Leverkusens Kerem Demirbay (l) verliert das Kopfballduell mit dem Freiburger Yannik Keitel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Die einen holten sich die historische Tabellenführung, die anderen legten den schlechtesten Saisonstart seit 40 Jahren hin – doch beide taten so, als sei nichts Großes passiert. «Das interessiert mich wirklich sowas von nicht», sagte Christian Streich über die erst zweite Tabellenführung des SC Freiburg in der Historie der Fußball-Bundesliga. Und für seinen Trainerkollegen von Bayer Leverkusen, Gerardo Seoane, scheint die fünfte Niederlage im sechsten Pflichtspiel keine beruflichen Folgen zu haben.

«Natürlich hat er unsere volle Rückendeckung und das Vertrauen, keine Frage», sagte Sportchef Simon Rolfes nach dem 2:3 (1:0) aus Bayer-Sicht. Die Leistung in dieser Partie sei «besser gewesen als letzte Woche» beim eigentlich erlösenden 3:0 in Mainz, sagte Rolfes: «Wir hätten heute gut als Sieger vom Platz gehen können.»

Streich versicherte, dass sein Team auch mit 3:4 hätte verlieren können. «Ergebnismäßig läuft es gerade herausragend für uns. Aber wir haben im Moment auch das nötige Glück», sagte Streich, der zwar schon über zehn Jahre SC-Trainer ist, bei der ersten und zuvor einzigen Tabellenführung am ersten Spieltag im Jahr 2000 unter Volker Finke aber noch U19-Trainer war. «Die letzten drei Spiele waren teilweise gut, teilweise durchwachsen, und wir haben alle gewonnen», sagte Streich: «Das ist manchmal so. Aber ich kann das schon richtig einordnen.»

Spitzenreiter Freiburg bleibt bescheiden

Nach oben blicke in Freiburg trotz der Momentaufnahme derzeit keiner, versicherte der Coach. «In einem Jahr, in dem wir Europapokal spielen, geht es darum, gute Spiele im Europacup zu machen und Freiburg in der Bundesliga zu halten», beteuerte er. «Das ist unser Ziel. Wenn das gelingt, war es ein gutes und schönes Jahr.»

Die Freiburger Spieler taten gar so, als hätten sie die Nachricht vom Sprung an die Spitze durch das 1:1 im Spitzenspiel zwischen Union Berlin und dem FC Bayern München gar nicht mitbekommen. «Ich höre das jetzt zum ersten Mal. Wie haben die Bayern gespielt?», fragte Maximilian Eggestein. Draußen feierten die Fans mit «Spitzenreiter»-Rufen.

In Nationalspieler Matthias Ginter (48. Minute), Michael Gregoritsch mit seinem schon dritten Saisontor (51.) und Ritsu Doan (72.) drehten nach schwacher erster Halbzeit drei Neuzugänge die Partie. Sie sorgten für eine erfolgreiche Generalprobe für die Partie am Donnerstag gegen Karabach Agdam aus Aserbaidschan, Freiburgs erstes Gruppenspiel in der Europa League seit neun Jahren.

Schlechte Leverkusener Stimmung vor der Champions League

Bei Bayer misslang trotz des ersten Pflichtspiel-Treffers von Ex-Nationalspieler Kerem Demirbay (16.) seit genau elf Monaten und dem ersten Saisontor von Torjäger Patrik Schick (65.) derweil die Einstimmung auf den Champions-League-Auftakt am Mittwoch beim FC Brügge. «Wir haben verloren. Wir machen keine Luftsprünge», sagte Seoane. Er habe dennoch «sehr positive Ansätze» gesehen.

Zu denen gehörte auch Callum Hudson-Odoi. Der am Dienstag vom FC Chelsea ausgeliehene Flügelstürmer war in der 60. Minute eingewechselt worden. Keine vier Minuten später bereitete er Schicks Tor stark vor und setzte auch sonst viele Akzente. «Mit meiner Leistung bin ich zufrieden», sagte der englische Nationalspieler: «Aber es geht nicht um mich, es geht um die Mannschaft.» Und die steckt weiter tief in der Krise.

Von Holger Schmidt, dpa

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