Die ehemalige deutsche Fußball-Nationalspielerin und UEFA-Abteilungsleiterin Nadine Keßler sieht den Frauenfußball in Europa zwar gut aufgestellt. Für die Zukunft gäbe es aber noch viel zu tun, sagte die 34-Jährige, einen Tag vor dem EM-Start in Manchester.
«Ich glaube, wir sollten nicht vergessen, wie fantastisch die Strukturen in Europa generell sind, welche Grundlage wir auf Vereinsebene haben», so Keßler. Nun müsse man «sicherstellen, dass all diese Türen für alle Mädchen in Europa offenstehen, damit sie Fußball spielen können», betonte die ehemalige Weltfußballerin. «Das ist ziemlich einfach, aber das ist die Grundlage für ein großes Publikum. Und da sind wir noch nicht angelangt. Es liegt noch etwas Arbeit vor uns.»
Als lobendes Beispiel nannte Keßler die englische Women’s Super League, die nicht nur in Großbritannien, sondern auch im Ausland im Fernsehen übertragen wird. Davon brauche es in Europa mehr. «Ich sage immer, wir brauchen fünf bis zehn professionelle Ligen, dann verändern wir etwas», sagte die ehemalige Mittelfeldspielerin. «Dann sagen auch Eltern: Okay, hier gibt es eine berufliche Möglichkeit für meine Tochter und da kann ich sie wirklich unterstützen.» Dann werde auch das Publikum automatisch kommen, ist sich Keßler sicher.
Keßler hat um Verständnis dafür geworben, dass die Preisgelder bei der EM der Frauen deutlich geringer sind als bei den Männern. «Natürlich darf man die Meinung haben, dass es nicht genug ist», sagte Keßler auf einer Pressekonferenz der Europäischen Fußball-Union. «Der Betrag hat sich verdoppelt. Aber die Leute müssen auch die gesamte Situation dieses Turniers fair beurteilen.»
Die ehemalige Nationalspielerin verwies auf die Nachhaltigkeit des Frauen-Fußballs. «Die UEFA wird mit diesem Turnier einen deutlichen finanziellen Verlust machen, das ist etwas, was wir absolut gern in Kauf nehmen, damit Frauen-Fußball größer wird», sagte Keßler. «Aber wenn man die Euro insgesamt mit der letzten vergleicht, dann ist dieses Turnier fünfmal so groß – und auch fünfmal so teuer – wie das, was wir 2017 hatten.»