Dauerthema des Sommers: Robert Lewandowski will zum FC Barcelona wechseln, die Bayern-Bosse verweisen hingegen auf dessen Vertrag. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Urlaubsschnappschüsse zeigen Robert Lewandowski immer wieder in Spanien. Liegt dort auch seine sportliche Zukunft? In Dauerschleife wird darüber spekuliert, ob der 33-Jährige zum FC Barcelona wechselt.

Erst einmal wird der Weltfußballer aber in der kommenden Woche zurück im Training des FC Bayern erwartet, der ihn nicht ziehen lassen will. Jedenfalls nicht für die kolportierte Ablöse von 40 Millionen Euro. Spätestens am Transferschluss am 1. September wird die Frage geklärt sein.

Wie ist der Stand bei Robert Lewandowski?

Wirklich Neues gibt es seit Wochen nicht. Lewandowski will zu Barça, die Bayern-Bosse verweisen auf den Vertrag. «Wir freuen uns, wenn er am ersten Trainingstag bei uns auftaucht», sagte Vorstandschef Oliver Kahn zuletzt bei der Vorstellung von Neu-Star Sadio Mané. Spekulationen zufolge könnten Kahn & Co. ihre «Basta»-Aussage bei einem Angebot von über 50 Millionen Euro Ablöse überdenken. Barcelona will aber nicht viel mehr als 40 Millionen zahlen. Stand jetzt.

Barcelonas Präsident Joan Laporta ist jedenfalls wegen einer Verpflichtung optimistisch. «Wir haben ein Angebot für den Spieler gemacht, die Bayern prüfen es und wir warten auf ihre Antwort, die hoffentlich positiv ausfallen wird», sagte Laporta bei der Präsentation des dänischen Abwehrspielers Andreas Christensen als neuer Clubprofi. Laporta bedankte sich beim polnischen Profi «für alles, was er tut», um den Wechsel zu ermöglichen. Die Höhe des Angebots nannte er nicht.

Wie ist die rechtliche Situation?

Der Vertrag des Münchner Spitzenverdieners Lewandowski ist bis zum 30. Juni 2023 datiert. «Mangels Ausstiegsklausel hat er diesen zu erfüllen, ohne Wenn und Aber», sagt der Münchner Sportrecht-Experte Thomas Summerer (62) der Deutschen Presse-Agentur. «Eine Kündigung, etwa wegen ‚fehlender Emotionen‘, ist natürlich genauso abwegig wie in anderen Arbeitsverhältnissen. Auch eine Berufung auf Artikel 17 des FIFA-Transfer-Reglements ist realitätsfern, da sich Lewandowski durch einen Vertragsbruch einem hohen Schadensersatzrisiko in Millionenhöhe aussetzen würde.» Artikel 17 regelt die Folgen einer Vertragsauflösung ohne triftigen Grund.

Welche Möglichkeiten hat ein Spieler, einen Wechsel zu erzwingen – etwa durch einen Streik?

Zumindest rechtlich hat ein Streik keinen Vorteil für den Profi. «Verträge mit fester Laufzeit sind einzuhalten, das ist ein eherner Grundsatz im deutschen Recht. Deshalb kann kein Spieler einen Wechsel erzwingen, schon gar nicht durch einen Streik», sagte Summerer, Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportrecht. «Erscheint er nicht zum Training oder verstößt er gegen Weisungen seines Trainers, drohen ihm Abmahnung und Gehaltskürzung. Spielt er absichtlich schlecht, schadet er sich selbst und seinem guten Ruf.»

Lewandowski sagte, dass seine Geschichte beim FC Bayern vorbei sei. Muss sich das der Verein gefallen lassen?

«Diese Äußerung, die auch noch von seinem Berater wiederholt wurde, ist eine klare Grenzüberschreitung und die Androhung eines Vertragsbruchs», sagt Summerer. «Ein Verein kann in einem solchen Fall vom Spieler eine Unterlassungserklärung und ein Bekenntnis zur Vertragstreue fordern, notfalls auch in einem Eilverfahren vor dem Landgericht München. Darüber hinaus könnte der Verein gegen einen Verein, der den Spieler anlockt und zum Vertragsbruch verleitet, ein Anstellungsverbot gerichtlich durchsetzen.» Rechtliche Schritte gegen Lewandowski sind nicht zu erwarten, aber dessen Aussagen gefallen den Bayern-Bossen sicher nicht.

Ist die Situation von Lewandowski mit der vor seinem Wechsel aus Dortmund zum FC Bayern vergleichbar?

Nicht wirklich, auch wenn es vertraglich ähnlich war. Lewandowski wollte damals ein Jahr vor dem Laufzeitende seines Kontrakts in Dortmund nach München, doch der BVB ließ ihn nicht. Dafür gab’s mehr Gehalt für den Stürmer, der es mit Toren dankte und 2014 erstmals Bundesliga-Torschützenkönig wurde. Damals hatte er aber noch den Großteil seiner Karriere vor sich, jetzt geht es wohl um seinen letzten großen Vertrag. Da will der Pole sich nicht gedulden.

Wie beobachtet die Spielergewerkschaft die Situation?

Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Spielergewerkschaft VDV, warnt davor, «den Spielern den schwarzen Peter zuzuschieben, denn diese sind oft Spielball der wirtschaftlichen Interessen von Clubs und Spielervermittlern». Konkret zum Fall äußert er sich nicht, sondern eher grundsätzlich. «Öffentlichkeitswirksames Tauziehen um Transfers stellt keine neue Entwicklung dar und kann aufgrund der klaren Rechtslage mit einer gewissen Gelassenheit betrachtet werden. Es betrifft in der Regel auch nur Einzelfälle. Die meisten Transfers laufen geräuscharm ab», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Gibt es bekannte Profis, die einen Wechsel erzwungen haben?

Das prominenteste Beispiel der Bundesliga ist wohl Dortmunds Ousmane Dembélé, der im Sommer 2017 in den Trainingsstreik trat, um nach Barcelona zu wechseln. Letztlich durfte er für eine Rekordablöse gehen. Hakan Calhanoglu ließ sich 2014 beim Hamburger SV krankschreiben. Kaum bei Bayer Leverkusen angekommen, meldete er sich wieder fit. Immer wieder gibt es Ärger, aber solche Eskalationen sind selten. Lewandowski gilt bislang als Musterprofi, ein Streik seinerseits ist nicht zu erwarten.

Von Christian Kunz und Martin Moravec, dpa

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