Kam gegen Bielefeld knapp 30 Minuten zum Einsatz: Dortmunds Erling Haaland. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Geht da noch was? Eigentlich schien die Titelvergabe in der Bundesliga an den FC Bayern längst ausgemachte Sache. Doch nach dem 1:0 von Borussia Dortmund über Arminia Bielefeld und dem 1:1 der Münchner bei der TSG Hoffenheim ist bei vielen Fußball-Fans die Hoffnung auf mehr Spannung zurück.

Mit einem Sieg am Mittwoch (18.30 Uhr/DAZN) im Nachholspiel beim FSV Mainz 05 könnte der BVB den Abstand zum Serienmeister auf vier Punkte verkürzen. Was spricht im möglichen Titel-Showdown für die Borussia, was dagegen?

+ Comeback: Mehr noch als der durchwachsene Auftritt des Teams gegen Bielefeld schürte die Genesung von Erling Haaland und Giovanni Reyna beim BVB neue Hoffnung. Als die Jungstars in der 63. Minute eingewechselt wurden, gab es tosenden Applaus von den Rängen. Die ersehnte Rückkehr der Offensivspieler dürfte die Gefährlichkeit des Teams im Saisonendspurt deutlich erhöhen. Dass beide bei ihrem Kurzeinsatz unauffällig blieben, war für BVB-Trainer Marco Rose wenig verwunderlich: «Man hat gesehen, dass die sieben, acht Wochen mit beiden was gemacht haben.»

+ Restprogramm: In sieben der restlichen neun Spiele trifft der BVB auf Teams jenseits des oberen Tabellendrittels. Nur gegen Leipzig (2. April) und beim FC Bayern (23. April) stehen Duelle mit Spitzenteams an. Das Restprogramm der Bayern ist allerdings ähnlich machbar. Im Gegensatz zum BVB muss der Rekordmeister jedoch noch die Zusatzbelastung in der Champions League meistern. Die Borussia kann sich nach frühen Knockouts in Europa dagegen auf die Bundesliga konzentrieren. «Wir sollten nicht auf die Bayern schauen. Aber wir träumen immer und müssen weiter Gas geben. Mal sehen, was am Ende der Saison geschehen wird», kommentierte Nationalspieler Emre Can.

+ Endspurt: Der BVB kann Endspurt. Welch großes Potenzial in der Mannschaft steckt, stellte sie Ende der vergangenen Saison unter Beweis. Als der Champions-League-Platz schon fast verspielt war, gelangen unter der Regie von Interimscoach Edin Terzic sieben Bundesligasiege in Serie. Trainer Rose hofft, dass sein Team in den letzten Wochen Wiedergutmachung für das bisher durchwachsene Abschneiden vor allem in den Wettbewerben mit K.o.-Spielen leistet: «Im Optimalfall schaffen wir das. Das haben wir uns vorgenommen. Dafür brauchen wir aber einen spielfähigen Kader», sagte er voller Hoffnung auf nachlassendes Verletzungspech.

– Formschwankungen: Mal peinlich, mal titelreif. Die fehlende Konstanz macht dem BVB seit Jahren zu schaffen. Auftritten wie in Amsterdam (0:4) und gegen Leverkusen (2:5) stehen erstaunliche Spiele wie gegen Freiburg (5:1) und Mönchengladbach (6:0) gegenüber. Deshalb behagte es Trainer Rose wenig, dass nach dem Sieg gegen Bielefeld wieder von einer Meisterchance geredet wurde. «Ihr macht das Thema immer gern auf. Aber das ist im Moment nicht unser Thema.» Mit Verweis auf die Berg- und Talfahrt seines Teams fügte er an: «Das ist, womit wir uns auseinandersetzen müssen. Der Rest kommt von allein.»

– Mentalität: Von der Mia-san-mia-Mentalität der Bayern ist die Borussia weit entfernt. Zwar büßten die Münchner in den vergangenen beiden Ligaspielen gegen Leverkusen (1:1) und Hoffenheim (1:1) wichtige Punkte ein, dürften aber in den entscheidenden Spielen wieder zur Stelle sein. Die Bundesliga-Bilanz der Dortmunder in den vergangenen sechs Spielen in München (2:4, 0:4, 0:5, 0:6, 1:4, 1:5) verheißt bei null Punkten und 4:28 Toren wenig Gutes für das Spitzenspiel am 23. April in der Allianz Arena.

– Stolpersteine: Das Restprogramm des BVB ist zwar machbar, enthält aber Stolpersteine. Denn in Spielen bei vermeintlichen Außenseitern verlor der Tabellenzweite bereits Boden im Titelkampf. Das dokumentieren Partien wie gegen Bochum (1:1), Hertha BSC (2:3) und Augsburg (1:1). Nicht zuletzt deshalb warnte Trainer Rose vor den kommenden beiden Aufgaben in Mainz und in Köln: «In Mainz weiß man, wie hoch die Trauben hängen. Und die Kölner haben sich mit dem Sieg in Leverkusen wieder rangepirscht. Jedes einzelne Spiel ist ein Kampf, den müssen wir annehmen.»

Von Heinz Büse, dpa

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