Flick muss Aufbauarbeit leisten: Nach der Niederlage gegen Ungarn braucht die Mannschaft neuen Mut. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Hansi Flick sprang als Letzter in den zur Abfahrt längst bereitstehenden schwarz-rot-goldenen Mannschaftsbus. Ein leichtes Lächeln flog über das Gesicht des Bundestrainers.

Man hätte ihn in der Nacht zum Samstag doch wohl nicht einfach stehen lassen, in den Katakomben des Leipziger Fußballstadions? Ein solches Malheur hätte noch gefehlt, am Abend der ersten Niederlage für ihn als Chefcoach der Fußball-Nationalmannschaft. Das 0:1 gegen Ungarn exakt zwei Monate vor dem WM-Start gegen Japan war als Ärgernis schon groß genug.

«Die erste Halbzeit war mit Sicherheit die schlechteste in den 14 Länderspielen. Wenig Mut, wenig Vertrauen, wenig Dynamik, wenig Intensität – viele Fehler», lautete Flicks schonungsloses Fazit. Statt am Montag in Wembley gegen England als Tabellenführer um den angepeilten Gruppensieg in der Nations League zu spielen, muss der Bundestrainer seinen Spielern wie den enttäuschten Fans im Land erklären, wie es beim Turnier in Katar wieder besser laufen kann.

Flick: Niederlage zur richtigen Zeit gekommen

«Die Niederlage ist vielleicht zur rechten Zeit gekommen, das ist mir lieber, als wenn es bei der WM ist», sagte Flick. Die Zeit für harte Urteile sieht er trotz der von Ilkay Gündogan als «sehr langsam, sehr behäbig, kaum flexibel» beschriebenen Leistung nicht gekommen. Nach einem ohnehin schlechten Start hatte das sehenswerte Hackentor von Adam Szalai (17. Minute) das DFB-Team aus dem Konzept gebracht.

«Ich bin natürlich schon enttäuscht, absolut, weil man nie gerne verliert. Aber man muss auch ab und zu mal nicht ganz so die Emotionen rauslassen. Für mich geht es einfach darum, dass wir aus diesem Spiel etwas mitnehmen. Das erwarten wir von uns als Trainerteam, aber auch von den Spielern», sagte Flick.

Bierhoff: WM-Titel bleibt Ziel

Zeitgleich stand Oliver Bierhoff in der Tiefgarage der Leipziger Arena und schwankte in seiner Beurteilung zwischen WM-Sorge und Titel-Trotz. Natürlich bleibe für ihn der Finalsieg am 18. Dezember das große Ziel, versicherte der DFB-Direktor. Auch wenn das im Lichte des Auftritts seltsam klinge. «Na klar, wird man nach dem Spiel sagen, wie kann man das sagen? Aber wir fangen auch bei dem Turnier bei Null an», argumentierte Bierhoff.

Flick kann bei der Aufarbeitung zumindest auf selbstkritische Spieler zählen. «Wir haben definitiv sehr viel zu tun. Wir müssen mehr machen», sagte der nach seiner zweiten Gelben Karte im Wettbewerb in England gesperrte Antonio Rüdiger. Für ihn dürfte in Wembley Nico Schlotterbeck in die Abwehrkette rücken. «Mit unserem Maßstab wissen wir, dass wir mehr können und auch zeigen müssen», sagte Gündogan nach «45 oder auch 90 Minuten zum Vergessen».

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