Erwartet zunächst keinen Einsatz in der Nationalmannschaft: Torwart Kevin Trapp. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Kevin Trapp ist zurück in Spanien.

Und auch wenn Frankfurts allergrößter Europapokal-Held vom Eintracht-Dress ins Nationaltrikot geschlüpft ist, schweifen seine Gedanken in Marbella regelmäßig ab: zurück zu der rauschenden Fußballnacht von Sevilla und der emotionalen Siegesfeier auf dem Frankfurter Römer am Tag nach der Rückkehr vom Europa-League-Triumph gegen die Glasgow Rangers.

«Verarbeitet in dem Sinne habe ich es immer noch nicht», erzählt Trapp im DFB-Trainingslager. Die Dimension des Erfolgs wird ihm langsam bewusst: «Es wird wahrscheinlich in einigen Karrieren nichts Schöneres mehr passieren.» Beim Einschlafen habe er weiterhin die Bilder der vergangenen Woche im Kopf. «Ich schaue mir immer noch Videos an im Internet vom Public Viewing, von den Emotionen beim Elfmeterschießen», verriet Trapp. Er kann sich nicht sattsehen.

Erst Nations-League, dann WM

Doch im Sommer seines Lebens geht es gleich weiter. Bis Mitte Juni stehen noch vier Nations-League-Spiele mit der Nationalelf auf der To-do-Liste. Die Weltmeisterschaft in Katar rückt näher. Sie ist Trapps Ziel: «Ich will dem Trainer zeigen, dass er sich auf mich verlassen kann, dass ich mir die Nominierung verdient habe.»

Vorlaute Einsatzforderungen mag Europapokalsieger Trapp aber nicht äußern. «Ich erwarte nichts. Ich mache mir wenig Druck und keinen Stress. Ich will mich hier zeigen.» Im vergangenen Herbst wurde er von Bundestrainer Hansi Flick im Torhüter-Ranking noch als Nummer vier gelistet – hinter Kapitän Manuel Neuer (FC Bayern), Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) und Bernd Leno (FC Arsenal).

Trapp will mit Leistung überzeugen

«An welcher Position ich bin, ist erstmal unwichtig», versichert Trapp. «Ich konzentriere mich auf meine Aufgaben und das, was ich bewegen kann», beschreibt er seine Herangehensweise im DFB-Kreis: «Ich habe gemerkt, dass ich damit am besten fahre. Ich versuche, meine Leistung zu bringen.» Alles andere komme dann von ganz alleine.

Trapp blickt dankbar auf das «erfolgreichste Jahr» seiner Karriere zurück: «Am Ende gehe ich mit einem europäischen Titel raus. Ich bin stolz darauf, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte – über die gesamte Saison.» Spätestens seit Sevilla, wo er kurz vor Ende der Verlängerung eine Giganten-Parade gegen Rangers-Stürmer Ryan Kent zeigte und im Elfmeterschießen den Schuss von Aaron Ramsey hielt, ist Trapp zumindest für die Eintracht-Fans der beste Torwart überhaupt.

Neuer auf die Bank?

Bei der rauschenden Feier auf dem Frankfurter Römer rühmte ihn sein Teamkollege Martin Hinteregger und stimmte sogar im Jubelrausch ein «Neuer auf die Bank» an. Trapp war gerührt und bedankte sich beim Österreicher auch in Marbella noch einmal für die «schönen Worte».

Neuer auf die Bank? Trapp weiß, dass es so weit kaum kommen wird im WM-Jahr. «Manu ist eine Art Vorbild. Er spielt jetzt über zwölf Jahre auf absolutem Topniveau», sagt Trapp über den Schlussmann des FC Bayern, für den Titelgewinne im Gegensatz zu ihm Gewohnheit sind.

Immerhin: Da Konkurrent ter Stegen beim DFB-Lehrgang zum Saisonende fehlt und in Absprache mit Flick in diesem Sommer pausiert, darf sich Trapp aktuell als Nummer 2 betrachten. «Kevin hat eine herausragende Form. Er hat in den letzten Monaten die richtige Entwicklung gemacht. Das registrieren wir», sagte Flick.

Einen Einsatz in der Nationenliga hat der Bundestrainer Trapp vorab nicht versprochen. Neuer wird am 4. Juni gegen Europameister Italien in Bologna und drei Tage später beim Heimspiel-Klassiker in München gegen England im Tor stehen. Trapp darf hoffen, in Ungarn oder beim Rückspiel gegen Italien sein siebtes Länderspiel zu bestreiten. Egal. Alles, was vor dem Urlaub noch kommt, ist eine schöne Zugabe für ihn.

Von Klaus Bergmann, dpa

Von