Liverpools Trainer Jürgen Klopp hofft im Fernduell um die Meisterschaft auf einen Fehler von Manchester City. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rui Vieira/AP/dpa)

Haben die in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnten Fans von Manchester City am Ende wenigstens etwas zu feiern? Oder wird wieder in Anfield gejubelt?

Titelverteidiger City mit Pep Guardiola hat vor dem letzten Spieltag einen knappen Vorsprung auf Pokalsieger und Champions-League-Finalist FC Liverpool mit Jürgen Klopp. Die beiden Spitzenteams kämpfen im Fernduell um die Meisterschaft. Theoretisch ist es dann sogar möglich, dass die Titelentscheidung nach 90 Minuten vertagt wird.

Starcoach gegen Kulttrainer

In Sachen Beliebtheit bei ihren gegenwärtigen Clubs nehmen sich Guardiola und Klopp wenig. Aber der von den City-Fans gefeierte und als einer der besten Trainer der Welt respektierte Spanier ist eher introvertiert. Und der Starcoach, der zuvor den FC Barcelona und den FC Bayern trainierte, wirkt oft etwas verbissen und distanziert.

Hingegen begeistert sein deutscher Trainerkollege Klopp nicht nur die eigene Anhängerschaft, sondern auch andere Fußballfans mit seiner mitreißenden Leidenschaft und seiner lockeren, witzigen Art. Deshalb gilt der 54-Jährige wie zuvor bei Mainz 05 und Borussia Dortmund als «Kulttrainer» – was man über Guardiola wohl nie sagen wird.

Ihre Bilanz in England

Was die Anzahl gewonnener Titel angeht, liegt Guardiola mit acht Trophäen (der englische Supercup nicht eingerechnet) bislang vor Jürgen Klopp und seinen sechs Titeln mit Liverpool. Dreimal gewann Guardiola mit den Cityzens die englische Meisterschaft, einmal den FA Cup und von 2018 bis 2021 viermal hintereinander den Ligapokal, dem jedoch nicht allzu hohe Bedeutung beigemessen wird.

Klopp hat mit den Reds die prestigeträchtigere Bilanz. Er gewann je einmal die Premier League, die Champions League, die Club-WM, den FA Cup und den Ligapokal. Während Guardiola mit seinem Team erneut in der Königsklasse scheiterte und weiter auf den begehrten Henkelpott warten muss, könnte Klopp ihn am 28. Mai in Paris im Finale gegen Real Madrid schon zum zweiten Mal nach Liverpool holen.

«Ich glaube nicht, dass wir diese Situation noch oft in unserem Leben erreichen werden, nachdem wir bereits zwei Wettbewerbe gewonnen haben und noch zwei weitere vor uns haben», sagte Klopp gegenüber Sky Sports. Liverpool hat bereits den Ligapokal und FA Cup in diesem Jahr gewonnen.

Fernduell am letzten Spieltag

Manchester City hat es selbst in der Hand. Die Cityzens haben einen Punkt Vorsprung auf Verfolger Liverpool und eine um sechs Treffer bessere Tordifferenz. Gewinnt City am Sonntag sein Heimspiel gegen Aston Villa, das von Liverpool-Ikone Steven Gerrard trainiert wird, dann geht der Titel nach Manchester. Verliert Man City oder spielt unentschieden, könnte sich Liverpool mit einem Sieg in Anfield gegen die Wolverhampton Wanderers die Meisterschaft doch noch schnappen.

Kompliziert würde es bei einer Niederlage für Man City, wenn Liverpool gleichzeitig unentschieden spielt. Sollte der absolut unrealistische Fall eintreten, dass die Cityzens mit mindestens sieben Toren Rückstand gegen Villa verlieren, reicht Liverpool ein Remis zum Titel. Bei sechs Toren Rückstand für City entscheidet die Zahl der geschossenen Tore.

Im unwahrscheinlichen Fall, dass Punkte, Tordifferenz und geschossene Tore bei beiden Clubs identisch sind, entscheiden die direkten Begegnungen. Da die Mannschaften jedoch im Saisonverlauf beide Male 2:2 gespielt haben, wäre auch das identisch. Dann käme es nach den Regeln der Premier League zu einem zusätzlichen, 39. Saisonspiel, in dem die beiden Konkurrenten direkt aufeinander treffen.

Die Zukunft

Guardiolas Vertrag beim Scheich-Club City läuft noch bis zum Sommer 2023. Der 51-Jährige sagte kürzlich im Sky-Sports-Interview, er werde frühestens dann verlängern. Deutet sich ein Abschied an? «Ich muss sehen, wie es mit dem Team und uns läuft», sagte er. «Ich würde noch zehn Jahre bleiben, aber wir müssen uns die Zeit dafür nehmen.» Jürgen Klopp wiederum verlängerte seinen Vertrag vor wenigen Wochen vorzeitig bis 2026 und wird wohl noch einige Titel nach Anfield holen.

Von Philip Dethlefs, dpa

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