Hans-Joachim Watzke gibt beim Trainingslager des BVB ein Interview. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Der FC Bayern hat nach Einschätzung von Hans-Joachim Watzke auch nach dem Abgang von Robert Lewandowski nichts an Qualität eingebüßt.

«Mit diesen Neuzugängen ist Bayern München Topfavorit Nummer eins. Sie verlieren in Lewandowski zwar einen außergewöhnlichen Spieler, bekommen aber in Mané und de Ligt zwei außergewöhnliche dazu», sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur mit Bezug auf den Start in die neue Saison der Fußball-Bundesliga.

Die hohen Investitionen der Münchner in den Kader senken laut Watzke die Chancen auf einen Machtwechsel: «Was die Bayern bis jetzt an Transfers gemacht haben, muss man sich schon leisten können. Aber das ist ja nichts Neues. Dadurch werden die finanziellen Kräfte der Bundesliga nicht auf den Kopf gestellt, sondern weiter zementiert.» Mit rund 120 Millionen Euro an Ablösesummen haben sich die Münchner zumindest vorerst zu den Shopping-Champions Europas gekrönt.

Würden es gerne mal haben, dass Bayern nicht Meister wird

Aus seiner Sehnsucht nach dem Ende der Bayern-Dominanz macht Watzke dennoch keinen Hehl. «Leipzig, Leverkusen, wir – wir alle würden es natürlich gerne mal haben, dass der FC Bayern nicht Meister wird. Aber man kann das von der deutschen Öffentlichkeit nicht zwingend von uns verlangen», sagte er. «Weil es auch niemand verlangt, dass Mainz 05 im kommenden Jahr vor dem BVB steht. Der Budget-Unterschied zwischen Mainz und Borussia Dortmund ist aber kleiner als der zwischen dem BVB und Bayern München.»

Im Trainingslager hatten die Dortmunder die schockierende Nachricht von der Tumorerkrankung von Neuzugang Sébastien Haller erhalten. Dies erschwert der Borussia nach Einschätzung von Watzke den Saisonstart. «Es könnte holprig werden. Aber das dürfen wir nicht als Alibi in irgendeiner Weise nutzen, sondern müssen das als Herausforderung sehen.»

Große Hoffnung setzt der Vereinschef in Edin Terzic, der nach seiner erfolgreichen Zeit als Interimslösung am Ende der Saison 2020/21 nun die Nachfolge von Marco Rose als Chefcoach antritt. «Was mich zuversichtlich stimmt, ist seine hohe fachliche Qualifikation. Darüber hinaus hat sich Edin wirklich intensiv mit dem Leben als Trainer und als Mitglied von Borussia Dortmund beschäftigt. Edin kennt den Club in jeder Verästelung», sagte Watzke. Terzic habe «ideale Startvoraussetzungen».

Neue «Top-Leute mit großer Qualität»

Neben einem neuen Trainer geht der BVB auch mit Sebastian Kehl als neuem Sportdirektor und einem stark veränderten Kader in die neue Saison. Trotzdem hält Watzke Schlagzeilen über einen Umbruch für übertrieben: «Der neue Sportdirektor und der neue Trainer sind ja nicht vom Himmel gefallen. Sebastian Kehl hatte vier Jahre lang Zeit, sich an den Job zu gewöhnen und ihn von der Pike auf zu lernen. Und auch für Edin Terzic ist der Job als Chefcoach kein Neuland. Es ist ein Unterschied, ob du jetzt zwei völlig Fremde in deine Organisation holst oder zwei, die die Organisation aus dem Effeff heraus kennen.»

Auch der BVB gab bereits mehr als 80 Millionen für Neuzugänge aus und holte unter anderem Haller, Niklas Süle, Nico Schlotterbeck, Karim Adeyemi und Salih Özcan. «Das sind Top-Leute mit großer Qualität», schwärmte bereits BVB-Kapitän Marco Reus.

Trotz dieser ungewöhnlich hohen Summe, könne von einem höheren Investitionsrisiko aber keine Rede sein, betonte Watzke. «Wir haben bisher netto vielleicht 15 Millionen Euro investiert. Andere Bundesliga-Clubs investieren netto deutlich mehr. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass wir Erling Haaland abgegeben haben», sagte er. «Fakt ist, dass Borussia Dortmund nach zweieinhalb Jahren Corona und Schäden in Höhe von mehr als 100 Millionen an Einnahmeausfällen Stand heute keinen einzigen Euro Finanzverbindlichkeit gegenüber Bank- bzw. Kreditinstituten aufweist.»

Trotz der im Februar angetretenen und arbeitsintensiven Tätigkeiten als DFL-Aufsichtsratsvorsitzender und als 1. Vizepräsident des DFB komme seine Arbeit für den BVB nicht zu kurz: «Borussia Dortmund wird dadurch nicht eine Stunde an Arbeitszeit verlieren. Der BVB ist mein Job, meine Aufgabe, meine Passion. Alles andere kommt on top. Das zeitlich zu bewältigen ist möglich – ambitioniert, aber möglich.»

Von Heinz Büse, dpa

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