Leipzigs Mohamed Simakan jubelt nach seiner Vorlage für Werner zum 3:1. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Nach der Gala gegen Real Madrid hatten die Leipziger trainingsfrei, konnten als Champions-League-Sieger-Bezwinger die Akkus auftanken.

Das erste Zwischenziel mit dem europäischen Überwintern zumindest in der Europa League ist erreicht, bevor am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der Bundesliga mit Bayer Leverkusen die nächste Herausforderung wartet. Die K.o.-Runde in der Königsklasse soll dann am kommenden Mittwoch in Warschau gegen Schachtjor Donezk gebucht werden. 

Vorteil RB: Dank des 3:2-Coups gegen die Königlichen reicht gegen die Ukrainer ein Punkt. «Wir sind noch nicht weiter, wir haben uns ein Endspiel erarbeitet in Warschau gegen Schachtjor, jetzt müssen wir den letzten Schritt gehen», sagte Cheftrainer Marco Rose, der genau nach dem 1:4 gegen Donezk das Traineramt von Domenico Tedesco übernommen hatte. 

RB stoppt Real-Serie

Seitdem haben die Sachsen wettbewerbsübergreifend sechs Heimsiege hintereinander gefeiert. Und nun die in 16 Pflichtspielen ungeschlagenen Königlichen gestoppt. «Wir haben genau das, was wir wollten. Wir haben es in der eigenen Hand», sagte Nationalstürmer Timo Werner und lobte sein Team: «Wir haben immer wieder Lösungen gefunden, Real vor Probleme gestellt – genau so muss man gegen große Mannschaften spielen.»

Gleich nach Abpfiff wertete er mit Nationalmannschafts-Kollege Antonio Rüdiger die Partie aus. Sein ehemaliger Weggefährte vom VfB Stuttgart und FC Chelsea war stocksauer: «Wir haben die ersten 15, 20 Minuten gepennt. Wir waren einfach nicht bereit, die Zweikämpfe zu gewinnen, die sie gewonnen haben. Wir brauchen auch keine Ausreden suchen». So ließen sich die Leipziger feiern, während RB-Boss Oliver Mintzlaff seinen Coach mittig auf dem Rasen innig umarmte. «Marco hat die Mannschaft sehr schnell hinter sich gebracht und strahlt einen tollen Spirit aus», sagte Mintzlaff.

Mit neun Zählern ist das europäische Überwintern abgesichert. Die Zukunft von RB auch. «Es ist ja nicht so, dass sich Dietrich Mateschitz jeden Tag in unseren Club eingebracht hat, sondern er hatte diese Idee. Diese Idee haben wir Stück für Stück mit vielen Menschen umgesetzt. Diesen tollen Weg, den er für uns eingeschlagen hat, den wollen wir mit noch mehr Kraft, noch mehr Energie und noch mehr Spirit weitergehen. Es wird sich grundsätzlich nichts ändern», sagte Mintzlaff dem TV-Sender DAZN. 

Nach Mateschitz‘ Schnapsidee, in Leipzig 2009 einen hochkarätigen Fußball-Club aus der Taufe zu heben, wurde mit dem Sieg gegen den Champions-League-Sieger ein nächstes Ausrufezeichen gesetzt. Seine vielen Anschub-Millionen wurden gerade vom Schwaben Ralf Rangnick seit 2012 sinnvoll eingesetzt.

Rangnick: RB Nummer zwei in der Liga

Vier Jahre später erlebte der Red Bull-Gründer selbst in der Arena den Bundesliga-Aufstieg. Ex-Trainer Ralf Rangnick sieht Leipzig am Ende der Saison als die Nummer zwei in der Fußball-Bundesliga – mindestens. «Ich sehe sie in der Breite wie in der Qualität des Kaders als die stärkste Mannschaft neben Bayern», sagte der Nationaltrainer Österreichs der «Sport Bild» (Mittwoch). 

Mittlerweile ist der Pokalsieger breit und sicher aufgestellt, hat mit Volkswagen, Porsche und Nike große Partner und legte – parallel wie im Sportlichen – auch finanziell einen rasanten Anstieg hin. Waren es im letzten Zweitliga-Jahr 2015 noch 80 Millionen Euro Umsatz, so verbuchte die Rasenballsport Leipzig GmbH zum 30. Juni 2021 knapp 370 Millionen Euro Umsatzerlöse – trotz Corona-Pandemie. Das erfreute auch Gesellschafter Red Bull, der 99 Prozent der Geschäftsanteile hält. Um die 50+1 Regelung zu erfüllen, hält der Verein RB Leipzig 50 Prozent plus eine Stimme in der Gesellschafterversammlung, unabhängig von dem in die Gesellschaft eingebrachten Stammkapital. 

Noch zu Zweitliga-Zeiten wurde 2014/15 die Lizenzspielerabteilung sowie die mittlerweile gewinnbringende Nachwuchsabteilung in die GmbH ausgegliedert. Inzwischen vollzogen auch die in die erste Liga strebenden RB-Frauen diesen Schritt. In der Führungsriege stellte sich RB breiter auf, holte neben Vorstandschef Mintzlaff noch Finanzchef Florian Hopp sowie Johann Plenge für die Unternehmensentwicklung und Unternehmenssteuerung ins Boot. 

Ab 15. Dezember kommt in Max Eberl erstmals noch ein Sport-Geschäftsführer dazu. Denn das für die Außenwelt kompliziert nachzuvollziehende RB-Konstrukt muss auch Schulden tilgen. Diese beliefen sich in der Bilanz 2021 bei knapp 60 Millionen Euro. «Wir diskutieren über jeden Euro, den wir ausgeben. Es ist ja nicht so, wie oft kolportiert wird, dass es bei uns wie bei Dagobert Duck einen großen Speicher gibt, der immer voll ist», hatte Mintzlaff im Aufstiegsjahr mal zur Deutschen Presse-Agentur gesagt. 

Frank Kastner, dpa

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