Eine Frau bedient die App «Bison», mit der Kryptowährungen gekauft und verkauft werden können. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marijan Murat/dpa)

Steuerhinterziehung, Drogenfinanzierung, Geldwäsche: Die Kryptobranche hat ein Imageproblem. Die Welt des digitalen Vermögens drängt aber immer mehr in den Sport.

Das Sponsoring von Kryptofirmen nicht zuletzt in der Fußball-Bundesliga kann für die Glaubwürdigkeit der Profivereine zum Problem werden.

«Es gibt wie so oft zwei Seiten. Eine positive Seite besteht in einer Innovationskraft. Die Profivereine bringen sich über ihre Partner mit der Digitalisierung in Verbindung und können als Testing Ground für moderne Produkte dienen», erklärte Professor Markus Kurscheidt, Inhaber des Lehrstuhls für Sportwissenschaft II an der Universität Bayreuth, der Deutschen Presse-Agentur.

«Die Verschlüsselung durch Blockchain kann ein sehr positiver Service für die Fans sein, indem man eine höhere Datensouveränität und eine zuverlässige Verschlüsselungstechnik für Geld gewinnt. Wenn man sich als Modernisierer in der Markenführung positioniert, kann man das seiner Fanschaft durchaus recht positiv darstellen.»

Kryptowährungen «noch relativ undurchsichtig»

Das Negative sei jedoch, «dass Kryptowährungen weiterhin etwas aus der Schmuddelecke kommen und noch relativ undurchsichtig sind. Firmen aus der Kryptobranche versuchen aber natürlich, für sich positive Imagesignale zu setzen und einen Imagetransfer zu erzeugen. Dann gibt es noch die ungelöste, negative Seite von Blockchain: der Energieverbrauch und damit der ökologische Fußabdruck», erläuterte Kurscheidt.

Zahlungsströme sind auch ein wichtiges Thema für die «Taskforce Zukunft Profifußball» der Deutschen Fußball Liga (DFL). Diese zu Corona-Zeiten ins Leben gerufene Arbeitsgruppe betont immer wieder Nachhaltigkeit und Fandialog, um grassierender Kommerzialisierung und bedrückender Entfremdung von der Basis etwas entgegenzustellen. «Sollte die Partnerschaft zwischen Profivereinen und Partnern aus der Kryptobranche aber Überhand nehmen, dann werden die aktiven Fans sicher kritische Fragen stellen», warnte Kurscheidt.

Crypto.com Sponsor der Fußball-WM in Katar

Die Kryptobranche drängt immer stärker in den Profisport. Die Handelsplattform Crypto.com ist zum Beispiel Sponsor der Fußball-WM 2022 in Katar. Die Bundesligisten indes forcieren vor allem den Handel mit digitalen Sammelkarten. Diese werden als NFTs (Non-Fungible Tokens), also nicht austausch- oder ersetzbare Wertmarken, bezeichnet. Hertha BSC arbeitet aber bereits mit dem Finanzdienstleister Caizcoin zusammen, die Kryptowährung Baby Doge ist Partner der TSG 1899 Hoffenheim.

In Spanien will der jahrelang über seine Verhältnisse lebende FC Barcelona sogar ohne externen Partner eigene NFTs herstellen, die durch die individuelle Verschlüsselung per Blockchain-Technologie einzigartig sind.

«Die Kryptobranche kann im Profifußball die Masse erreichen, von Jung bis Alt. Da geht es weniger um eine klar definierte und abgegrenzte Zielgruppe. Man kann kaum ein Freizeitumfeld finden, das mit so hoher Aufmerksamkeit und Emotionalität aufgeladen ist», erläuterte Kurscheidt. «Das ist hoch attraktiv für Unternehmen, die innovative Produkte und Dienstleistungen anbieten. Denn man erreicht alle Konsumentensegmente.»

Pandemie hat Entwicklung beschleunigt

Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung beschleunigt. Angesichts von lange leeren Rängen klagte der Profifußball über einen Einbruch auf der Einnahmenseite. Die Bundesliga erlebte die größte Finanzkrise ihrer Geschichte. Da wirkt eine Branche mit einem Investitionsvolumen in Milliardenhöhe natürlich extrem attraktiv.

«Die Kryptobranche hat ein Reputationsproblem, weil es dort schwarze Schafe gibt», sagte Professor Bernhard Herz, der an der Universität Bayreuth unter anderem zu Geldtheorie und Geldpolitik forscht.

Ein zentrales Thema für Kryptowährungen sei die Anonymität. «Kryptowährungen, bei denen Transaktionen anonym abgewickelt werden können, laufen Gefahr, dass sie für Steuerhinterziehung, Terrorfinanzierung oder Drogenfinanzierung verwendet werden», erklärte Herz. «Die Kryptobranche versucht das selber einzuschränken, weil sie weiß, dass es ein Problem ist. Eine Währung, die per se anonym produziert wird, wird aber immer anfällig sein für solche Geschäfte.»

Herz zog einen Vergleich zu Schweizer Banken. «Sie stehen im Ruf, zum Beispiel Steuerhinterziehung zu erleichtern. Das erzeugt Gegenbewegungen und öffentlichen Protest», erklärte er. «Profivereine müssen ganz genau hinschauen, mit wem sie Geschäfte machen.»

Von Martin Moravec, dpa

Von