Kölns Florian Kainz (r) trifft per Elfmeter. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Der VfL Wolfsburg wartet auch nach dem fünften Bundesliga-Spiel unter seinem neuen Trainer Niko Kovac weiter auf den ersten Sieg. Am Samstag setzte es mit 2:4 (1:3) gegen den 1. FC Köln die erste Heimniederlage einer bislang restlos enttäuschenden Saison.

Der frühe Führungstreffer durch Lukas Nmecha in der 2. Minute beflügelte die Wolfsburger nur kurz. Danach demonstrierten die Kölner genau jene Geschlossenheit, Souveränität und Zielstrebigkeit, die der VfL nach drei Trainerwechseln in den vergangenen 14 Monaten immer noch vergeblich sucht. Dejan Ljubicic nutzte in der 22. Minute gleich die erste FC-Chance zum Ausgleich. Ein Eigentor von Paulo Otavio (32.) und ein Foulelfmeter von Florian Kainz (45.+2) drehten die Partie noch vor der Pause. In der zweiten Halbzeit kam der VfL vor 25.654 Zuschauern durch den zweiten Treffer von Nmecha (79.) zwar noch einmal heran. Bezeichnend für den konfusen Auftritt war aber, dass es nur zwei Minuten später durch Sargis Adamyan (81.) wieder 2:4 gegen den VfL stand.

In Wolfsburg ist der Neustart nach der enttäuschenden vergangenen Saison damit schon nach wenigen Wochen erheblich belastet. Die Fans pfiffen am Samstag bereits nach 45 Minuten lautstark. Auch in der zweiten Hälfte wiederholte sich das immer wieder. «Wir wollen euch kämpfen sehen» war zeitweise der Soundtrack zu diesem Spiel.

Neues System bei Wolfsburg

Dabei war das Hauptproblem des VfL schon vor dem Anpfiff zu erkennen. Wieder entschied sich Kovac für ein neues System – Josuha Guilavogui organisierte eine Dreierabwehrkette, Max Kruse spielte hinter zwei Stürmern. Wieder flog in Maxence Lacroix eine vermeintlich wichtige Stütze aus der Startelf. Diesmal saßen in Jakub Kaminski und Mattias Svanberg sogar die beiden teuersten Neuzugänge auf der Bank.

Der VfL wirkt auch nach sechs Pflichtspielen inklusive DFB-Pokal wie ein Puzzle, bei dem die einzelnen Teile weitgehend zusammenhanglos nebeneinander liegen. Den aggressiven und dynamischen Fußball, den Kovac sehen will, spielte seine Mannschaft nur in der ersten Viertelstunde. Ansonsten sucht der neue Trainer noch immer nach der richtigen Formation und dem dazu passenden Stammpersonal.

Köln trotz schwerer Wochen gefestigt

Die Kölner sind im Kontrast dazu noch immer sehr gefestigt, obwohl sich in den vergangenen Wochen ihr bester Torjäger Anthony Modeste verabschiedete und danach ein Defensivspieler nach dem anderen verletzte. In der Volkswagen Arena aber schüttelten sie zunächst mühelos den frühen Rückstand ab und erarbeiteten sich danach Minute für Minute mehr Kontrolle über dieses Spiel.

Zweimal spielten sie die Wolfsburger vor ihren Toren sehenswert aus, vor dem dritten Treffer wurde es dann etwas bizarr. Der FC wollte gerade einen Eckball ausführen, als Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck von seinem Videoassistenten dazu aufgefordert wurde, sich ein Foul von Luca Waldschmidt an Jan Thielmann nochmal auf dem Bildschirm am Spielfeldrand anzuschauen. Die Kölner Fans riefen erst aufgebracht «Fußball-Mafia DFB», ehe ihnen klar wurde: Es gibt Elfmeter für ihr Team. Danach jubelten sie laut los.

Auch in der zweiten Halbzeit hielt sich der FC die plan- und inspirationslos angreifenden Wolfsburger souverän vom Leib. Bei mehreren aussichtsreichen Kontersituationen hätten die Gäste dieses Spiel schon lange vor dem turbulenten Finale entscheiden können. Köln ließ Wolfsburg nach dem 2:3 nur zwei Minuten hoffen – damit ist alles über die Kräfteverhältnisse an diesem Tag gesagt.

Von Sebastian Stiekel, dpa

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