunden und ist seitdem Vize-Präsident. Seine nach eigener Aussage schönste Zeit erlebte der Schüler von Hennes Weisweiler aber als Spieler in den goldenen Siebzigern des Clubs, ehe er aus finanziell lukrativen Gründen für ihn und die Gladbacher 1978 zum FC Valencia wechselte und später in Köln noch mal unter Weisweiler und bei Hertha BSC spielte. Mit 22 Jahren war der Vorlagengeber des Final-Siegtores von Gerd Müller 1974 damals jüngster deutscher Weltmeister geworden und anschließend in die Weltklasse aufgestiegen.

«Er schießt schneller als Wyatt Earp»

«Rainer Bonhof ist das Idealbild eines Fußballprofis», sagte sein damaliger Trainer Udo Lattek Ende der 1970er Jahre. «Er ist aus keiner Mannschaft dieser Welt wegzudenken und zählt zu den besten Spielern, die es auf der Welt gibt.» In Erinnerung blieben vor allem seine Weitschüsse, die wie mit dem Lineal gezogen im Netz einschlugen. «Er schießt schneller als Wyatt Earp», klagte der damalige Torwart des FC Liverpool, Ray Clemence, nach einer Niederlage im Halbfinale des Landesmeister-Pokals 1978.

Dass Bonhof Teil der Fußballgeschichte Deutschlands und der Borussia wurde, ist Weisweiler zu verdanken, der ihn einst beim SuS Emmerich entdeckte. Damals hatte Bonhof wegen eines niederländischen Großvaters noch die Staatsbürgerschaft des Nachbarstaates. «Ich spreche es generell immer noch gerne. Das hört sich für einen Niederländer wahrscheinlich aber schon beleidigend an», sagte Bonhof lachend. «Pommes frites kann ich aber bestellen.»

Bonhof freut sich auf Feiern

An seinem Geburtstag dürfte edler aufgetischt werden. Pläne für die Zeit danach gibt es keine, verriet Bonhof in seiner typischen Art: «Ich habe die nächsten 70 noch nicht geplant.»

Auf ein Ereignis danach freut er sich aber besonders: Ein mehrtägiges Fest – na, klar. Wenn es wegen Corona denn stattfindet. Anfang Juni soll in Korschenbroich, der Heimat seines alten Kumpels Vogts vor den Toren Mönchengladbachs, nach zweijähriger Corona-Zwangspause endlich wieder «Unges Pengste» gefeiert werden. Das Schützenfest an Pfingsten ist weit mehr als ein Volksfest auf dem Dorf und am ganzen Niederrhein bekannt. Bonhof mischt als Schütze mit Wonne mit. «Da würde ich mich riesig freuen, wenn das wieder stattfindet», sagte Bonhof. «Vier Tage voller Freude – das ist völlig abhanden gekommen.»

Von Carsten Lappe, dpa

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