Die Lacher hatte Timo Werner gleich auf seiner Seite. «Gott sei Dank musste ich nicht singen, das ist mir erspart geblieben», sagte der Fußball-Nationalspieler bei seiner Präsentation bei RB Leipzig zum Aufnahmeritual im neuen, alten Mannschaftskreis.
Stattdessen musste er durch eine Gasse laufen und bekam von jedem einen Klaps auf den Hinterkopf.
Der 26-Jährige wirkte erleichtert, dass der Wechsel vom FC Chelsea zurück in seine Wohlfühloase Leipzig so schnell und anscheinend auch unkompliziert für rund 20 Millionen Euro plus Boni über die Bühne gegangen ist. «Es ist schön, wieder da zu sein», sagte Werner nach den hektischen vergangenen Tagen.
Der erfolgreichste RB-Torjäger in der Bundesliga
Werner scheint in den zwei Jahren London reifer geworden zu sein, hat aber trotz der vielen Millionen Pfund Einkommen auf der Insel die Bodenhaftung nicht verloren. Als Heilsbringer, wie ihn zahlreiche Fans in den sozialen Medien nach Bekanntwerden seines Wechsels feiern, sehe er sich nicht. «Die Fans haben mich in den harten Zeiten, die es auch in Leipzig gab, immer unterstützt. Deswegen freue ich mich, wieder vor ihnen spielen zu dürfen – aber nicht als Messias, sondern als Timo Werner», sagte der bislang erfolgreichste RB-Torjäger in der Bundesliga.
Er glaubt, durchaus in das veränderte Leipziger Spiel passen zu können. Das habe er schon mit Trainer Domenico Tedesco besprochen, als der Wechsel konkreter wurde. «Ich kenne das Trainerteam schon aus meiner Stuttgarter Zeit ein wenig. Natürlich ist der Trainer der wichtigste Bestandteil für einen Spieler. Wir haben gesprochen, was er erwartet, was der Verein erwartet, was ich erwarte. Ich glaube, wir waren beide sehr angetan», erzählte Werner, der auch die Unterstützung in der Frage einer Rückkehr von Bundestrainer Hansi Flick erfuhr. «Es ist für ihn wichtig, dass ich spiele und er so wieder Optionen hat», betonte der gebürtige Stuttgarter.
Werner: «Training genießt eine höhere Priorität»
Werner hat sich in den zwei Jahren an der Stamford Bridge trotz der nicht zufriedenstellenden Spielzeit weiterentwickelt. Früher habe ihm die körperliche Robustheit gefehlt. In England musste er auch wegen des hohen Konkurrenzkampfes bereits im Training die Zweikämpfe annehmen. «Ich kann jetzt meinen Körper besser positionieren und reinstellen, um Bälle zu sichern», sagte Werner. Generell hab sich sein Arbeitsverhalten in positiver Richtung entwickelt. «Mit nun 26 Jahren weiß ich, dass Trainingsarbeit eine höhere Priorität hat.»
Der Stürmer wird auch in Leipzig an seiner Trefferquote gemessen. «Viele Leute erwarten, dass ich wieder Tore schieße», sagte Werner und betonte, im Team niemandem seinen Platz streitig machen zu wollen. «So war ich nie und werde es nicht sein», sagte er. Mit dem derzeit erfolgreichsten RB-Spieler Christopher Nkunku habe er in der gemeinsamen Saison 2019/2020 hervorragend harmoniert. «Ich habe ihm ein paar Tore aufgelegt, er mir gefühlt alle meine Treffer. Das kann alles funktionieren», sagte Werner und bezog ausdrücklich die anderen RB-Stürmer wie Yussuf Poulsen, André Silva und Alexander Sörloth mit ein. «Die haben alle eine hohe Qualität.»
Ziele wollte der Neuzugang für diese Saison nicht nennen. Aber mit RB oben mitspielen, den Sprung zur WM schaffen und ja – eventuell auch die nach dem Lewandowski-Abgang frei werdende Position des Torschützenkönigs einnehmen – das wäre für Werner optimal. Zuallererst aber soll der Spaß am Fußballspielen zurückkommen.