Robert Lewandowski kann den Elfmeter nicht verwandeln. Das Spiel gegen Mexiko endet torlos. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

Die Szene seines entscheidenden Elfmeter-Fehlschusses ließ Robert Lewandowski auch nach dem Schlusspfiff keine Ruhe. Immer wieder schaute sich der Weltfußballer die Aktion auf einem Monitor in der Kabine an, wie Nationaltrainer Czeslaw Michniewicz berichtete. «Ich weiß, wie sich ein Kapitän fühlt, wenn er einen Elfmeter verschießt. Er war sehr emotional», sagte Michniewicz.

Sein Führungsspieler verpasste es beim Nervenduell vom Punkt, sich beim 0:0 gegen Mexiko zum umjubelten Mann des Abends zu küren. In dieser Rolle ließ sich Mexikos Torwart-Legende Guillermo Ochoa von den lautstarken lateinamerikanischen Fans feiern.

Blick auf die nächsten Aufgaben

Lewandowski verließ das Stadion schnellen Schrittes und mit gefasster Miene, mühte sich, den Blick auf die nächsten Aufgaben zu richten. «Jetzt bereiten wir uns auf das nächste Spiel gegen Saudi-Arabien vor. Es wird ein sehr wichtiges Spiel für uns», sagte der 34-Jährige, der dann in seinem fünften WM-Spiel seinen ersten Treffer erzählen will.

Durch den vorangegangenen Überraschungs-Sieg von Saudi-Arabien gegen den großen Gruppen-Favoriten Argentinien um Superstar Lionel Messi ist die Ausgangslage in der Gruppe C nun enorm spannend – und die Möglichkeit Polens auf das erste WM-Achtelfinale seit 1986 weiter aussichtsreich.

Bei einem Sieg gegen die Saudis würden Lewandowski & Co. mutmaßlich sogar als Tabellenführer in das finale Duell in der folgenden Woche gegen Argentinien gehen. «Wer das Spiel am Samstag gewinnt, wird dicht daran sein, in der Gruppe weiterzukommen», sagte Lewandowskis Teamkollege Robert Gumny vom FC Augsburg.

Matchwinner Torwart Ochoa

Während Lewandowski als einer der Ersten vom Rasen des Stadions 974 ging, feierten die Mexikaner ihren Matchwinner Ochoa. Der 37-Jährige parierte den Schuss von Lewandowski mit einem herausragenden Reflex (58. Minute). «Gut, dass ich den Elfer abwehren konnte, ich bin sehr glücklich darüber. Wir haben zu Null gespielt und kein Gegentor bekommen – das ist ein guter Punkt», sagte Ochoa.

Mit dem Torwarttrainer der Mexikaner habe er seit mehreren Wochen Videos von gegnerischen Elfmeterschützen studiert, verriet der Routinier. «Man schaut sich mehr als 15, 20 Elfmeter an, aber man weiß nie, für welche Seite man sich entscheiden soll», sagte Ochoa. Er wurde bei seiner fünften WM-Teilnahme zum ersten mexikanischen Keeper seit 1966, der einen Elfmeter während der regulären Spielzeit einer WM-Partie halten konnte.

Coach Gerardo Martino war mit der Leistung seines Teams zufrieden, sagte aber auch: «Wir hätten das Spiel gewinnen müssen.» Denn auch die Mexikaner stehen im brisanten Duell mit Argentinien am Samstag nun unter Druck. «Wir spielen gegen einen großen Titelkandidaten», sagte Martino, den die Niederlage von Messi und seinem Team nach eigenen Worten nicht überrascht hat. «Wir müssen unser Spiel spielen und versuchen, zu gewinnen.»

Wie ein Heimspiel für Mexiko

Dann dürfte El Tri erneut von Zehntausenden Fans unterstützt werden. Nach FIFA-Angaben 90.000 Mexikaner in und um das Stadion am Hafen von Doha machten den Turnierauftakt für ihr Team zu einem stimmungsvollen Heimspiel, bei dem durch das Gehüpfe mitunter sogar die Tribüne vibrierte. «Ich danke ihnen für das, was wir heute erleben durften», sagte Ochoa. «Es hat sich angefühlt wie ein Heimspiel.»

Im Gegensatz zum heißblütigen Jubel und La-Ola-Wellen für ihre Auswahl bedachten die zahlreichen mexikanischen Fans unter den 39.369 Zuschauern Lewandowski schon beim Aufwärmprogramm mit reichlich Pfiffen. Beim entscheidenden Schuss vom Punkt versagten dem sonst so sicheren Elfmeterschützen dann die Nerven. «Sowas passiert einfach. Großartige Spieler vergeben mal einen Elfmeter, das ist auch anderen wie Maradona passiert. Das ist Fußball», sagte Michniewicz. «Es ist so schade für Robert. Ich weiß, wie sehr er dieses Tor wollte.»

Christian Kunz, Miriam Schmidt und Patrick Reichardt, dpa

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