Vorstellung des neuen FCK-Trainers Dirk Schuster (r), mit Co-Trainer Sascha Franz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Wolfstone-Photo/dpa)

In schwarzer Hose und schwarzem Hemd stellte sich Dirk Schuster als neuer Trainer bei den Roten Teufeln den Fotografen.

Der 54-Jährige hat nur ein gute Woche Zeit, den 1. FC Kaiserslautern auf die Relegation vorzubereiten. Wieder einmal ist beim viermaligen deutschen Fußball-Meister mehr Bewegung drin, als sich die Protagonisten und Fans wünschen. Für die Ewigkeit sind bei diesem Club nur das lange schon überdimensionierte Fritz-Walter-Stadion und das Bronze-Denkmal seiner fünf 1954er Helden davor.

«In zwei Spielen Großes erreichen»

Der ungewöhnliche Trainerwechsel von Marco Antwerpen zu Schuster kurz vor der Relegation bringt den Drittligisten nun bundesweit in die Schlagzeilen. Sportlich und wirtschaftlich ging es zuletzt wieder aufwärts auf dem Betzenberg. «Wir können in zwei Spielen Großes erreichen, das muss allen bewusst sein. Hier geht’s wirklich um die Zukunft des Vereins», sagte Thomas Hengen, der alleinige Geschäftsführer, bei der Pressekonferenz am Mittwochabend zu dem Trainertausch. «Das ist eine verdammt unpopuläre Entscheidung, ich habe mir das auch nicht leicht gemacht.»

Was Werner Liebrich, Fritz Walter, Werner Kohlmeyer, Horst Eckel – der letzte noch lebende Weltmeister vom «Wunder von Bern» war erst im Dezember gestorben – und Ottmar Walter dazu gesagt hätten? Selbst in der Hire-and-Fire-Branche Profifußball überraschte diese Personalie: Antwerpen hatte die Pfälzer 2021 vor dem Absturz in die Regionalliga gerettet und machte die Mannschaft zu einem Spitzenteam. Mit drei Niederlagen in Folge zum Saisonabschluss verspielte der FCK jedoch den schon sicher geglaubten direkten Aufstieg. Nach einem 0:2 bei Viktoria Köln musste Antwerpen aber am 10. Mai gehen.

«Wir brauchen da wieder die Wand»

Der in Karlsruhe lebende Schuster kommt als Zweitliga-Experte nach Kaiserslautern und kennt sich auch mit Aufstiegen aus: Einst führte er den SV Darmstadt 98 direkt von der 3. in die 1. Liga, wo der FCK zuletzt in der Saison 2011/2012 spielte. «Wir können doch gar nichts verlieren. Wir haben die große Möglichkeit, als Drittligist in die 2. Liga aufsteigen», sagte der 54-Jährige. Seine Vertragslaufzeit wurde nicht genannt, soll aber auf jeden Fall über die Relegationsspiele hinaus gehen.

Schusters erste Übungseinheit auf dem Betzenberg fand ohne Zushauer im Fritz-Walter-Stadion statt. Der neue Chefcoach forderte die Fans zur Unterstützung für das erste Spiel am 20. Mai gegen Dresden auf: «50.000 Zuschauer werden mit Sicherheit da sein, wir brauchen da wieder die Wand.»

Antwerpen: «Ich bin geschockt und traurig»

Sein vier Jahre jüngerer Vorgänger beklagte sich nach seinem überraschenden Ende bitterlich über seinen bisherigen Arbeitgeber. «Ich bin geschockt und traurig über diese Entscheidung. Ich wollte mit diesem Club aufsteigen, habe alles dafür gegeben und nun diese wahnsinnige Entscheidung», sagte Antwerpen bei Sport1. Er griff auch Hengen an: «Warum diese Person das macht, weiß ich nicht.»

Zuletzt gab es sogar Berichte, wonach Hengens Kumpel Miroslav Klose einsteigen könnte. Der Weltmeister von 2014 (zuletzt Hansi Flicks Assistent beim FC Bayern) gilt ebenso als FCK-Legende der Nach-54er- Zeit wie Andreas Brehme und Hans-Peter Briegel. Der frühere Lauterer Weltklasse-Schiedsrichter und Clubfunktionär Markus Merk bezeichnete den Wechsel von Antwerpen zu Schuster als eine «sehr mutige Entscheidung, die hopp oder top bedeutet».

Der Aufstieg wäre «unheimlich wichtig»

Bei den zahlreichen FCK-Anhängern wird Antwerpens Abgang kontrovers diskutiert. Lauterns größtes Fan-Forum heißt «Der Betze brennt», der Titel hat nur in seltenen Phasen seine Aktualität verloren. Betreiber Thomas Hilmes sagt: «Die Fans haben sehr entsetzt und teilweise gereizt auf die Entlassung von Marco Antwerpen reagiert. Er hat den FCK von einem Abstiegs- auf einen Aufstiegsplatz geführt und war auch gerade wegen seiner etwas ruppigen Art ein Publikumsliebling.»

Die pragmatischen Stimmen werden aber in der Kürze der Zeit immer lauter. Der Aufstieg wäre für den FCK «unheimlich wichtig» (Merk) – auch und gerade wirtschaftlich: Trotz des im Dezember 2020 abgeschlossenen Insolvenzverfahrens und der damit einhergegangenen Schuldenfreiheit der Kapitalgesellschaft ist jedes weitere Jahr in der 3. Liga ein Verlustgeschäft. Ein Aufstieg und die damit verbundenen wesentlich höheren Fernsehgelder würden die immer noch nicht vollständige finanzielle Gesundung des Clubs deutlich beschleunigen.

Von Ulrike John und Florian Reis, dpa

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