Bundestrainer Hansi Flick hofft, dass alle seine WM-Spieler ohne Blessuren durch das Wochenende kommen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa)

Noch einmal zittern: Das letzte Bundesliga-Wochenende dieses mit Fußball vollgepackten Jahres wird auch der Bundestrainer mit einer gewissen Anspannung verfolgen.

Nur ein paar Tage vor dem WM-Eröffnungsspiel in Katar müssen sich Hansi Flicks Nationalspieler mit Dingen wie Abstiegskampf, Europa League und Platz neun beschäftigen – möglichst ernsthaft und ohne sich zu verletzen. «Wir müssen gucken, dass wir das Rad nicht überdrehen, dass die Spieler nicht zu sehr in die Mühle geraten», sagte Flick vor den letzten Liga-Spielen nachdenklich. Die Liga-Trainer teilen diese Sorgen.

Leipigs Rose: «Am Ende des Tages einfach zu viel»

«Es ist alles grenzwertig», sagte Eintracht Frankfurts Oliver Glasner. «Am Ende des Tages ist es einfach zu viel», sagte RB Leipzigs Marco Rose. Freiburgs Christian Streich äußerte kritisch: «Es wird immer mehr an der Schraube gedreht, bis sie halt bricht.» Die Leistungsträger während der englischen Wochen vor der WM-Pause – oder sogar für den Saisonhöhepunkt – zu schonen, ist den Clubs kaum möglich. Dafür geht es um zu viel.

Nationalspieler Leon Goretzka berichtete in der «Süddeutschen Zeitung» von Gesprächen aus der Kabine des FC Bayern und einer «klaren Ansagen» von Trainer Julian Nagelsmann. Bewusst zu versuchen, Verletzungen auf dem Rasen zu vermeiden, sei die falsche Herangehensweise. «Meistens passiert was, wenn du nicht voll und ganz reingehst. Dementsprechend hauen wir uns in jeden Zweikampf rein», sagte Goretzka.

Immerhin: Die Bundesliga macht nach der WM eine mehrwöchige Auszeit und setzt die Saison mit dem 16. Spieltag am 20. Januar fort. In England, wo vier Flick-Profis spielen, wird hingegen bereits wieder am traditionellen Boxing Day am 26. Dezember und damit nur acht Tage nach dem WM-Finale von Doha am 18. Dezember gespielt. «Es ist bei uns anders in Deutschland als in England. Ich finde es super, dass wir nach dem Turnier eine Pause haben, die Spieler eine Pause haben», sagte Flick.

Diese Terminhatz hatte zuletzt unter anderen Startrainer Pep Guardiola vom englischen Meister Manchester City kritisiert. «Ich kann absolut verstehen, wenn Pep Guardiola das anmahnt», sagte Flick. Der Deutschen Fußball Liga könne man ob der Terminplanung «ein Kompliment» machen.

Die vier Premier-League-Profis im DFB-Kader, Ilkay Gündogan (Manchester City), Kai Havertz (FC Chelsea), Thilo Kehrer (West Ham United) und Armel Bella Kotchap (FC Southampton), sind allesamt an diesem Samstag gefordert. Die in Spanien angestellten Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) und Antonio Rüdiger (Real Madrid) haben am Wochenende schon frei. Alle anderen 20 deutschen Nationalspieler im WM-Aufgebot spielen in der Bundesliga.

DFB-Auswahl reist ins Kurztrainingslager

Die offizielle Abstellungsfrist durch den Weltverband FIFA beginnt am Montag. Die DFB-Auswahl fliegt gleich an diesem Tag in ein Kurztrainingslager in den Oman. Dort steht am Mittwoch ein Testspiel gegen den Gastgeber an. Eine Woche später folgt das erste WM-Spiel in Katar gegen Japan. «Nach meinen Informationen ist es so, dass wir bis 24 Stunden vor dem ersten Spieltag noch mal nachnominieren können, wenn etwas passiert, wenn sich jemand verletzt», sagte Flick. «Klar ist es bei uns in unseren Gedanken drin, in unseren Überlegungen.»

Die Leistungsträger reisen mit mehr als 20 Spielen seit Ende August in den Knochen zur WM. Freiburgs Kapitän Christian Günter etwa hat noch kein Bundesligaspiel verpasst. «Bis jetzt liegt mir der Rhythmus ganz gut: weniger trainieren, viel spielen. Es macht unglaublich Spaß, und bis jetzt ist der Verschleiß ganz gut. Ich tue alles dafür – auch immer wieder in der Regeneration. Ich hoffe, dass ich es bis zum Ende durchziehen kann», sagte der 29-Jährige.

Sein Trainer Streich sprach von einem «unglaublichem Pensum» für die Nationalspieler. «Die Jungs werden echt gut bezahlt, aber sie leisten auch enormes und verzichten auch auf vieles.» Da musst du Fußball schon richtig lieben und fast ein bisschen crazy sein, damit du das durchstehst und nicht ausbrennst.»

Rose berichtete von negativen Effekten auf die Qualität. «Man merkt, dass die Zweikämpfe unsauberer werden und dass der eine oder andere möglicherweise ein koordinatives Problem bekommt», sagte er. Vielleicht wird das auch in Katar sichtbar.

Arne Richter und Jan Mies, dpa

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