Ralf Rangnick, Nationaltrainer Österreichs und Co-Trainer Lars Kornetka stehen bei einer Trainingseinheit auf dem Platz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Erwin Scheriau/APA/dpa)

Im beschaulichen Bad Tatzmannsdorf im Burgenland, bekannt für sein kohlensäurehaltiges Heilwasser und die Saunenvielfalt, hielt Ralf Rangnick in dieser Woche seine ersten Einheiten als Österreichs Fußball-Nationaltrainer ab.

Der Startpunkt für neue Heldentaten passte eigentlich nicht so recht zu den großen Plänen des 63-Jährigen. Rangnick schrieb aufgeregten Schulkindern Autogramme, posierte geduldig für Fotos, gab sich volksnah. Er redete viel mit seinen Spielern und den Medien. Besonders ein Satz blieb hängen: «Es ist schon lange her, dass Österreich mit Heldentaten auf sich aufmerksam gemacht hat.»

Österreich wieder auf Erfolg trimmen

Deshalb ist nun Rangnick da. Mit seiner akribischen und kompromisslosen Arbeitsweise soll er die Nummer 23 der Weltrangliste wieder auf Erfolg trimmen. Und er will vor allem emotionalisieren. «Es hat auch immer etwas mit Unterhaltung zu tun», betonte Rangnick. «Spiele sollten nie langweilig sein, sondern sollten die Zuschauer im besten Sinne des Wortes begeistern.»

Schon Rangnicks Debüt hat es in sich. Am 3. Juni (20.45 Uhr/DAZN) tritt Österreich bei Vizeweltmeister Kroatien an. Es folgen Spiele gegen Dänemark, Weltmeister Frankreich und zum Abschluss des Nations-League-Blocks noch einmal in Dänemark. Danach dürfte Rangnick wissen, wie viel Arbeit tatsächlich vor ihm liegt.

«Der Beste, den Österreich kriegen konnte»

Die Spieler sind jedenfalls schon mal entzückt. «Meiner Meinung nach ist er der Beste, den Österreich kriegen konnte», sagte Hoffenheims Christoph Baumgartner dem «Kicker». Und auch Freigeist Marko Arnautovic will sich dem System des Fußball-Professors Rangnick unterordnen. «Ich mache das, was der Trainer von mir verlangt. Ich bin keiner der sagt: ‚Halt, stop, ich mache, was ich will.’»

Die Liaison zwischen der Alpennation und Rangnick ist für beide Seiten eine Chance, für den Trainer vielleicht sogar die noch ein wenig größere. Denn nach seinem – aus welchen Gründen auch immer – Scheitern bei Manchester United will es Rangnick seinen Kritikern zeigen. Bei denen war er in den vergangenen Jahren als der Mann abgestempelt worden, der in Hoffenheim und Leipzig Milliardärsträume wahr gemacht hat und zwei emotionslose Konstrukte in die Bundesliga geführt hat.

Unabhängig davon, dass der Erfolg vor allem durch Rangnicks Sachverstand erzielt wurde, dürfte es den ehrgeizigen Schwaben mächtig auf den Nägeln brennen. Mit Österreich kann er nun zeigen, dass er keine Transfers braucht und mit dem vorhandenen Spielern erfolgreich sein kann.

Mehr Chancen als Risiken

Seine eigene Vergangenheit dürfte bei der Entscheidung für den Job eine Rolle gespielt haben. Denn ähnlich wie in Leipzig wird Rangnick auch in Salzburg verehrt. Dort schuf er Strukturen, von denen auch die Nationalmannschaft immer noch profitiert. Der Kern der Mannschaft mit Spielern wie Konrad Laimer, Marcel Sabitzer, Maximilian Wöber oder Xaver Schlager hat eine Salzburger Vergangenheit (oder Gegenwart) und kennt den «Ralfball», Rangnicks auf lange Bälle und gnadenloses Gegenpressing getrimmte Spielidee.

Salzburg gibt sozusagen die Blaupause für die Nationalmannschaft. Als Rangnick 2012 in der Mozartstadt antrat, lag Österreich im Clubranking der UEFA auf Platz 19. Heute ist man Achter und hat einen fixen Starter in der Champions League. «Ich wüsste nicht, warum mit der Nationalmannschaft nicht auch eine ähnliche Entwicklung möglich sein sollte», sagte Rangnick. Mit der Mannschaft sehe er jedenfalls mehr Chancen als Risiken. Für sich selbst dürfte dies ebenfalls der Fall sein.

Von Tom Bachmann, dpa

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