Bo Svensson hat hohe Ansprüche an seine Fußballprofis und die Spielweise des FSV Mainz 05. Doch nach dem ersten Heimsieg der Saison hatte selbst der kritische Cheftrainer nichts zu bemängeln – sondern nur Lob parat.
«Ich war froh und habe es genossen, was für eine Leistung wir gebracht haben», sagte der Däne nach dem 5:0 (3:0) gegen den 1. FC Köln. Der Kantersieg war das glänzende Finale einer perfekten englischen Woche mit zuvor zwei Erfolgen bei Werder Bremen (2:0) und im Pokal beim VfB Lübeck (3:0). Vor allem die Art und Weise des Auftretens gegen Köln war beeindruckend. «Die Mannschaft ist zu den Tugenden zurückgekehrt und sich bewusst, was wir brauchen, um erfolgreich in der Bundesliga mitzuspielen», sagte Svensson.
Für ihn ist diese geschlossene wie entschlossene Mannschaftsleistung der Schlüssel zum konstanten Erfolg. «Das sichert uns langfristig die Identität, die Punkte und die Siege», betonte er und fügte eindringlich an: «Es gibt aber keine Formel dafür. Man muss es leben.»
Jetzt geht’s zu den Bayern
Ob dies mit dem Selbstvertrauen nach drei Siegen in Serie auch am Samstag beim FC Bayern München gelingen wird? «Das werden wir sehen. Die Bayern sind nicht so schlecht, egal wie gut wir drauf sind», sagte Svensson. «Es ist aber eine geile Möglichkeit, gegen eine der besten Mannschaften der Welt zu spielen.»
Wie eine der drei besten Mannschaften der Liga durften sich die Mainzer zumindest für eine Nacht als Tabellendritter mit immerhin schon 18 Punkten fühlen. Auch wenn es nur eine Momentaufnahme war, hält Stürmer Karim Onisiwo nichts für unmöglich. «In Mainz ist erst einmal der Klassenerhalt das Ziel, aber wenn man schnell über 20 Punkte kommt, kann man sich schon nach oben orientieren», meinte er. «Ich denke, dass wir uns nicht klein machen müssen.»
Dies wollte der österreichische Nationalspieler, der an fast allen spielentscheidenden Szenen und Aktionen beteiligt gewesen war, nach einer überragenden Leistung auch in Bezug auf seine Person nicht machen. «Super geil. Das war eines meiner besseren Spiele in dieser Saison. Ich habe vorne viel herumgewirbelt», sagte Onisiwo über seine Hauptrolle bei einem «schönen Fußballfest».
Spielentscheidend war aber auch der Doppelfehler des Kölner Luca Kilian. Erst verursachte er einen Strafstoß durch ein Foul an Onisiwo, den Marcus Ingvartsen (11. Minute) zur Führung verwandelte, dann attackierte er Onisiwo (28.) ein zweites Mal und musste nach Gelb-Roter Karte vom Platz. Danach nutzten die Gastgeber das Überzahlspiel zu weiteren vier Treffern durch Dominik Kohr (35.), Anton Stach (40.), Aaron (73.) und Onisiwo (83.). «Die Gelb-Rote Karte war natürlich ein Dosenöffner, danach haben wir es aber auch seriös runtergespielt und in der Höhe verdient gewonnen», sagte Mittelfeldspieler Kohr.
Stach hofft auf WM-Chance
«Es war der perfekte Abschluss der englischen Woche. Wir haben hoch gewonnen und dabei auch noch zu Null gespielt», bilanzierte Stach. «Besser geht es nicht.» Für sich selbst hofft der Nationalspieler, dass seine Chancen auf die WM-Teilnahme durch den Mainzer Höhenflug steigen. «Ich rechne mir noch Chancen aus», sagte der 23 Jahre alte Mittelfeldspieler, der sich mit einer starken Leistung dem auf der Tribüne sitzenden Bundestrainer Hansi Flick empfahl.
Hochzufrieden mit der Darbietung der Rheinhessen war auch Sportdirektor Martin Schmidt, der von einer «perfekten Leistung» sprach. Den Aufstieg in der Tabelle für eine Nacht auf einen Champions-League-Platz war für ihn hingegen unerheblich. «Die Tabelle ist etwas für die Fans und für die Träume, aber nichts für uns Funktionäre», sagte der Schweizer.