Union Berlins Paul Jaeckel (r) jubelt nach seinem Tor zum 0:1 mit Teamkollege Jamie Leweling (l). (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Matthias Ginter schaute kurz schräg nach oben auf den Fernseher. Die TV-Bilder vom Spiel des 1. FC Union Berlin beim VfB Stuttgart nahm der Nationalspieler des SC Freiburg in der Interview-Zone des Berliner Olympiastadions eher beiläufig wahr.

Vielleicht ahnte er schon, dass die eigene Tabellenführung nicht von Dauer sein würde, vielleicht stimmt es aber auch, dass sie in Freiburg wie bei Union nicht so viel geben, auf das auch nach dem 9. Spieltag immer noch ziemlich überraschende Ranking in der Fußball-Bundesliga. 1. Union Berlin, 2. SC Freiburg und erst dann mit etwas Abstand der FC Bayern München und Borussia Dortmund.

«Aktuell spielt es keine Rolle»

«Aktuell spielt es keine Rolle», sagte Ginter über die Tabellenkonstellation. «Wir haben einen guten Start gehabt, wir haben noch ein hartes Programm vor uns, da brauchen wir alle Energie und alle Körner auch vom Kopf her, nicht, dass wir uns mit anderen Dingen beschäftigen», machte der Abwehrspieler nach dem 2:2 bei Hertha BSC, dem siebten Ligaspiel ohne Niederlage in Serie, deutlich.

Bei den Eisernen, die die Freiburger durch das 1:0 beim VfB schnell wieder an der Tabellenspitze ablösten, klingt das ziemlich ähnlich. «Für mich ist die Tabelle vor allem aussagekräftig nach dem 34. Spieltag», sagte Trainer Urs Fischer in seinem typisch postulierenden Grundsatzton. «Spitzenreiter», diese Vokabel bleibt in Berlin-Köpenick den Fans in ihren Gesängen vorbehalten. Fischer freute sich über die jetzt schon erreichten 20 Punkte. Bei Union reden sie noch von 40 Zählern als Saisonzielmarke, weil die den Klassenerhalt garantieren sollten.

Paralllen zu Leicester

Längst werden aber die Parallelen gezogen, zu Leicester City, dem englischen Sensationschampion von 2016. Dabei stand der nach neun Spieltagen damals nur auf Platz fünf, mit respektablem Rückstand auf Manchester City. Das Märchen des Provinzclubs aus den East Midlands lässt sich aber eben so trefflich übertragen auf die sympathischen Bundesligisten am südwestlichen und nordöstlichen Rand der Bundesliga-Landkarte. 

Ein wenig anders im Glitzer-Business sind sie, mit großer regionaler Fanbasis und den mal freundlich, mal kauzig skurrilen Trainern Fischer und Christian Streich – das verbindet die Clubs. Mit Wohlwollen wird auch notiert, dass kein Verein aktuell länger an seinen Übungsleitern festhielt als Union und Freiburg. Die Treue zahlt sich gerade aus.

Die Prognosen waren skeptisch, nach Platz fünf und sechs plus Pokalfinale für Freiburg in der Vorsaison, was schon große Erfolge waren. Die Doppelbelastung mit der Europa League würde den Underdogs zu schaffen machen. Pustekuchen. Beide haben in Europa guten Chancen auf ein Überwintern und in der Liga jeweils erst ein Spiel verloren. 

Super-Sonntag nach Europacup

Und jetzt kommt nach den internationalen Aufgaben am Donnerstag für Freiburg in Nantes und Union gegen Malmö der große Super-Sonntag. Besser hätten es die Spielplanmacher der Deutschen Fußball Liga nicht vorausahnen können. Erst empfängt Union um 17.30 Uhr Borussia Dortmund. Zwei Stunden später sind die Freiburger in München zu Gast. Aktuell haben die Breisgauer zwei Punkte Vorsprung auf die derzeit oft mit sich hadernden Branchenführer, für Union sind es sogar vier. Auch nach dem 10. Spieltag wird der Tabellenführer also Union oder Freiburg heißen.

Von