Geht es auch ohne Sébastien Haller? Zumindest im ersten Saisonspiel gegen einen ambitionierten Fußball-Drittligisten lautete die Antwort der Dortmunder Offensivabteilung: Ja!
Donyell Malen spielte beim 3:0 (3:0) der Borussia gegen einen überforderten TSV 1860 München groß auf. Auch Neuzugang Karim Adeyemi traf im Münchner Dauerregen auf Anhieb. Der BVB beeindruckte im Grünwalder Stadion mit Tempofußball, Spielwitz und Dominanz auch Trainer Edin Terzic, der seinem Team «eine sehr erwachsene Leistung» bescheinigte.
Die wahre Antwort auf die Wirkung des langfristigen Haller-Ausfalls aber werden erst die echten sportlichen Ernstfälle in Bundesliga und Champions League geben. Terzic mochte darüber am Freitagabend nicht groß diskutieren. Der 39-Jährige betonte vielmehr das menschliche Schicksal bei Haller und widmete den Erfolg in der ersten Pokalrunde lieber dem 30-Millionen-Euro-Zugang, bei dem keiner sagen, wann er wieder Fußball spielen und Tore schießen kann.
«Sébastien fehlt uns jeden Tag»
«Sébastien fehlt uns jeden Tag, wir vermissen ihn als Menschen», sagte Terzic: «Wir haben ihm versprochen, in die nächste Runde einzuziehen. Wir sind glücklich, dass wir das eingehalten haben.»
Der 28-jährige Haller soll(te) im Sturmzentrum den Job von Torjäger Erling Haaland erledigen, der für viel Geld zu Manchester City weitergezogen ist. Terzic muss nun alternative Lösungen finden. Ein weiterer körperlich robuster Angreifer fehlt im Kader. Der 17-jährige Youssoufa Moukoko konnte gegen die Sechziger kaum Akzente setzen.
Das tat dafür der Niederländer Malen, der im zweiten BVB-Jahr richtig durchstarten möchte. «Donny hat mir sehr gut gefallen. Er wirkt frischer. Er wirkt leichter. Er wirkt positiver. Das Selbstvertrauen konnte man in ganz vielen Aktionen sehen», schwärmte Sportdirektor Sebastian Kehl. Malen erzielte das frühe 1:0, leitete Tor Nummer zwei von Jude Bellingham ein und legte Nationalspieler Adeyemi das 3:0 auf. «Ich bin sehr glücklich mit unserem Auftritt. Wir haben den Ball sehr gut laufen lassen», sagte der neben Malen auffällige Bellingham.
Die Stürmersuche nach dem Haller-Schock werden die BVB-Bosse nach dem lockeren Saison-Aufgalopp freilich nicht vorschnell abblasen. «Die Suche läuft», bestätigte Kehl. «Neues» konnte er nicht berichten.
Kniffeliger Liga-Start
Gegen Bayer Leverkusen werde man «noch ein bisschen was draufpacken müssen», bemerkte Kehl zum kniffligen Ligastart in einer Woche gegen den Champions-League-Konkurrenten. Terzic hielt sich in der Causa Haller-Ersatz bedeckt. Seine Aufgabe als Trainer sei es, sich auf «interne Lösungen» zu konzentrieren. «Transfers macht man, aber man redet nicht drüber», sagte der Marco-Rose-Vorgänger und Nachfolger.
Für Abwehr-Routinier Mats Hummels begann die Saison in München in der ungewohnten Rolle als Bankangestellter. Terzic setzte auf eine Viererkette mit den Neuzugängen Niklas Süle und Nico Schlotterbeck im Abwehrzentrum. Hummels ist fit, aber erst einmal der Herausforderer.
Terzic lobte den 33-Jährigen demonstrativ nach dessen Einwechslung für Süle, der zur Pause über muskuläre Probleme geklagt habe. «Er ist reingekommen und hat ein hervorragendes Spiel gemacht. Er war sofort da, sehr präsent, sehr zweikampfstark, sehr klar im Passspiel. So stellen wir uns das vor», sagte Terzic.
Das sei «halt der Luxus» eines breit aufgestellten Kaders, «dass wir kein Risiko mehr eingehen müssen, sondern mit Mats Hummels qualitativ ohne Verluste jemanden einwechseln können», betonte der BVB-Coach: «Eine gute Mannschaft zeigt sich nicht nur durch die Spieler, die auf dem Platz stehen, sondern wie stark die Bank ist.»