Ohne atmosphärische Störungen war die Beziehung fast nie, nun scheint sie zu zerbrechen: Investor Lars Windhorst will sein Engagement bei Hertha BSC beenden. Nach einem Streit bietet er dem Club den Rückkauf seiner Mehrheitsanteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA an – für den ursprünglichen Kaufpreis von 374 Millionen Euro. Wie könnte es nun weitergehen?
Szenario 1: Hertha kauft die Anteile zurück
Eine sehr unwahrscheinliche Variante. Ein Rückkauf von Windhorsts Anteilen dürfte für Hertha zu dem Preis finanziell nicht zu stemmen sein. Das muss auch Windhorst wissen. Der Club teilte zu einem potenziellen Verkauf mit: «Hertha BSC bietet Tennor die Unterstützung bei der Käufersuche in einem geordneten Investorenprozess im besten Interesse von Hertha BSC und Tennors Investoren und Gläubigern an.»
Szenario 2: Es findet sich ein anderer Käufer
Das wird davon abhängen, wie viel sie kosten sollen. Vor einem Verkauf könnten die Anteile zunächst von Gutachtern geschätzt werden, berichtet die «Bild»-Zeitung. Dass sie annähernd so hoch bewertet werden, scheint ausgeschlossen. Die Corona-Krise hat Hertha gebeutelt, dazu kommt der sportliche Misserfolg der letzten Jahre. Schon als Windhorst mit seiner Tennor-Gruppe einstieg, wurde der Preis von vielen Beobachtern als sehr hoch eingeschätzt. Ob der 45-Jährige willens ist, einen großen Verlust in Kauf zu nehmen, scheint fraglich. Nach Recherchen des «Tagesspiegel» soll er bereits länger auf der Suche nach einem Käufer sein. Bisher offenbar ohne Erfolg.
Hertha soll dem Bericht zufolge bei einem Verkauf der Anteile zudem zustimmen müssen. In diese Richtung hatte sich auch der damalige Geschäftsführer Finanz, Ingo Schiller, in einem «Spiegel»-Bericht im September geäußert. Hertha habe rechtliche Möglichkeiten, einen Verkauf an unliebsame Investoren zu verhindern. Der Club verwies am Mittwoch darauf, dass man sich zu Vertragsinhalten nicht äußere.
Szenario 3: Die Causa geht weiter
Dass sich der Verkauf der Anteile lange zieht, erscheint aktuell am wahrscheinlichsten. Es wird spannend sein, wie Hertha und der Investor diese Phase gestalten. Windhorsts Einfluss auf das operative Geschäft ist begrenzt. Seinen Posten im Beirat der KGaA hatte er bereits im Frühjahr aufgegeben und mit einem Vertreter besetzt. Eine Mehrheit hat er dort nicht, sondern das Hertha-Präsidium. Das Gremium muss vielen Geschäften zustimmen, etwa dem jährlichen Budget und Transaktionen von über 25 Millionen Euro.