BVB-Youngster Tom Rothe (3.v.r) lässt sich nach seinem Tor zum 1:0 feiern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Nach dem berauschenden Auftritt eine Woche vor dem Liga-Hit beim FC Bayern strahlte Trainer Marco Rose über das ganze Gesicht.

«Tolles Wetter, tolle Stimmung, das hat Spaß gemacht und wer großartig. Ein tolles Gefühl, dass die Leute so glücklich nach Hause gehen», sagte der Coach nach dem 6:1 (5:0) von Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg: «Über einzelne Spieler zu reden, macht heute gar keinen Sinn. Außer über Tom Rothe, und der will das nicht.»

Der 17-Jährige, der bei seinem unverhofften Bundesliga-Debüt mit dem Treffer in der 24. Minute das Torfestival einleitete, war in der Tat eine der Geschichten des Spiels, in dem die Dortmunder zur Pause so hoch führten wie noch nie in einem Bundesliga-Heimspiel. «Nicht so schlecht», sagte der Teenager lachend, als er seinen Kopfball-Treffer beim Sky-Interview auf dem Bildschirm sah. Ostergeschenke brauche er nun nicht mehr: «Ich bin glücklich mit dem Spiel. Trotzdem freue ich mich auf das Eiersammeln mit der Familie.»

VfL noch nicht gerettet

Während der BVB die Champions-League-Teilnahme bei zwölf Punkten Vorsprung und einer deutlich besseren Tordifferenz in vier Spielen nur noch rein theoretisch verspielen kann, wurde den Wolfsburgern grausam klar, dass sie trotz mindestens fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz noch nicht gerettet sind.

«In der ersten Halbzeit war das eine desolate Leistung in allen Belangen, die ein Fußball-Spiel erfordert», sagte Trainer Florian Kohfeldt: «Ein Nackenschlag hat gereicht, um uns aus der Bahn zu werfen. Und das Problem ist leider nicht neu. Wir müssen uns jetzt drauf konzentrieren, die zwei Siege zu holen, die wir noch brauchen.»

Nach Rothes Führungstor hatten Axel Witsel (26.) und Manuel Akanji (28.) schnell nachgelegt. Emre Can (35.) und zweimal Haaland (38./54.) erzielten die weiteren Treffer. Für Haaland endete damit eine ungewohnte Durststrecke von fast drei Monaten, fünf Einsätzen und 384 Spielminuten ohne Treffer. Wolfsburgs Ridle Baku (82.) verhinderte schließlich die dritte 0:6-Niederlage der Wolfsburger Bundesliga-Geschichte nach jenen in München 2017 und 2019.

Youngster trifft

Die Dortmunder Fans unter den 79.200 Zuschauern riefen bei Verlesung der Aufstellung mit Inbrunst die Nachnamen. Bei der Nummer 36 stockten einige kurz, schauten erst zur Anzeigetafel und riefen dann etwas zögerlich «Rothe». Der U19-Nationalspieler stand zuvor noch nie im Bundesliga-Kader. Der Ausfall von Raphael Guerreiro und die Tatsache, dass Nico Schulz offenbar noch nicht ganz fit war, spülte den Linksverteidiger direkt in die Startelf. Rothe ist zwar nur der achtjüngste Debütant in der Dortmunder Bundesliga-Historie, aber der jüngste Abwehrspieler. Durch seinen Treffer wurde er zum viertjüngsten Bundesliga-Torschützen.

Dabei wäre der BVB fast kalt erwischt worden, doch Torhüter Gregor Kobel rettete gegen Lukas Nmecha aus drei Metern stark (3.). Danach spielten nur noch die eigentlich stark ersatzgeschwächten Dortmunder. Nach dem 0:1 verlor Wolfsburg komplett die Orientierung, der BVB spielte sich in einen Rausch und legte vier Treffer innerhalb von weniger als 14 Minuten nach.

Fünf Tore vor der Pause hatte der BVB zuletzt vor neun Jahren beim 6:1 in Fürth erzielt. Diesmal schien es zunächst noch deutlicher zu werden, als Haaland zum zweiten Mal traf. Und hätte Casteels nun nicht einige Male gut gehalten, hätte es für Wolfsburg noch schlimmer geendet. Den Ehrentreffer ermöglichte ausgerechnet ein grober Fehler des von Wolfsburg ausgeliehenen Marin Pongracic.

Von Holger Schmidt, dpa

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