Die Spieler von Real Madrid feiern ihren Finaleinzug. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Manu Fernandez/AP/dpa)

Toni Kroos stand in Badeschlappen auf dem Rasen des Estadio Santiago Bernabeu und suchte selbst vergeblich nach Erklärungen für den Fußball-Wahnsinn in der Champions League.

Mit einem schier unglaublichen Comeback hatte Rekordsieger Real Madrid ein verloren geglaubtes Halbfinal-Rückspiel gegen Manchester City mit 3:1 (2:1, 0:0) nach Verlängerung noch herumgerissen. Damit stehen die Königlichen am 28. Mai in Paris im Traumfinale gegen den FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp.

«Wahnsinn, wir waren während der K.o.-Phase schon 26 Mal raus und haben uns 26 Mal zurückgekämpft. Das ist manchmal schwer zu erklären, auch für mich. Das ist der Glaube, das ist das Stadion, die Kombination ist magisch», sagte Kroos bei DAZN. Mit zwei Toren von Rodrygo in der 90. Minute und in der Nachspielzeit hatte sich Real in die Verlängerung gerettet. Dort sorgte Torjäger Karim Benzema (95.) mit seinem 15. Königsklassen-Tor in dieser Saison per Foulelfmeter für den K.o. von Man City, das im Hinspiel noch 4:3 triumphiert hatte.

Alaba schwärmt

«Glauben kann man das irgendwo nicht. Zu was wir fähig sind, haben wir in dieser Saison gezeigt. Unfassbar, wie die Mannschaft zurückgekommen ist. Das ist geisteskrank. Wir haben einen Charakter innerhalb der Mannschaft, der sehr speziell ist», sagte Ex-Bayern-Profi David Alaba, der dieses Mal angeschlagen nur Ersatz war. Der Österreicher blickte bereits auf das Finale gegen Liverpool, was zugleich eine Neuauflage des Endspiels von 2018 ist: «Wir wissen auch, was Liverpool für eine Saison spielt. Das ist alles andere als eine leichte Aufgabe.»

Leicht war auch der Weg bis ins Finale nicht. Wie schon im Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain und im Viertelfinale gegen den FC Chelsea rissen Benzema und Co. noch ein verloren geglaubtes Spiel herum. Dabei erlebte City fast schon ein ähnliches Trauma wie einst die Bayern beim 1:2 gegen Man United mit zwei späten Toren im Finale von 1999. Dieses Mal hieß der Hauptdarsteller Rodrygo.

Der Matchwinner war für Kroos in der 68. Minute in die Partie gekommen. Der deutsche Weltmeister von 2014 hatte aber auch danach noch eine Aufgabe. In der Verlängerung agierte er als Ratgeber seines Trainers Carlo Ancelotti. Mit weiteren Spielern sprach sich der italienische Erfolgscoach in der Schlussphase ab.

Kroos als Trainer-Berater

«Der Trainer hatte selbst ein paar Zweifel, wen er noch bringt und wen nicht. Wir selbst haben auch alle ein paar Fußballspiele gesehen. Dann kann man sich ein bisschen austauschen. Er ist einfach so. Dass er nicht sagt ‚Ich mache das‘, wenn er leichte Zweifel hat, dass er uns da mit reinholt», beschrieb Kroos bei DAZN die ungewöhnliche Szene und ergänzte: «Das beschreibt ihn richtig gut und warum es auch mit der Mannschaft immer gut funktioniert. Es ist überragend. Am Ende entscheidet er es, aber natürlich interessiert ihn unsere Meinung.»

Auf der Gegenseite war Pep Guardiola dagegen bedient. «Fußball ist unvorhersehbar. Wir müssen es akzeptieren, weitermachen und zurückkommen», sagte der Spanier, der seit 2016 mit Man City dem Henkelpokal vergeblich hinterherjagt – trotz der vielen Millionen vom Geldgeber. Als Trostpreis bleibt nur noch die Meisterschaft. Einen Punkt liegt Manchester vor dem FC Liverpool, der den historischen Titel-Viererpack perfekt machen kann. Dafür müssten Klopp und Co. aber die hohe Hürde Real Madrid meistern.

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