Vor der erhofften ersten Tor-Show von Sadio Mané hob Trainer Julian Nagelsmann nicht nur die Wichtigkeit des Supercup-Titels für seinen FC Bayern hervor.
Im reizvollen Kräftemessen gegen Ex-Club RB Leipzig will das schwer aufgemotzte Münchner Ensemble um den vom FC Liverpool verpflichteten Stürmerstar auch ein erstes Signal für die neue Saison der Fußball-Bundesliga setzen.
«Leipzig ist ein hungriger, junger Verein, der versucht immer, am Status von Bayern München zu kratzen», sagte Nagelsmann (35) am Tag vor dem Duell an diesem Samstag (20.30 Uhr/Sat.1 und Sky) bei den Sachsen. «Es ist wichtig, dass man da als Verein, der an der Spitze stand im letzten Jahr in der Meisterschaft, versucht, ein kleines Statement zu setzen und versucht, seine Stärke zu zeigen.» Außerdem sei auch «ein kleiner Titel» wichtig.
Kahn: «Super Standortbestimmung»
Das Pflichtspiel Nummer eins nach der großen Torjäger-Ära des zum FC Barcelona gewechselten Robert Lewandowski (33) betrachtet Nagelsmanns Chef Oliver Kahn (53) als eine «super Standortbestimmung» eine Woche vor dem Bundesliga-Start. «Borussia Dortmund hat sich sehr, sehr gut verstärkt und ist sicher ein großer Konkurrent in der Bundesliga. Aber auch Leipzig», sagte der Münchner Vorstandschef. «Die Leipziger haben mit dem DFB-Pokal ihren ersten Titel gewonnen. Das setzt schon bestimmte Kräfte innerhalb einer Mannschaft und eines Vereins frei.»
Das ist beim Emporkömmling der vergangenen Jahre, der durch den ersten Titel den immer noch frischen Platz im Liga-Establishment gefestigt hat, deutlich zu vernehmen. «Alles, was es zu gewinnen gibt, wollen wir gewinnen», sagte RB-Coach Domenico Tedesco (36).
Während die Münchner mit dem zehnten Erfolg bei diesem nicht großartig prestigeträchtigen Titel ein kleines Jubiläum bejubeln könnten, wäre es für Leipzig der erste Gewinn des mit 30.000 Euro versicherten Silberpokals. Wegen des Spiels wurden die DFB-Pokalpartien der beiden Teams auf Ende August verlegt.
Weiter Fragen um Laimer-Zukunft
Begleitet wird das reizvolle Duell, bei dem Nagelsmann von 2019 bis 2021 als Leipziger Trainer versucht hatte, die Bayern zu ärgern, von der Frage nach der Zukunft von Konrad Laimer (25). Die Münchner wollen den Österreicher, für den RB 30 Millionen Euro haben möchte. «Grundsätzlich ist entscheidend, was will der Spieler», sagte Nagelsmann.
Sollte der Mittelfeldspieler nach Dayot Upamecano (23) und dem in der Vorbereitung so starken Marcel Sabitzer (28) als Nächster die Seiten wechseln wollen und dann auch kommen, würden die Münchner bei Ablösesummen die 150-Millionen-Euro-Marke überbieten. Wenn alle Boni fällig würden, dürfte die 200-Millionen-Euro-Marke geknackt werden. «Grundsätzlich sehr zufrieden» sei er mit seinen Neuzugängen, sagte Nagelsmann.
Bei der ersten Präsenz-Pressekonferenz an der Säbener Straße seit 28 Monaten legte sich Nagelsmann nur teilweise fest, wer von den neuen Stars sofort auflaufen wird. «Die größten Chancen, von Beginn an zu spielen, hat Sadio», sagte Nagelsmann über den «Vollprofi» Mané.
Tel noch nicht spielberechtigt
Das französische Sturmtalent Mathys Tel (17/Stades Rennes) ist noch nicht spielberechtigt. Der Junior braucht ohnehin noch Eingewöhnungszeit. Das gilt – in unterschiedlichem Rahmen – auch für Matthijs de Ligt (22/Juventus Turin) Ryan Gravenberch (20/Ajax Amsterdam) und Noussair Mazraoui (24/Ajax Amsterdam).
Sechs Tage nach dem Vorglühen im Supercup eröffnen die Münchner bei Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt die neue Bundesliga-Saison. Leipzig startet zwei Tage später beim VfB Stuttgart. «Bayern sollte bereit sein für eine gute Saison», sagte Nagelsmann, der Leipzig eine «herausragende Rückrunde» bescheinigte. «Leipzig ist einer der Hauptkonkurrenten auch in der Meisterschaft, den DFB-Pokal haben sie gewonnen.»
14 Mal standen sich beide Teams bislang gegenüber, bei drei Unentschieden gab es neun Münchner Siege. «Wir spielen zu Hause, vor ausverkauftem Haus, gegen eine der besten Mannschaften der Welt», sagte RB-Mittelfeldspieler Kevin Kampl (31) bei «ran.de». «Da spielt der deutsche Meister gegen den DFB-Pokalsieger, das ist eines der größten Spiele, die es in Deutschland geben kann.» Für Leipzigs Abwehrchef Willi Orban wäre der Supercup «das I-Tüpfelchen auf den Pokalsieg», wie er im «Kicker» sagte. «Der Supercup ist ein Titel, und gerade wir können nicht sagen, dass wir keinen Platz mehr im Trophäenschrank hätten.»