Dortmunds Youssoufa Moukoko jubelt nach seinem Tor zum 0:1. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Nach dem mühevollen Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals bedankten sich die erleichterten Profis von Borussia Dortmund bei Torhüter Gregor Kobel. Auch dank einer überragenden Leistung des Schweizers setzte sich der wieder mal rätselhafte BVB am Mittwoch mit 2:0 (1:0) beim Zweitligisten Hannover 96 durch.

«Wir hatten Gregor Kobel im Tor. Ich glaube, das war unser Glück heute. Weltklasse», sagte Mittelfeldspieler Emre Can bei Sky. «Man muss ehrlich sein, es war kein gutes Spiel von uns.»

Ein Eigentor von Bright Arrey-Mbi (11. Minute) und ein Elfmetertreffer von Jude Bellingham (71.) sorgten für den schmeichelhaften Sieg. Zur erneut merkwürdigen Leistung kam hinzu, dass der eingewechselte Karim Adeyemi (85.) für eine Notbremse vor 49.000 Zuschauern die Rote Karte sah. «Es war ein typisches dreckiges Pokalspiel», sagte Kobel. «Wir stehen im Achtelfinale. Aber klar ist es nicht unser Anspruch, so viele Chancen zuzulassen.»

Ist es nun ein Mentalitäts- oder Qualitätsproblem? Vielleicht sogar beides? Nach dem 0:2 bei Union Berlin wurde wieder mal über die BVB-Leistungen diskutiert. Im Pokalspiel nun beim Zweitligisten benötigte die Borussia jedenfalls einen Wachmacher, um ins Spiel zu finden. Im Anschluss an eine Ecke hatte 96-Stürmer Havard Nielsen in der 6. Minute die Riesenchance aufs 1:0, seinen Versuch wehrte Kobel in höchster Not ab. «Das große Thema bei uns wird die Chancenverwertung sein. Und wenn man das nach einem Spiel gegen Borussia Dortmund sagen kann, ist das eigentlich ein Kompliment», sagte Hannovers Hendrik Weydandt.

BVB ohne Führungsspieler

Der BVB präsentierte sich in all seinen widersprüchlichen Mustern. Erst übernahmen die Gäste die Kontrolle über das Spiel. Nach feinem Pass von Julian Brandt kam Youssoufa Moukoko an den Ball, kurz darauf fälschte Arrey-Mbi seinen Schuss aus spitzem Winkel ins eigene Tor ab. Dann beherrschte der BVB eigentlich das Geschehen. Bis sich das Terzic-Team wieder mal aus unerklärlichen Gründen zurückzog und extrem nachlässig wurde. Nur zwei Glanztaten von Kobel gegen Nielsen (31.) und Maximilian Beier (32.) verhinderten den Ausgleich.

Möglicherweise lag es auch daran, dass Terzic auf einige Führungsspieler verzichtete. Routinier Mats Hummels und Mittelfeldmotor Jude Bellingham bekamen Pausen und saßen zunächst auf der Bank. Kapitän Marco Reus zählte angeschlagen nicht zum Kader. So führte Niklas Süle den BVB erstmals als Kapitän an, die immer wieder auftretenden Nachlässigkeiten konnte aber auch der Nationalspieler nicht eindämmen. Kurz vor der Pause wurde Hannover wieder nach einer Ecke gefährlich, den Kopfball von Julian Börner (44.) fing Kobel.

Bellingham verwandelt Strafstoß

Dass hier ein Zweitligist gegen einen Champions-League-Club antrat, sah man kaum. Im Gegenteil: Nach der Halbzeit drückte Hannover sogar auf den Ausgleich. In der 53. Minute war erneut ein 96-Stürmer frei vor dem BVB-Tor, diesmal konnte Hendrik Weydandt jedoch aus wenigen Metern den Ball nicht verarbeiten. Auch dass Hannover-Coach Stefan Leitl freiwillig auf Kapitän und Stammtorwart Ron-Robert Zieler verzichtete, fiel nicht wirklich ins Gewicht. Ersatzmann Leo Weinkauf sah beim 0:1 zwar etwas unglücklich aus. Ansonsten war er zur Stelle, wenn er gefordert wurde.

Terzic hatte schnell genug davon, dass von seinem Team nach der Pause so gut wie nichts kam. Am liebsten hätte er vor allem den erschöpften Bellingham komplett geschont. Angesichts des schwachen Auftritts brachte er ihn und Hummels in der 62. Minute aber doch. Und der junge Engländer ergriff gleich die Initiative. Börner foulte ihn im eigenen Strafraum, den fälligen Strafstoß verwandelte Bellingham selbst. Nun schien wieder alles unter Kontrolle. Bis der BVB in einen Konter geriet, den Adeyemi nur per Notbremse gegen Köhn unterbinden konnte.

Felix Schröder und Nils Bastek, dpa

Von