Niko Kovac ist der neue Trainer des VfL Wolfsburg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

So ganz vergessen hat Niko Kovac seine Zeit beim FC Bayern München offenbar noch nicht.

Zur Erinnerung: 2019 gewann der neue Trainer des VfL Wolfsburg mit den Bayern die deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal. Nur ein halbes Jahr später musste er nach ständigen Sticheleien vor allem des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge trotzdem schon wieder gehen. Auf die Frage, warum er sich mit den Wolfsburgern für einen zwar ehrgeizigen und finanzstarken, aber doch eher unglamourösen Club entschieden habe, antwortete Kovac bei seiner Vorstellung in der Volkswagen Arena auch: «Ich hatte das Gefühl: Ich werde hier gebraucht, ich bin hier willkommen.» Beim VfL habe er «auch ein Mitspracherecht».

Wolfsburg und Kovac: Zumindest auf den zweiten Blick passt das sehr gut zusammen. Ja, der 50 Jahre alte Bundesliga-Rückkehrer war zuvor an Standorten wie Monaco, München und Frankfurt tätig und führte die kroatische Nationalmannschaft als Trainer zur WM 2014. Doch im Hier und Jetzt, nach einer völlig missratenen Saison des ehemaligen Champions-League-Clubs, bieten sich der VfL und sein neuer Trainer wechselseitig genau das, was sie jeweils gesucht und gebraucht haben.

Kovac lobt Arbeits- und Trainingsbedingungen beim VfL

Jörg Schmadtke zum Beispiel mag als Geschäftsführer Sport des VfL zuletzt Probleme mit Kovac‘ Vor-Vorgängern Oliver Glasner, Bruno Labbadia und Mark van Bommel gehabt haben. Kovac und er jedoch spielten schon vor mehr als 20 Jahren bei Bayer Leverkusen zusammen. «Natürlich hat der Jörg seine Art und Weise, genau wie jeder Mensch seine Art und Weise hat», sagte der Trainer. «Aber es geht immer um die Sache. Und ich sehe der Sache total entspannt entgegen. Da gibt es kein Rütteln.» Zwischen ihm und Schmadtke gibt es eine völlig andere Basis, als es die zum Beispiel mit Rummenigge in München gab.

Kovac lobte auch mehrfach die herausragenden Arbeits- und Trainingsbedingungen des Volkswagen-Clubs. «Der VfL ist in der Bundesliga, was das Drumherum angeht, sicherlich Top fünf», sagte er. Und genau dahin soll es unter ihm auch sportlich wieder zurückgehen: «Der Tabellenplatz zwölf hat niemanden glücklich gemacht in Wolfsburg», sagte Kovac. «In den letzten Jahren gab es hier schon Champions League und Europa League. Das ist das, was der Club gerne möchte. Das ist das, was wir gerne möchten. Wir wollen angreifen, wir wollen mitspielen und erfolgreich sein.»

Der Blick der Verantwortlichen auf ihren neuen Trainer ist, dass Kovac genau das verlangt, was den Wolfsburger Spielern zuletzt abhanden kam: Leistungsbereitschaft, Disziplin, Teamgeist. «Dafür steht dieser Club, dafür steht Niko und dafür soll auch die Mannschaft wieder stehen», sagte Sportdirektor Marcel Schäfer. «Das eine oder andere persönliche Ziel ging über das der Gemeinschaft. Da haben wir in der vergangenen Saison Schiffbruch erlitten.»

Kovac will Leistungsbereitschaft

Ein Beleg dafür findet sich in der offiziellen Statistik der Fußball-Bundesliga: Mit einer Gesamtleistung von 3780,3 Kilometern war der VfL in der vergangenen Saison das laufschwächste Team der Liga. Kovac ist das ein Graus. «Die Mannschaften, die ich trainiert habe, waren immer fit», sagte er. «Ohne Leistungsbereitschaft gibt es keine Möglichkeit, erfolgreich zu sein.»

Ein gutes Beispiel, das er jedem Wolfsburger Spieler künftig vorhalten kann, hat er auch. Den Franzosen Aurélien Tchouameni übernahm er vor zwei Jahren als Jungprofi bei AS Monaco. In der vorvergangenen Woche wechselte er für 80 Millionen Euro zu Real Madrid. «Ich kann Ihnen garantieren: Das war einer, der tagtäglich alles gegeben hat. Und er wurde jetzt belohnt», sagte Kovac.

Von Sebastian Stiekel, dpa

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