Andreas Rettig kritisiert die Siegerehrung der Fußball-WM in Katar. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

Der frühere DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig hat FIFA-Präsident Gianni Infantino für den Ablauf der Siegerehrung bei der Fußball-WM in Katar kritisiert.

«Herr Infantino hat immer betont, er will die Politik aus dem Sport herauslassen. Nur, wenn es ihm gefällt, dann bleibt sie außen vor. Wenn der Emir ihn um etwas bittet, dann lässt er dies zu», sagte der 59-Jährige in einem Interview des TV-Senders Sky. Während der Pokalübergabe nach dem Sieg Argentiniens gegen Frankreich (7:5 n.E.) war Weltmeister-Kapitän Lionel Messi ein landestypisches schwarzes Bischt-Gewand umgehängt worden.

«Das war unwürdig für eine WM-Siegerehrung», sagte Rettig, diese dürfe nicht instrumentalisiert werden. «In zwei Jahren haben wir die Europameisterschaft in unserem Land – man stelle sich vor, der Bundeskanzler oder auch der Bundespräsident überreicht der siegreichen Mannschaft eine Lederhose und hilft bei der Anprobe. Das Geschrei wäre groß.»

«Katar 2.0» in Saudi-Arabien?

Rettig warf Infantino vor, bei der WM in Katar eine «antieuropäische Haltung» geschaffen zu haben, «nach dem Motto: „Die bösen Europäer“. Gegen den Rest der Welt.» Dass dem Präsidenten des Weltverbandes das gelungen sei, habe auch am mangelnden Zusammenhalt unter den europäischen Verbänden gelegen. Diese hätten keine Konsequenz an den Tag gelegt, «das war ärgerlich», sagte Rettig. Kurz vor dem Turnierstart hatte vor allem das FIFA-Verbot der «One Love»-Kapitänsbinde für Meinungsverschiedenheiten gesorgt.

Der frühere Manager warnte zudem davor, dass die WM 2030 in Saudi-Arabien ausgetragen werden könnte, das im Westen – ähnlich wie Katar – häufig wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht. «Es ist zu befürchten, dass die übernächste WM ein Katar 2.0 wird und in Saudi-Arabien stattfindet. Das wäre der Super-GAU, daran darf ich gar nicht denken», sagte Rettig. Die Vergabe für die WM 2030 findet in zwei Jahren statt.

Es reiche aber nicht, «gegen etwas zu sein», sagte Rettig. «Ich erwarte schon von den Europäern, dass sie sich perspektivisch über die Position eines Gegenkandidaten Gedanken machen, denn so etwas muss vorbereitet sein.» Bei der kommenden Wahl zum FIFA-Präsidenten im März in Ruandas Hauptstadt Kigali tritt der in Deutschland stark kritisierte Infantino ohne Gegenkandidat an. 2027 könnte er theoretisch erneut kandidieren.

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