Die Begeisterung um Tino Werner ist groß in Leipzig. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hendrik Schmidt/dpa)

Schon bei der Ankunft im Privatjet waren die Kameras auf dem Rollfeld des Leipziger Flughafens auf Timo Werner gerichtet.

Und auch jeder weitere Schritt auf dem Weg zur erwarteten Rückkehr des deutschen Fußball-Nationalspielers zu RB Leipzig wurde seit Montagabend genauestens dokumentiert. Es wirkte wie eine perfekte Inszenierung – verbunden mit einer klaren Botschaft: Mit der Rückholaktion des 26-Jährigen vom FC Chelsea setzt Bundesligist RB Leipzig die Jagd nach weiteren Titeln ungebremst fort.

Gut 20 Millionen Euro Ablöse soll es die Sachsen kosten, dass der in Schwaben geborene Angreifer wieder für RB stürmt. Und er sollte nicht etwa nur vom englischen Premier-League-Club aus London ausgeliehen werden, sondern einen mehrjährigen Vertrag unterschreiben. Vorbehaltlich des Medizinchecks wäre er nach David Raum bereits der zweite Nationalspieler, der in diesem Sommer den Weg zur Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco gehen würde.

Werner im Fokus – Tore müssen fallen

Die Fallhöhe für Werner ist in Leipzig hoch. Nachdem es in London für ihn am Ende nicht lief und er bei Trainer Thomas Tuchel über die Rolle des Reservisten nicht hinaus kam, stünde Werner in der Leipziger Arena voll im Fokus – und soll natürlich wieder viele Tore schießen. Er will sich auch für die Weltmeisterschaft Ende des Jahres in Katar empfehlen, wollte deswegen weg von der Stamford Bridge.

Doch es gibt ein Problem: RB spielt längst nicht mehr den Fußball wie noch bis zum Sommer 2020, als er den Verein nach vier Jahren verließ. 28 Treffer in 34 Spielen erzielte er alleine in jener letzten Saison vor dem Wechsel nach England, insgesamt 90 Tore im RB-Trikot sind eine Bestmarke für den von Red Bull finanzierten Club. Zum Vergleich: Für Chelsea schoss er in 89 Spielen 23 Tore.

Werner wurde einst unter Leipzigs Ex-Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick groß. Sein Spiel lebt von der Schnelligkeit, er braucht Räume, um das perfekt auszunutzen. Spannend wird sein, wie er sich nun in den neuen Ballbesitz-Fußball von RB einfügen soll und im System Tedesco funktioniert. Womöglich ändert der Cheftrainer seine Spielweise aber auch leicht ab, das gelang Tedesco in der Vergangenheit bei seinen Mannschaften immer wieder erfolgreich.

Fans sind begeistert – Ansprüche wachsen

Dass nun noch jemand aus der Startelf für Werner weichen müsste und seinen Stammplatz verliert, könnte außerdem im Team durchaus zu Verstimmungen führen. Der Rückkehrer könnte schon am Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen den 1. FC Köln zum Einsatz kommen. Die Fans sind heiß auf den verlorenen Sohn, in den sozialen Medien wurde die anstehende Verpflichtung von ihnen mehrheitlich gefeiert. Schon bei der Ankunft in Leipzig standen Fans für Autogramme und Selfies am Hotel.

RB hat durchaus ein Starensemble zur Verfügung. Damit wachsen auch die Ansprüche. Die Champions League-Teilnahme ist für Tedesco wieder ein unbedingtes Muss. Dabei wird der Coach vor allem auch als Psychologe Talent beweisen müssen. Aus dem Sammelsurium von Nationalspielern aus vielen Ländern können immer nur elf auflaufen. «Wenn du bei einem großen Verein mit vielen ambitionierten Spielern Trainer sein willst, dann gehört das dazu», sagte Tedesco.

Im Portugiesen André Silva und dem derzeit verletzten Dänen Yussuf Poulsen hat RB bereits starke Strafraum-Spieler zur Verfügung, sowie in Deutschlands Fußballer des Jahres Christopher Nkunku einen weiteren schnellen Profi. Im Norweger Alexander Sörloth gibt es in der Offensive eine weitere Alternative im RB-Aufgebot. Und ein weiterer Stürmer kommt ab Sommer 2023: Am Dienstag verpflichtete RB den slowenischen Nationalspieler Benjamin Šeško bis 2028.

Klostermann fällt aus

Während es vor dem Tor ein Überangebot gibt, mangelt es an anderer Stelle. Der wochenlange Ausfall von Verteidiger Lukas Klostermann wegen einer Syndesmoseverletzung trifft RB hart, weil er nicht adäquat ersetzt werden kann. Wie der Club am Dienstag mitteilte, muss der Nationalspieler sogar am linken Knöchel operiert werden.

Von Gerald Fritsche und Thomas Wolfer, dpa

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