Leipzigs Trainer Marco Rose diskutiert nach einem Gegentor mit Marcel Halstenberg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Marco Rose war dieser unbefangene Moment der Nähe im ewig ratternden und oft knallharten Fußball-Geschäft besonders wichtig. «Dass ich ihn liebe und ihm alles Gute wünsche», sagte der Trainer von RB Leipzig. Diese Worte hatte Rose zuvor seinem engen Freund Sandro Schwarz mit auf den Weg gegeben, dessen Mannschaft von Hertha BSC er gerade 3:2 besiegt hatte.

Es war kein gewöhnlicher Abend, was nicht nur an der innigen Freundschaft zwischen Rose und Schwarz lag. Leipzig führte bereits 3:0, ehe es die beachtlich kämpfende Hertha wieder spannend machte. Am Ende war es fesselnd, mitreißend, schlicht spannend – RB Leipzig kann wieder Spektakel, was ganz viel mit Rose zu tun hat.

Nun wartet der HSV im Pokal auf RB

Der 46-Jährige hat seiner Mannschaft binnen weniger Wochen jenen offensiven, schnellen, dauerlaufenden Fußball eingeimpft, der den Club einst in die Bundesliga gebracht hat. Und er hat damit Erfolg. Aus den fünf Spielen nach der Länderspiel-Pause holte RB vier Siege und ein Unentschieden. 

Schon am Dienstag (18 Uhr/Sky) geht die wilde Hatz weiter, dann versucht sich der Hamburger SV in der zweiten Pokalrunde im Leipziger Stadion. Für Leipzig wird es das sechste Spiel binnen 18 Tagen – und das Programm bis zur in vier Wochen beginnenden WM-Pause ist damit nicht mal halb geschafft.

Umso wichtiger sind in dieser Phase Siege, damit der euphorisierte Kopf dem müden Körper weiter Beine macht. «Ich schätze die Energie, die uns das Ergebnis geben kann», betonte Rose. «Das kann man nicht beschreiben. Es war einfach total wichtig, dass wir gewonnen haben.» 

Durch die Tore von Emil Forsberg, Abdou Diallo und Willi Orban vor der Pause hätte es Leipzig durchaus einfacher haben können. Dodi Lukebakio und Stevan Jovetic brachten Hertha zurück, Wilfried Kanga traf kurz vor Schluss den Pfosten. Rose sah das pragmatisch: «Scheiß auf die zwei Gegentore.»

Leipzigs Rose mit leichten Personalsorgen

Das Leipziger Programm zehrt jedoch langsam am Personal. Gegen Hertha konnte Rose seine Bank nicht vollständig besetzen, da Timo Werner mit einem Infekt ausfiel. Gegen den HSV fehlt Christopher Nkunku, nachdem er sich am Sonntag kurzfristig einer Handgelenks-Operation unterziehen musste, zudem droht ein Ausfall von Forsberg, der gerade wieder auf einem Hoch ist. «Ich musste etwas früher runter wegen der Adduktoren. Mal gucken, wie es aussieht», sagte der schwedische Nationalspieler. Der sensible Bereich um die Hüften ist bei Forsberg ein Dauerthema.

Dabei verbindet gerade der 30-Jährige beste Erinnerungen mit dem HSV. «Gegen die habe ich ja ein Tor geschossen», meinte Forsberg. Nicht irgendein Tor, sondern jenes zum vorentscheidenden 3:1 im Halbfinale 2019, was Leipzig die erste von bisher drei Endspiel-Teilnahmen in Berlin bescherte. David Raum war zwar bei keiner Ausgabe dabei, die besondere Beziehung von RB zum Pokal hat er dennoch mitbekommen. Es sei «unser Wettbewerb, der uns gehört», meinte der Verteidiger.

Eigentlich müsste Rose gegen Hamburg ein wenig rotieren, doch es mangelt an Alternativen. In der Offensive spielen Christopher Nkunku und Dominik Szoboszlai seit Wochen durch, gleiches gilt für Xaver Schlager im zentralen Mittelfeld. Und Willi Orban stand in der Liga, im Pokal und der Champions League in dieser Saison in jeder Minute auf dem Platz. Ohne solche Siege wie jenem gegen Hertha würde es womöglich gar nicht funktionieren.

Tom Bachmann, dpa

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